Melissa Morbach arbeitet ehrenamtlich als Tanztrainerin in einem Turnverein. Ihr Engagement hat sie darin bestärkt, ein Grundschullehramtsstudium am Campus in Landau aufzunehmen. Ohne ihr Ehrenamt wäre ihre Berufslaufbahn anders verlaufen, da ist sich die Studentin heute sicher.
Melissa Morbach, die selbst seit ihrem sechsten Lebensjahr tanzt, ist zwei bis drei Mal in der Woche als Trainerin für ihren Verein im Einsatz. Seit 2011 leitet sie die Jugendabteilung und arbeitet vor allem mit Kindern und Jugendlichen. “Durch die Arbeit im Turnverein kam ich erst darauf, Grundschullehramt zu studieren. Nach der Schule dachte ich, die Arbeit als Lehrerin würde mir die Lust nehmen, auch noch in meiner Freizeit mit Kindern zu arbeiten”, erklärt sie. Nach einem Jahr als Au-Pair in Australien schrieb sich Morbach für das Grundschullehramt mit den Fächern Englisch und Mathematik an der Universität Koblenz-Landau ein. “Ohne meine frühen Einblicke in die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen wäre meine Berufslaufbahn bestimmt anders verlaufen”, schlussfolgert die Tanztrainerin.
Ein Thema vertanzen
In unserer Serie Ehrenamt: Studis engagiert zeigen Studierende, wie man die Balance hält zwischen Stundenplan und Initiative.
Es gehe beim Training im Wesentlichen um den tänzerischen Ausdruck und darum, ein Thema zu “vertanzen”. “Ich habe mit meiner Gruppe einmal einen Tanz unter dem Motto Bunt statt Braun einstudiert, indem wir die Geschichte von Flüchtlingen vertanzt haben”, sagt die Landauer Studentin. Sie beschreibt, wie andere Tanzgruppen Themen wie Träume und Albträume mit ihren Tänzen dargestellt haben. “Ich denke mir die Choreographien selbst aus, wähle die passende Musik und übe alles mit den Kindern und Jugendlichen ein”, schildert sie.
Die Wertschätzung, die man von den Kindern und den Eltern spüre, habe sie darin bestärkt, sich für das Grundschullehramtsstudium zu entscheiden. “Ich werde sogar meine Bachelorarbeit über das Thema Hip-Hop im Fremdsprachenunterricht schreiben”, verrät sie. “Durch die Tanzgruppen habe ich Kontakt zu Flüchtlingen bei mir vor Ort bekommen. In meiner Gruppe sind zwei Mädchen aus Syrien. Sie haben leicht Anschluss bei uns im Ort gefunden, weil sie von Anfang an zu uns in den Verein gekommen sind. Die Mädchen haben schnell Freundschaften geschlossen und die neue Sprache gelernt. Sie wohnen seit über zwei Jahren bei uns im Ort und sprechen jetzt fließend Saarländisch”, berichtet Morbach lächelnd. Manchmal sind die kulturellen Unterschiede in der Tanzstunde ein Thema. “Einmal hatte eines der syrischen Mädchen im Fastenmonat Ramadan nichts zu trinken dabei. Ich habe sie gebeten, den anderen Kindern zu erklären, warum das so ist.”
Mit Geduld und Empathie zum Erfolg
Morbach vertritt auch die Interessen der Kinder und Jugendlichem gegenüber dem Vorstand und achtet darauf, dass Neuerungen für die Jugendabteilung umsetzbar sind. Alle drei Monate nimmt sie an den etwa zwei- bis dreistündigen Vorstandssitzungen teil. Ansonsten treffen sich die Trainer auch privat und sprechen über die Vereinsarbeit. Ein großes Thema sei auch immer die Förderung von Nachwuchskräften, die Tanzgruppen übernehmen möchten. “Wir achten sehr darauf, dass die neuen Trainer dazu bereit sind, regemäßig an Fortbildungen teilzunehmen”, erklärt Morbach, die selbst eine C-Trainerlizenz im Kinderturnen besitzt. “Als Tanztrainerin sollte man auf jeden Fall sehr geduldig sein und Empathie für die Kinder aufbringen. Wenn ich merke, dass die Kinder nicht aufnahmefähig sind, spielen wir eine Stunde, anstatt zu tanzen”, sagt sie. Es bringe nichts, einfach nur sein Programm durchziehen zu wollen. “Zur Vereinsarbeit gehört auch, den Dienst an einem Kuchenstand zu übernehmen. Tanztrainerin in einem Turnverein zu sein heißt, dass man viel Zeit und Engagement mitbringen muss. Immer in dem Bewusstsein, dass alles ehrenamtlich ist und man dafür nicht bezahlt wird”.
Jan Lücking