Studium & Lehre

Zooschule Landau: Die eigene Lehrerpersönlichkeit stärken

Die Zooschule Landau feiert 2022 ihr 30-jähriges Bestehen. Sie wurde 1992 als Kooperationsprojekt von der Universität Koblenz-Landau und dem Zoologischen Garten der Stadt Landau gegründet. Das innovative Konzept dahinter soll Lehramtsstudierenden die Möglichkeit bieten, von Studiumsbeginn an pädagogische Praxiserfahrung zu sammeln.

Unsere Serie Studium & Lehre gibt Antworten und Hilfestellungen rund ums Studium und stellt besondere Projekte vor.

Noch heute hebt Zoodirektor Dr. Jens-Ove Heckel das Konzept der Landauer Zooschule als bundesweit einzigartig hervor: Nach einer Ausbildungs- und Einarbeitungsphase erhalten Studierende die Möglichkeit, als Zoopädagog:innen selbst lehrend tätig zu werden. Davon profitieren nicht nur die teilnehmenden Lerngruppen, sondern auch die angehenden Lehrkräfte: Der Zoo bietet den Studierenden Praxiserfahrung an einem außerschulischen Unterrichtsort. Sie können ihre berufsbezogenen, personalen und sozialen Kompetenzen ausbauen. Schulklassen können ihre Kenntnisse in Biologie und angrenzenden Bereichen in einem außergewöhnlichen Umfeld vertiefen. Idee und Konzeption der Zooschule gehen auf Dr. Gudrun Hollstein zurück. Sie ist als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Institut für Bildung im Kindes- und Jugendalter am Campus Landau tätig und leitet die Institution seit ihrem Bestehen pädagogisch, wissenschaftlich und geschäftsführend.

Unterrichtspraxis selbstständig erproben

Gudrun Hollstein mit einer der Bewohnerinnen der Zooschule, einer Bartagame.

Gudrun Hollstein mit einer der Bewohnerinnen der Zooschule, einer Bartagame.

Hollstein betont, dass die Studierenden als Zoopädagog:innen sorgfältig für ihre pädagogische Arbeit ausgebildet werden, jedoch auch sehr selbstständig agieren können. Kooperation hat in der Zooschule einen hohen Stellenwert. So werden Unterrichtseinheiten in der Regel im Team geplant. Die Lerngruppen werden geteilt, damit die Studierenden mit kleinen Gruppen intensiv arbeiten können. Dabei ist es ihnen auch möglich, Methoden, Medien und Differenzierungsstrategien zu erproben. Schrittweise werden die Studierenden mit dem Lehren im Zoogelände vertraut gemacht. Die Themen, die im Unterricht behandelt werden, sind vielfältig. Wie können wir die tropischen Regenwälder mit ihrer Artenviervielfalt schützen? Was können wir tun, damit weniger Kunststoffabfall in unsere Ozeane und Meere gelangt? Wie können wir sorgsam mit unseren begrenzten Ressourcen und Rohstoffen umgehen? Das sind nur einige der vielen Fragen, mit denen sich Alt und Jung in der hier aktiv und forschend befassen können. Dabei nutzt die Zooschule als Erfahrungs- und Lernort das besondere Umfeld des Landauer Zoos mit seiner beeindruckenden exotischen Tiervielfalt. Im Laufe der Jahre hat sie sich zu einer Einrichtung für Bildung für nachhaltige Entwicklung entwickelt. Der Schwerpunkt liegt auf der Biodiversitätsbildung. Im Mittelpunkt zahlreicher Unterrichtseinheiten stehen die Bedrohung und der Schutz der Artenvielfalt.

Im Unterricht werden den Kindern Umweltproblematiken anschaulich vor Augen geführt

Im Unterricht werden den Kindern Umweltproblematiken anschaulich vor Augen geführt. So lernen sie zum Beispiel, welche Auswirkungen Plastikmüll in Ozeanen haben kann.

Bestärkung in der eigenen Studienwahl

Bereits ab dem ersten Semester können Studierende aller Fächer sich in der Zooschule engagieren. Nicht nur innerhalb der Lehramtstudiengänge wird das Angebot genutzt, auch Studierende der Umweltwissenschaften, der Pädagogik oder der Psychologie zeigen sich interessiert. Hollstein erklärt, warum eine Beschäftigung in der Zooschule schon in der Frühzeit des Studiums sinnvoll ist: “Studierende sind zu Beginn des Studiums in der Regel zeitlich noch etwas flexibler in der Gestaltung ihres Studiums und können ein regelmäßiges Engagement oft besser in ihren Studienalltag integrieren.” Ein andauerndes Engagement in der Zooschule habe, so berichtet sie, bereits zahlreiche Lehramtsstudierende bei der Wahl ihres Studienschwerpunkts unterstützen können.

Das Potenzial dazu liegt vor allem in einer weiteren Besonderheit der Zooschule: Die Lerngruppen zeichnen sich durch eine hohe Varianz aus. Kitas, Schüler:innengruppen aller Altersstufen mit unterschiedlichsten Lernvoraussetzungen und Förderschwerpunkten, Erwachsene mit und ohne Beeinträchtigungen, aber auch Senior:innen nehmen das Angebot wahr. Diese diversen Lerngruppen ermöglichen den Studierenden zu reflektieren, wo die eigenen Stärken und Schwächen als Lehrkraft liegen.

Nicht alle Tiere kann man aus nächster Nähe beobachten. Dann helfen Ferngläser, die die Zooschule den Lerngruppen zur Verfügung stellt.

Nicht alle Tiere kann man aus nächster Nähe beobachten. Dann helfen Ferngläser, die die Zooschule den Lerngruppen zur Verfügung stellt.

Für jeden ist etwas dabei

Für Studierende ist die Zooschule also eine gute Möglichkeit, sich persönlich und fachlich weiterzuentwickeln.  Während die Nachfrage nach ihren Angeboten  außerhalb der Universität steigt, verzeichnet Hollstein dennoch eine rückläufige Tendenz bei Studierenden, die diese Ausbildungsmöglichkeit wahrnehmen wollen. Den Grund dafür sieht sie in der „Verschulung“ der Studiengänge seit der Umstellung auf Bachelor- und Masterstudiengänge. Dadurch könnten die Studierende ihre Studienschwerpunkte nicht mehr frei wählen, und sie seien auch zeitlich stärker eingeschränkt, was sie davon abhalte, ihre Freizeit in der Zooschule zu verbringen. “Gerade in der Ausbildungs- und Einarbeitungsphase in der Zooschule sollten interessierte Studierende zeitlich etwas flexibler sein”, erläutert Hollstein. Studierende, die das Angebot nutzen, müssen das während des Semesters wöchentlich stattfindende Begleitseminar wahrnehmen und bei Lehrveranstaltungen im Zoo hospitieren. Doch auch für Studierende, die die nötige zeitliche Flexibilität nicht aufbringen können, gibt es Möglichkeiten, sich im Rahmen der Zooschule weiterzubilden. So können beispielsweise Bachelor- oder Masterarbeiten in ihrem unmittelbaren Umfeld  entstehen.

Studierende können nicht nur dauerhaft, also über viele Semester, in der Zooschule als Lehrkräfte mitarbeiten. Es besteht auch die Möglichkeit, zeitlich befristete pädagogische Praktika zu absolvieren. Der Umfang ist dabei variabel. Auch diese Angebote sollen den Studierenden helfen, ihre professionsbezogenen Kompetenzen weiterzuentwickeln und das pädagogische Potenzial des Lernortes Zoo kennenzulernen.

Wer am Campus Koblenz studiert und die eigene Lehrerpersönlichkeit in einer außergewöhnlichen Lehr- und Lernumgebung reflektieren will, in der andere ihre Freizeit verbringen, kann sich mit Dr. Gudrun Hollstein (hollstein@uni-landau.de) in Verbindung setzen.

Ida Bomm