Erasmus mal anders: Kulturwissenschaftsstudentin Linda Koch verschlug es nicht in eine pulsierende europäische Partymetropole. Sie bevorzugte für ihr Auslandssemester die verschneiten Berge Südtirols. Dort lebte sie in einem rusikalen Haus und genoss eine inspirierende Zeit zwischen Wintersport, Rockkonzerten und Meditationsseminaren.
“Wenn ich früher an Südtirol dachte, kamen mir Klischees von verschlafenen Bergdörfern in den Sinn”, verrät Linda Koch. Über das Programm Erasmus verschlug es sie nach Norditalien. Die 22-Jährige Koblenzerin wollte Italienisch lernen und erfahren, wie es ist, in einen anderen Land zu studieren. Vier Monate verbrachte sie an der Freien Universität Bozen, die wie ihre Heimatuni aus drei Standorten besteht: Bozen, Brixen und Bruneck. Und wie in Koblenz herrschte auch in Südtirol eine familiäre Atmosphäre am Campus: “Die Menschen sind nett und hilfsbereit. Der Studiengang Kultur- und Kommunikationswissenschaften in Brixen ist sehr klein. Die Universität ist winzig. Gerade dadurch ist eine intensive und individuelle Betreuung möglich.”
Wintersport, Talfahrt und Rockkonzert
Und tschüss… !
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Einen Großteil der Abende verbrachte Koch in einer Wohngemeinschaft in einem rustikalen Haus auf einem Berg. Das wechselhafte, mediterran-alpine Wetter ließ im März das Thermometer ansteigen und im Juni den Regen an die Fenster peitschen. Bozen selbst ist eine im Tal gelegene Stadt, die 40 Kilometer vom Campus Brixen entfernt liegt. Koch unternahm viele Ausflüge mit ihren Mitbewohnern und anderen Erasmusstudierenden. “Wer Wintersport und Wandern liebt, wird hier glücklich”, ist sich Koch sicher. “In einer Nacht haben wir an einer organisierten Rodeltour teilgenommen. Das war während der Snow Days, einer dreitägigen Großveransaltung am Campus Bozen, die von Studierenden für Studierende organissiert wird.”
Auch Karaokeabende und Rockkonzerte standen auf dem Programm, ruhiger ging es dagegen bei einem Meditationsnachmittag zu: “Die Meditationsveranstaltung war von einer Kommunikations- und Kulturwissenschaftsstudentin initiiert. Es haben sogar Professoren oder Bibliothekare mitgemacht.” Farbe wurde auf eine Plane geschüttet und mit Händen und Füßen malten die Teilnehmer auf eine große weiße Plane, was sie fühlten, was ihnen in den Sinn kam und was sich zufällig ergab.
Das Auslandssemester in Brixen war für Koch eine Zeit der Entschleunigung und Abwechslung: “In unserem Häuschen hatten wir kaum Internet. Dadurch konnte ich mich auf andere Dinge konzentrieren.” Sie schwärmt besonders von der riesigen Bibliothek der Uni Bozen und vom leckeren italienischen Mensaessen.
Italienisch, Englisch, Deutsch
Das Sprachkonzept der Universität ist mehrsprachig. Drei Veranstaltungen hatte Koch auf Deutsch, eine auf Italienisch. Manche Vorlesungen und Seminare werden außerdem auf Englisch angeboten. “Man kommt mit der deutschen Sprache in Südtirol sehr weit. Deshalb musste ich wirklich dranbleiben, um mein Italienisch zu verbessern, was aber dennoch gut geklappt hat.” Während einem Auslandssemester sollte man laut Koch neugierig sein und auf Leute zugehen: “Die meisten Universitäten haben kostenfreie Angebote, in denen man gut neue Leute kennenlernen kann. Außerdem findet man durch das eigene Engagement in den Seminaren und das Interesse an den Inhalten viel schneller in die neue Sprache hinein und zu den Leuten.”
Esther Guretzke