Vertrauen ist eine harte Währung für Politiker. Wie Volksvertreter die Gunst und das Wohlwollen des Wählers gewinnen, ist allerdings nicht einfach zu beantworten. Nicole Methner, Doktorandin am Institut für Sozial-, Umwelt- und Wirtschaftspsychologie am Campus Landau, erforscht in ihrer Doktorarbeit, welche Faktoren Vertrauen in Politiker beeinflussen.
Bitte beschreiben Sie Ihre Forschung in wenigen Sätzen.
Die Serie
Sie forschen, organisieren Tagungen oder schreiben Fachartikel: In dieser Serie berichten wir über Promovierende und ihre Forschung an unserer Universität. Und fragen: Was ist ihr Thema? Was sind ihre Leidenschaften? Wieso haben sie sich für eine Promotion entschieden? Wie organisieren sie ihr Arbeitspensum?
Ich befasse mich in meiner Doktorarbeit damit, welche Faktoren aus sozialpsychologischer Sicht das Entstehen von Vertrauen beziehungsweise Misstrauen bei Politikern beeinflusst. Hierfür habe ich mich zunächst in einem theoretischen Teil umfassend mit interdisziplinären Vertrauensliteratur beschäftigt, um eine konzeptionelle Basis für den empirischen Teil meiner Untersuchung zu haben. In diesem zweiten Teil untersuche ich, welches Verhalten von Politikern Vertrauen bei Wählern erweckt und wie es gemindert wird. In einem fiktiven Labor-Setting habe ich zunächst analysiert, wie potenzielle Wähler Politiker wahrnehmen, wenn diese Kritik an ihrer Person oder ihrer Politik zustimmen. In einer zweiten Studienserie habe ich dieses Prinzip auf die Politikerinnen Malu Dreyer (SPD) und Julia Klöckner (CDU) im Rahmen der rheinland-pfälzischen Landtagswahlen übertragen. Es zeigte sich, dass potentielle Wähler die Politikerpersönlichkeiten als ehrlicher und freundlicher wahrnahmen und ihnen mehr vertrauten, wenn diese Kritik an sich zuließen anstatt diese abzuweisen oder den Kritiker anzugreifen. Allerdings traf dies in der zweiten Studie nur auf die Wähler zu, welche eine ähnliche politische Orientierung wie die kritisierte Politikerin vertraten.
Was fasziniert Sie an diesem Thema?
Umfragen zeigen, dass viele Menschen in Deutschland Politikern misstrauen. Mich interessiert, wie sich Vertrauen innerhalb einer politischen Landschaft verändert und wie politische Akteure dazu beitragen. Bei Politikern gibt es mehrere Aspekte, die für den Wähler eine Rolle spielen: Dazu gehören Ehrlichkeit, Freundlichkeit sowie Durchsetzungskraft und Kompetenz. Für mich ist spannend zu sehen, wie diese Eigenschaften im Verhalten transportiert werden und welche Folgen sie für das Vertrauen in politische Akteure haben.
Wieso ist Vertrauen gerade für Politiker eine wichtige “Währung”?
Studien deuten darauf hin, dass Vertrauen gegenüber Politikern im Allgemeinen wie auch in Bezug auf konkrete Politik eine Rolle spielt. Beispielsweise hat es Einfluss darauf, ob und wen man wählt. Gerade wenn bestimmte Teile in unserer Bevölkerung nicht wählen gehen, schränkt das die Legitimationsbasis der Regierung ein.
Warum haben Sie sich für eine Promotion entschieden?
Ich war während meines Studiums als Hilfskraft und als Forschungsstudentin in einem Graduiertenkolleg tätig, das sich mit Toleranz und Diskriminierung in sozialen Guppen befasst hat. Schon damals war ich begeistert, wie Forschende an wichtigen gesellschaftlichen Themen arbeiten und darüber diskutieren. Da habe ich Feuer gefangen und verfolge diesen Weg jetzt als Doktorandin weiter.
Wie wird Ihre Promotion finanziert?
In bin Stipendiatin der Konrad-Adenauer-Stiftung und arbeite zudem als wissenschaftliche Hilfskraft in meiner Arbeitseinheit. Zuvor erhielt ich ein Stipendium durch den Forschungsschwerpunkt “Kommunikation, Medien und Politik” (KoMePol).
Welche zusätzlichen wissenschaftlichen Aktivitäten planen oder machen Sie bereits neben der Promotion?
Finanziert durch KoMePol konnte ich dieses Jahr in Leipzig den Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie sowie die Tagung des Forums Friedenspsychologie besuchen. Außerdem konnte ich an einer Autumn School am Graduiertenkolleg “Vertrauen und Kommunikation in einer digitalisierten Welt” in Münster sowie an dem DoktorandInnenworkshop der Fachgruppe Sozialpsychologie in Hamburg teilnehmen. Zudem arbeite ich an Publikationen. Erst kürzlich erschien ein Fachartikel in Group Processes & Intergroup Relations zu den Effekten von Diversität auf Minderheitendiskriminierung, bei dem ich Co-Autorin bin. Außerdem nehme ich an Workshops des Interdisziplinären Promotionszentrums (IPZ) teil, um mich in Sachen Rhetorik und Präsentationstechniken weiterzubilden.
Was sind Ihre beruflichen Pläne für die Zukunft?
Ich möchte erst einmal bis 2019 meine Promotion abschließen. Alles Weitere wird sich dann ergeben.
Was sollten Studierende mitbringen, die an eine Promotion denken?
Ein so großes Projekt wie eine Doktorarbeit erfordert natürlich ein hohes Maß an Strukturiertheit und Selbstständigkeit. Man sollte auch viel Kreativität mitbringen, da man im Forschungsprozess immer neue Wege gehen muss, um Antworten auf die eigenen Fragen zu finden. Außerdem halte ich wissenschaftliche Integrität für eine wichtige Eigenschaft jedes Forschers. In der Psychologie gibt es seit einigen Jahren eine Debatte um die Replikation von Forschungsergebnissen, bei der es um die Reproduzierbarkeit und Transparenz von empirischen Studien geht. So haben Forscherteams, die Experimente anderer Wissenschaftler wiederholten, vielfach Studienergebnisse erhalten, die stark von den Originalstudien abwichen. Jeder Nachwuchswissenschaftler sollte sich mit Blick auf die Replikationsdebatte selbst treu bleiben und offen mit erhobenen Daten umgehen.
Welche Aufgaben ergeben sich noch im Zuge Ihrer Promotion?
Da ich von einem Begabtenförderungswerk finanziert werde, muss ich regelmäßig meine Fortschritte im Promotionsprozess dokumentieren. Als Teil der ideellen Förderung kann ich zudem Seminare und Veranstaltungen zu aktuellen Themen wie beispielsweise Populismus in Deutschland besuchen. Darüber hinaus kümmere ich mich um die Datenarchivierung und Datensicherung in meiner Arbeitseinheit und betreue Abschlussarbeiten.
Wie organisieren Sie Ihren Arbeitsablauf?
Ich habe mir einen Arbeitsplan mit klaren Zeitgrenzen erstellt, in dem ich meine Studienziele formuliert habe. Das halte ich für enorm wichtig, daich so den Blick für das Ganze behalte und mich nicht in Kleinigkeiten verliere. Daneben ist mir aber auch wichtig, die Brille als Wissenschaftlerin gelegentlich abzusetzen und mich auf andere Dinge zu konzentrieren. Dazu gehört neben der Zeit mit Familie und Freunden beispielsweise, dass ich mich ehrenamtlich als Sterbe- und Trauerbegleiterin im ambulanten Hospiz- und Palliativberatungsdienst in Landau engagiere.
Interview: Sandra Erber