Klara Ventz liebt ihr Ehrenamt. Seit vier Jahren engagiert sie sich im Café Asyl, einem Begegnungstreff für Geflüchtete in Landau. Der Mix aus verschiedensten Kulturen, Religionen und Persönlichkeiten hat ihr gezeigt, was Respekt und Toleranz bedeuten.
Wer sind Sie?
Mein Name ist Klara Ventz, ich bin 23 Jahre alt und studiere im zweiten Mastersemester Lehramt Sonderpädagogik mit dem Schwerpunkt Sozialemotionale Entwicklung. Ich komme aus dem Ruhrgebiet, bin aber seit 2013 in Landau und habe meinen Bachelor auch hier gemacht.
Welches Ehrenamt üben Sie aus?
Ich engagiere mich im Café Asyl. Die Initiative wurde 2014 gegründet, weil immer mehr Menschen mit Fluchthintergrund nach Landau kamen und es keine adäquate Anlaufstelle gab, um sich in ungezwungener Atmosphäre zu treffen. Seitdem haben wir ehrenamtlichen Mitarbeiter das Konzept immer wieder anhand der Bedarfe der Geflüchteten weiterentwickelt. Seit 2017 sind wir ein eingetragener Verein.
Was ist das Besondere am Café Asyl?
In unserer Serie Ehrenamt: Studis engagiert zeigen Studierende, wie man die Balance hält zwischen Stundenplan und Initiative.
Unser Konzept basiert auf vier Säulen: Wir haben den Begegnungstreff als Kontaktstelle, um sich mit anderen Menschen zu treffen. Hier kann jeder hinkommen, egal welchen Alters und welcher Herkunft. Meist sind wir etwa 50 Leute. Es sind sowohl Geflüchtete aus Syrien, Irak, Iran, Eritrea, Afghanistan und aus der Türkei dabei, als auch Menschen, die einfach so gerne kommen und helfen wollen. Wir bieten außerdem eine Sprachunterstützung für jene an, die sich in der Ausbildung befinden und Hilfe brauchen. Des Weiteren gibt es die Säule Mobilität, im Rahmen derer wir eine Fahrradwerkstatt eingerichtet haben. Wir sammeln alte Räder, die nicht mehr gebraucht werden und reparieren sie, sodass sie von den Geflüchteten genutzt werden können. Die vierte Säule Alltagsbegleitung umfasst Unterstützung in Extrem- oder Notsituationen oder bei besonderen Dingen im Alltag, sei es bei Behördengängen, bei Familienzusammenführungen oder Ähnlichem.
Wie sind Sie zum Café Asyl gekommen?
Ich bin seit dem ersten Treffen dabei und bin über die Sprachkurse, die damals noch in Kooperation mit der Volkshochschule angeboten wurden, dazu gekommen. Da ich Deutsch studiert habe, viel gereist bin und dadurch mit verschiedenen Sprachen und Kulturen in Kontakt kam, hat mich damals jemand darauf aufmerksam gemacht, dass noch Leute gesucht werden, die Geflüchteten dabei helfen, die deutsche Sprache zu lernen.
Was sind Ihre Aufgaben im Café Asyl?
Ich koordiniere inzwischen gemeinsam mit zwei anderen Ehrenamtlern aus unserem Team den Begegnungstreff, bin mitverantwortlich für die Planung der Termine und Aktivitäten und betreue die Facebookseite. Darüber wickle ich Anfragen ab, leite Ideen weiter, mache auf unsere Treffen aufmerksam und poste interessante Informationen zu Vorträgen und Informationsveranstaltungen für Geflüchtete. Ich bin Teil des Steuerungsteams, das sich einmal im Monat trifft, um alles zu organisieren, was mit den vier Säulen zu tun hat. Für den Begegnungstreff und die Deutschkurse haben wir außerdem noch ein Helferteam und viele ältere Leute helfen über die Stiftsgemeinde, das ist ein großes Glück für uns.
Was passiert beim Begegnungstreff?
Der Begegnungstreff findet jeden ersten und dritten Mittwoch im Monat statt, immer um 16 Uhr. Wir sind zwei Stunden zusammen, bauen gemeinsam auf und ab. Vergangenes Jahr haben wir alle Treffs sehr an den Wünschen der Kinder ausgerichtet, haben viele Kennenlernspiele gemacht, verschiedene Bastelaktionen und ein großes Plätzchenbacken veranstaltet. In diesem Jahr wollen wir das Angebot für junge Erwachsene erweitern, den Kindern durch Dinge wie eine Leseecke etwas mehr Ruhe ermöglichen und gleichzeitig mehr Zeit für Gespräche mit den Eltern und Erwachsenen einräumen.
Was macht Ihnen am meisten Spaß daran?
Ganz klassisch die Arbeit mit Menschen. Ich lerne gerne neue Leute und Kulturen kennen. Ich habe nie so viel über andere Länder und Religionen gelernt, wie in meiner Zeit beim Café Asyl. Außerdem finde ich es toll, wie alle sich einbringen und sich überlegen, wo sie helfen möchten. Jeder, der Lust hat, mitzumachen, kann einfach an einem Mittwoch ohne Voranmeldung vorbeikommen. Wir freuen uns immer über Leute, die uns unterstützen.
Was motiviert Sie zu Ihrem Engagement?
Ich hatte schon immer Spaß am Unterrichten und dachte mir, dass es essenziell wichtig ist, eine Sprache zu lernen, um in einer Gesellschaft oder in einem Land Fuß zu fassen und selbständig handeln zu können. Das war damals meine Motivation, die Sprachkurse zu geben. Es macht mir außerdem unglaublich Spaß, ich bekomme so viel zurück und habe so viel über andere Menschen gelernt, aber auch über mich selbst, über Respekt und Toleranz. Ich finde, jeder sollte sich so einbringen, wie er kann. Wir Studierenden haben vielleicht mehr Zeit als Geld. Da ich nicht so viel spenden kann, bringe ich mich umso mehr mit meiner Zeit ein.
Wie lässt sich Ihr Engagement mit Ihrem Studium vereinbaren?
2015/16 war das alles noch etwas zeitaufwändiger, aber inzwischen ist es für mich super kompatibel mit dem Studium. Facebook betreue ich einfach immer nebenbei, Anfragen und Abholungen koordinieren erfordert nicht so viel Zeit. Beim Begegnungstreff ist man vielleicht eine halbe Stunde früher und länger da, aber wir harmonieren super im Team. Das Schöne ist, dass sich jeder so einbringen kann, wie es seine Zeit erlaubt. Wer nicht im Steuerungsteam ist, muss zum Beispiel auch nicht zu den Sitzungen kommen. Was ich allerdings darüber hinaus privat noch mit den Geflüchteten mache, zähle ich nicht zu meiner Arbeit im Café Asyl. Zum Beispiel helfe ich in meiner Freizeit Familien, mit denen ich mich angefreundet habe, koche mit ihnen, spiele mit den Kindern und helfe dabei, Anträge auszufüllen.
Nina Seel