Gewusst wie

Job Skills: Wissen, was man kann

Als Bewerber aus der Menge herausstechen - wie das gelingt, verraten Anna Schmidt vom Women Career Center und Anna Lauermann vom KSB im Interview. Foto: Unsplash/Veronica Benavides

Als Bewerber aus der Menge herausstechen - wie das gelingt, verraten Anna Schmidt vom Women Career Center und Anna Lauermann vom KSB im Interview. Foto: Unsplash/Veronica Benavides

Was kann ich besonders gut? Wie präsentiere ich meine Stärken im Bewerbungsgespräch und welche Erwartungen haben Arbeitgeber? Diese Fragen beschäftigen Studierende am Ende des Studiums, wenn es um den Start ins Berufsleben geht. Anna Schmidt vom Women Career Center und Anna Lauermann vom Kompetenzzentrum für Studium und Beruf der Universität Koblenz-Landau geben Antworten.

Die Frage nach persönlichen Stärken ist ein Klassiker im Bewerbungsgespräch. Mal ehrlich: Interessiert das den Arbeitgeber wirklich?

Anna Schmidt: Ja definitiv, man will ja wissen, mit wem man es zu tun hat. Aber eine Standardantwort möchte keiner hören, deshalb sollte man als Bewerber auf sein Alleinstellungsmerkmal hinweisen, also auf die Kompetenzen, die einen ausmachen.

Anna Lauermann: Innovationen kommen im Bewerbungsgespräch inzwischen fast immer gut an. Da kann man als Bewerber auch mal den Spieß umdrehen und fragen, welche Werte und Kompetenzen dem Arbeitgeber wichtig sind.

Stichwort Kompetenzen: Woher weiß ich, was ich kann?

Die Serie

Karriere. Lindsay Henwood/UnsplashDie Arbeitswelt kennenlernen und Perspektiven ausleuchten – wer hier schon im Studium aktiv wird, dem fällt der Berufseinstieg oft leichter. Unsere Serie „Karriere“ informiert zu Möglichkeiten, sich auf den Lebensweg nach der Uni vorzubereiten.

Schmidt: Hier ist es die erste Aufgabe, sich mit sich selbst zu beschäftigen und die Frage zu stellen: Was habe ich bisher im Leben gemacht und was dabei gelernt? Anschließend kann man sich mit anderen darüber unterhalten, mit Freunden, Familie, Kommilitonen. Im Gespräch stellt sich oftmals heraus, welche Stärken einem angerechnet werden.

Lauermann: In einem zweiten Schritt kann man Beratungsstellen aufsuchen, wie das Woman Career Center oder das Kompetenzzentrum für Studium und Beruf unserer Universität. Hier gibt es professionelle Impulse, gerade wenn man glaubt, seine Stärken noch nicht gefunden zu haben.

Wie kann ich mich gegenüber Mitbewerbern behaupten?

Schmidt: Das persönliche Profil schärfen ist hier das Stichwort, denn wenn ich meine Stärken kenne und weiterentwickle, kann ich mich viel besser und selbstsicherer präsentieren. In diesem Sinne ist auch eine Spezialisierung wichtig: Wer schon früh Fortbildungskurse belegt oder seine Seminare den Stärken entsprechend auswählt, kann darauf in einer Bewerbung hinweisen.

Profil schärfen heißt also, schon früh mit der Kompetenzentwicklung anzufangen?

Lauermann: Man kann eigentlich gar nicht früh genug damit anfangen. Manchmal ist man am Ende des Studiums ziemlich verloren, weil man feststellt: Wie kann ich mich von der Masse abheben? Wie gelingt es mir, mein Profil klar herauszustellen? Was für Kompetenzen habe ich bereits und in welchen Bereichen ist mein Profil noch ausbaufähig? Deshalb raten wir immer, so früh wie möglich Schlüsselkompetenzen in den vier übergeordneten Kategorien der Fach-, Sozial-, Methoden- und Selbstkompetenzen zu entwickeln.

Schmidt: Aber auch nach dem Berufseinstieg hört die Kompetenzentwicklung nicht auf, weil sich die Arbeitswelt stetig ändert und mit ihr auch die Anforderungen an Arbeitnehmer. Wenn man nicht lebenslang an sich arbeitet, bleibt man irgendwann hintendran.

Wir sprechen die ganze Zeit nur von Stärken, aber jeder hat auch Schwächen. Wie erkenne ich diese und wie gehe ich damit um?

Lauermann: Auch Schwächen sollten offen kommuniziert werden, denn niemand ist makellos. Ein Studienwechsel und sogar ein Abbruch müssen nicht zwangsläufig negativ sein. Man darf es nicht als Scheitern, sondern als Neuorientierung oder Neustart ansehen und kann es dann auch entsprechend präsentieren. Natürlich sollten im Bewerbungsgespräch die Stärken überwiegen. Mein Tipp: Schwächen aus den Stärken generieren, denn in jeder Stärke steckt auch eine Schwäche. Beides kann dann verknüpft werden, wie zum Beispiel: “Ich bin sehr organisiert, verliere mich aber manchmal in Details.”

Wie finde ich einen Arbeitgeber, der zu meinen Stärken passt?

Lauermann: Praktika sind der ideale Einstieg, um Unternehmen kennen zu lernen und mit potenziellen Arbeitgebern ins Gespräch zu kommen.

Schmidt: Wem neben Studium und Nebenjob keine Zeit für ein Praktikum bleibt, der kann sich auch während diverser Veranstaltungen informieren. Es gibt zum Beispiel immer wieder Börsen, an denen sich Firmen und Unternehmen vorstellen und in direkten Kontakt mit Studierenden treten. Wie beim Career Day, der im Rahmen der Career Week  Ende November am Campus Koblenz stattfinden wird.

Lieber Start-up oder Großkonzern?

Schmidt: Da kommt es ganz darauf an, was man persönlich möchte. Start-ups sind kleinere Einheiten, dadurch eher flexibel, innovativ und gehen tendenziell neue Wege, aber man arbeitet auch mal zu ungewöhnlicheren Zeiten. Wer Sicherheit, ein großes Team und feste Arbeitszeiten schätzt, ist bei großen Unternehmen an der besseren Stelle.

Lauermann: Gesellschaftliche Umbrüche spiegeln sich auch in der Berufswelt wider, so steht inzwischen gerade bei Start-ups immer mehr die Frage im Vordergrund: Wie kann sich der Einzelne in das Unternehmen einbringen? Wenn der Lebenslauf dann Ecken und Kanten hat, ist das gar nicht mal so unerwünscht.

Muss es immer die Großstadt sein?

Schmidt: Auch wenn in den Ballungsgebieten vielleicht mehr Jobs angeboten werden, kommen auf diese auch mehr Bewerber. Koblenz und Landau bieten für Beruf und Freizeit viele interessante Möglichkeiten. Das macht solche kleineren Städte sehr lebenswert. In Koblenz gibt es viele Unternehmen, die sogar Weltmarktführer in ihrer Branche sind. Bei der Career Week und am Career Day kann man einige dieser Arbeitgeber schon mal kennenlernen.

Lauermann: Kleinstädte sind im Allgemeinen etwas persönlicher. Manchmal rufen bei uns zum Beispiel Unternehmen an und interessieren sich für Kontakte zu unseren Studierenden und auch  zu Studienabbrechern. Das ist natürlich an einem kleineren Standort sehr viel eher möglich.

Haben Sie noch einen Tipp, damit das nächste Bewerbungsgespräch garantiert klappt?

Schmidt: Zwei Dinge sind wichtig: Zum einen Wertschätzung für den Arbeitgeber, was heißt: Vorbereiten und das Gespräch ernst nehmen. Zum anderen Authentizität: Man sollte sich nicht verstellen oder eine Rolle spielen. Wenn man von vorneherein weiß, wo die eigenen Kompetenzen liegen, kann man sich viel selbstsicherer präsentieren.

Hannah Wagner