In der Kolumne schreiben unsere Campus-Reporter, allesamt Studierende in Koblenz und Landau, unplugged aus ihrem Alltag. Heute philosophiert Esther Guretzke über ihre Zukunft nach dem Bachelorstudium.
Lustlos klicke ich mich durch endlose Stellenanzeigen. Ich vergleiche die Anforderungen, mein Profil, ich überlege, was ich von meinem Job erwarte und was potenzielle Arbeitgeber erwarten. Nach fünf Minuten stelle ich fest, dass ich keine eierlegende Wollmilchsau bin, aber, dass ich mich mit ein paar Kompetenzbegriffen sicherlich als solche zeigen kann. Ja, ich arbeite gerne. Ja, ich bin lernfähig und eine meiner größten Stärken: Ich bin begeisterungsfähig. Schnell und effizient kann ich mich in neue Jobs reinfinden. Die Frage, die ich mir stelle, ist jedoch: Will ich das?
Der Bachelor ist beendet und ich stehe vor dieser riesigen Frage, was nun eigentlich passiert. Während ich mir darüber Gedanke mache, dreht sich die Zeit weiter. Sicherlich gibt es Studierende, die genau wissen, was sie nach dem Studium machen möchten. Vielleicht arbeiten sie sogar gezielt auf den einen Job hin. Bei mir ist das nicht so. Ich habe im Urlaub erfahren, dass die Bachelorarbeit bestanden ist und machte mir zum ersten Mal bewusst, dass ich nun einen akademischen Abschluss habe. Auf dem Papier bin ich nun also bereit für die Arbeitswelt. Ein Blick in den Kalender zeigt mir jedoch, dass mir, dieses Jahr zumindest, ein fester Job so gar nicht in den Kram passt. Ich möchte meine Flexibilität und Freiheit noch nicht in der Rumpelkammer abstellen und die Tür schließen. Licht aus, gute Nacht. Das bin nicht ich. Ich möchte kein Zahnrad in einem stetig tickenden Uhrwerk sein. Ich will nicht einfach nur funktionieren und die Wirtschaft bereichern. Ich möchte arbeiten, um zu leben, und ganz nett wäre es, wenn dieser Job mir etwas Spaß macht. Ich schaue mich also weiter nach Masterstudiengängen um, nach Weiterbildungen, Auslandsreisen, potenziellen Jobs.
Bemühen, Streben, Trachten
Dabei stelle ich fest, dass mir viele Möglichkeiten offen stehen. Festgelegt habe ich mich noch nicht, doch werde ich mich wahrscheinlich im kommenden Jahr für einen Master einschreiben. Auf meiner beruflichen To-Do-Liste stehen nun ein paar Weiterbildungen. Außerdem muss ich sagen, so sehr ich Schule verabscheut habe, so sehr habe ich doch das Studieren gemocht. Es fehlt mir tatsächlich ein bisschen. Ich bin sehr idealistisch und verstehe unter Studieren die ursprüngliche Bedeutung, sich intensiv mit etwas auseinander zu setzen. Studieren kommt von dem Lateinischen Wort studeo, was soviel bedeutet, wie sich um etwas zu bemühen, nach etwas streben, nach etwas trachten. Das bedeutet für mich nicht in der vorgeschriebenen Studienzeit die Module durchzubringen, sondern nach Rechts und Links zu schauen. Deswegen möchte ich die Zeit bis zum Master oder zur neuen Arbeit bestmöglich auskosten: Auf der Liste stehen Punkte wie die Bibel durchlesen, die türkische Sprache lernen, einen Tortenkurs belegen und endlich die Bücher in meinen Regal lesen, damit Immanuel Kant, Eve Curie und Victor Hugo nicht nur Requisiten sind.
Protagonist, kein Statist
Wir glauben oft, wir müssten einem gewissen Bild entsprechen, das uns die Gesellschaft vorgibt. Wir sollen Abitur machen, studieren, arbeiten, Eigentum erwerben, heiraten, zwei Kinder für das Familienfoto bekommen und in der Rente zu alten, nörgelnden Greisen werden. Ich entschuldige mich dafür, dass das so verurteilend klingt, aber wer mit diesem Lebensweg glücklich wird, soll ihn auch bestreiten. Aber wir Menschen sind so vielfältig und individuell, dass es nicht den einen perfekten Weg gibt, der für jeden von uns passt. Wir müssen uns kennenlernen und uns fragen, wer wir selbst sind. Wir sollten anfangen, Nein zu Dingen zu sagen, die wir nicht mögen, und uns hinterfragen, warum wir dem Protagonisten im Film mitfiebernd raten, seinen gut bezahlten Job aufzugeben und die Reise seines Lebens anzutreten, uns selbst aber morgens um sechs Uhr wieder der Wecker aus dem Schlaf reißt. Was wir eigentlich im Leben wollen, ist ganz simpel ausgedrückt: Glück. Wir möchten es sehen, fühlen, riechen, schmecken. Wir möchten unser Leben mit allen Sinnen wahrnehmen und sagen können, dass wir Glück empfinden. Aber wonach riecht Glück? Finden Sie es selbst heraus.