Promovierende im Interview

Emotionen in der Politik

Anna-Maria Renner erforscht in ihrer Promotion, wie man als weiblicher Politiker von Emotionen profitieren kann. Foto: René Lang

Anna-Maria Renner erforscht in ihrer Promotion, wie man als weiblicher Politiker von Emotionen profitieren kann. Foto: René Lang

Welche Emotionen zeigen weibliche Politiker im öffentlichen Raum? Und welche Auswirkungen hat es auf die Wahrnehmung der Wähler, wenn sie es tun? Anna-Maria Renner beschäftigt sich in ihrer Promotion mit dem Zusammenspiel von Emotionen und Politik.

Bitte beschreiben Sie Ihre Forschung in wenigen Sätzen.

Die Serie

Sie forschen, organisieren Tagungen oder schreiben Fachartikel: In dieser Serie berichten wir über Promovierende und ihre Forschung an unserer Universität. Und fragen: Was ist ihr Thema? Was sind ihre Leidenschaften? Wieso haben sie sich für eine Promotion entschieden? Wie organisieren sie ihr Arbeitspensum?

Meine Dissertation trägt den Titel Beyond the double bind – Prevalence & Effects of Female Politicians‘ Emotions. Da ich kumulativ promoviere, kann ich mich auf mehrere Fragestellungen konzentrieren. Anstatt eine zusammenhängende Abhandlung zu verfassen, muss ich mehrere Zeitschriftenaufsätze veröffentlichen, die thematisch zusammenhängen. Fragestellungen meiner Aufsätze sind beispielsweise: Inwiefern beeinflussen Geschlechter-Stereotype die Wirkung der Emotionen von Politikerinnen auf die Wählerschaft? Und entsprechen die Emotionen von Politikerinnen, die sie im Fernsehen zeigen, genderstereotypen Erwartungen?  Um diese Fragen zu beantworten, analysiere ich zum Beispiel TV-Auftritte von Politikerinnen in Talkshows oder Nachrichtensendungen.

Was fasziniert Sie an diesem Thema?

Vor allem die Interdisziplinarität, die das Thema mit sich bringt. So nutze ich neben Theorien meiner Kerndisziplin, der Politikwissenschaft, auch Ansätze aus der Psychologie sowie der Kommunikationswissenschaft. Mit dem Ausdruck von Emotionen geben wir beispielsweise immer auch ein Signal an unsere Mitmenschen weiter und lassen damit Rückschlüsse auf unseren Charakter zu. Deswegen ist es interessant, herauszufinden, wie sich Politiker vor ihren Wählern präsentieren und welche Emotionen bei deren Inszenierung eine zentrale Rolle spielen.

Haben Sie schon Ergebnisse, über die Sie berichten können?

Vorläufige Ergebnisse lassen sich in meinem Online-Exposé detailliert wiederfinden. Im Rahmen eines Online-Experiments zur Frage, welche Wirkung die Emotionen von Politikerinnen vermitteln, habe ich festhalten können, dass Frauen durchaus von emotionaler Kommunikation profitieren können. Dabei stellt sich vor allem ein stereotyp “männlicher” Kommunikationsstil, beispielsweise das Zeigen von Wut, als gewinnbringend heraus. Zusätzlich nutze ich die Daten einer Medieninhaltsanalyse, um herauszufinden, welche Emotionen von Politikerinnen öffentlich gezeigt werden. So präsentieren Politikerinnen nicht nur häufiger Emotionen als ihre männlichen Kollegen, diese sind auch öfter positiv.

Wieso haben Sie sich für eine Promotion entschieden?

Während meines Masterstudiums Empirische Politik- und Sozialforschung an der Universität Stuttgart, habe ich meine Begeisterung für das wissenschaftliche Arbeiten entdeckt. In meiner Masterarbeit beschäftigte ich mich bereits mit dem Thema Emotion und Politik. Im Projekt Die Bedeutung emotionaler Botschaften für politische Urteilsbildung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) schloss sich im Rahmen meiner Tätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin in Landau meine Promotion an. Anfang Oktober bin ich als Stipendiatin an die Graduiertenschule Genderforschung (GGf) gewechselt.

Wie wird Ihre Promotion finanziert?

Über das Stipendium der Graduiertenschule. Zuvor lief die Finanzierung über eine 50-Prozent-Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin des DFG-Projekts.

Welche zusätzlichen wissenschaftlichen Aktivitäten planen oder machen Sie bereits neben der Promotion?

Vor allem arbeite ich an weiteren Publikationen. So auch an einer Veröffentlichung in Zusammenarbeit mit meinem Betreuer Prof. Dr. Jürgen Maier. Ich habe bereits viel von seiner Erfahrung profitieren können, er steht mir immer mit Rat und Tat zur Seite. Zusätzlich dazu nehme ich an wissenschaftlichen Konferenzen teil, wie zum Beispiel in Mannheim und Landau, aber auch im internationalen Raum in Schweden oder Chicago.

Was sind Ihre beruflichen Pläne für die Zukunft?

Ich könnte mir eine Zukunft in der Wissenschaft gut vorstellen. Festgelegt ist in dieser Hinsicht aber noch nichts. Mein erstes Ziel ist der Abschluss meiner Promotion.

Was sollten Studierende mitbringen, die an eine Promotion denken?

Selbstverständlich Spaß an der wissenschaftlichen Arbeit. Dazu zählt meiner Meinung nach Genauigkeit und Akribie. Am wichtigsten ist es, sich schnell von Rückschlägen erholen zu können. Jeder durchlebt im Laufe seiner Promotion “Motivationsdurststrecken”. Da tut es gut, sich die Unterstützung von Mitstreitern zu suchen.

Welche Aufgaben ergeben sich noch im Zuge Ihrer Promotion?

Momentan bin ich damit beschäftigt, Artikel zu überarbeiten, die sich im Publikationsprozess befinden. Nach der Einreichung eines wissenschaftlichen Artikels bei einer Zeitschrift erhalte ich Gutachten mit methodischer oder inhaltlicher Kritik. Auf Basis dieser Gutachten versuche ich den Artikel dann zu verbessern und reiche ihn zur erneuten Begutachtung ein. Erst wenn die Gutachter mit dem Beitrag zufrieden sind, wird er letztendlich auch von der Zeitschrift veröffentlicht. Dieser Teil meiner Promotion gestaltet sich als langwierig, da ich teilweise mehrere Monate  auf Rückmeldung der Zeitschrift warten muss. Abgesehen von der Überarbeitung der Zeitschriftenaufsätze biete ich im Januar 2018 ein Blockseminar zu Wahl- und Parteiensystemen in Landau an.

Was unternehmen Sie, um sich zusätzlich zu qualifizieren?

Zu Beginn meiner Promotion habe ich einen Kurs zum Präsentieren auf Englisch absolviert. Im nächsten Jahr werde ich auch die Bildungsangebote des Interdisziplinären Promotionszentrums (IPZ) wahrnehmen. Außerdem besuche ich die Forschungswerkstatt der Graduiertenschule, um mich mit anderen Stipendiatinnen sowie assoziierten Mitgliedern auszutauschen. Das Kolloquium der Graduiertenschule kann ich zur Vorstellung meiner Dissertation nutzen.

Wie organisieren Sie Ihren Arbeitsablauf?

Mich mit persönlichen Deadlines zu organisieren, gestaltet sich aufgrund der Art meiner Promotion als schwierig. Mein Arbeitsablauf orientiert sich hauptsächlich an der inhaltlichen Rückmeldung und den zeitlichen Deadlines der Zeitschriften. Um diese Deadlines einzuhalten, arbeite ich wöchentlich eine selbst gefertigte To-Do-Liste ab. Generell ist mir dabei eine gute Balance zwischen Arbeit und Privatleben wichtig. Deshalb versuche ich, mir trotz der Freiheiten eines Stipendiums 8-Stunden-Arbeitstage zu planen, um am Feierabend und am Wochenende genügend Zeit für Sport, Erholung und Freunde zu haben. Darüber hinaus strukturiert das Studienprogramm der Graduiertenschule mit Forschungswerkstatt, Kolloquium und Coachings meinen Arbeitsalltag