Wenn der Reifen am Fahrrad mal wieder einen Platten hat oder die Bremsen nicht funktionieren, können sich Studierende an Lara Rößler und Julian Winnen wenden. Die beiden engagieren sich in der Fahrradwerkstatt am Campus Landau und helfen Studierenden bei der Reparatur ihres Drahtesels.
Auf eine Initiative des AStA hin gibt es bereits seit ein paar Jahren eine Fahrradwerkstatt am Campus Landau, die im Rahmen des Mobilität- und Umweltreferates ins Leben gerufen wurde. Die Nachfrage steige ständig, nicht nur bei den deutschen Studierenden. “Von den International Students wird das Angebot ebenso gut angenommen”, beobachtet Julian Winnen, der gerade seinen Bachelor in Umweltwissensschaften macht und sich hier engagiert. 2018 bekam er Unterstützung von Lara Rößler. Sie studiert Mensch und Umwelt und ist durch ihre ehemalige Mitbewohnerin, die im Umweltreferat des AStAs war, zu der Tätigkeit gekommen. Sie schätzt es hier praktisch zu arbeiten und freut sich, wenn sie den Leuten helfen kann. Wer Probleme mit seinem Rad hat, kann sich an die beiden wenden. Bisher findet man sie einmal wöchentlich am Fahrradkäfig (in der Nähe der Hörsäle) und im Winter zeitweise auch im Atrium.
Hilfe zur Selbsthilfe
In unserer Serie Ehrenamt: Studis engagiert zeigen Studierende, wie man die Balance hält zwischen Stundenplan und Initiative.
“Wir versuchen die Studierenden anzuleiten. Es ist keine herkömmliche Werkstatt in dem Sinne, sondern gestaltet sich nach dem Motto “Do-it-yourself”, hebt Winnen hervor. “Wir stellen das Werkzeug, alte Teile und geben Tipps. Machen sollen es die Leute aber eigentlich selbst. Wenn dann mal ein Handgriff nicht sitzt, helfen wir selbstverständlich gerne. Der Fokus soll aber darauf liegen, dass die Leute auch selbst klar kommen. Wenn sie beispielsweise mal eine Radtour machen und eine Panne haben, ist es wichtig zu wissen, was zu tun ist.” Am häufigsten kämen die Studierenden, weil das Hinterrad einen Platten hat, im Winter sei es vor allem ein kaputtes Licht. Aber viele kämen auch nur zum Reifen aufpumpen. Auch die Ansprüche sind verschieden: “Manche sagen, es reicht, wenn es rollt, andere Leute möchten es noch ein bisschen sauber machen und ölen.” Bei ihrer Arbeit ist den beiden auch schon so manch Ungewöhnliches begegnet: “Einmal war eine Gabel falsch herum eingebaut. Und ein Fahrrad mit einer Bremse zu viel hatten wir auch schon”, grinst Winnen.
Der Fahrrad-Experte
In seiner Freizeit fährt Winnen Mountainbike, Rennrad oder macht auch mal eine größere Tour auf zwei Rädern. Wie im vergangenen September: Da ist er nur mit Rad und Zelt ans Mittelmeer gefahren. Nicht nur hierbei erweise es sich als hilfreich, zu wissen, was dieses Klackern oder jenes Geräusch bedeute. In seiner Jugend ist er Dirtbike gefahren und dabei ständig über Schanzen gesprungen. “Da geht auch dauernd irgendetwas kaputt”, meint er. Zu seiner Leidenschaft fürs Fahrradfahren kommt ein generelles Interesse für Technik. Auch ein Fahrrad komplett selbst restauriert hat er schon. Dann habe sich das Engagement bei der Fahrradwerkstatt irgendwie so angeboten. “Mir macht am Fahrrad schrauben Spaß, man lernt immer neue Leute kennen und hat das Gefühl Ihnen geholfen zu haben”, erklärt Julian. “Und tatsächlich lerne ich jede Woche etwas Neues.” Er lernt zum Beispiel neue Schaltungen kennen oder ist mit einem neuen Problem konfrontiert, das es zu lösen gilt. Auch habe er anfangs erst lernen müssen, dass nicht jeder soviel technisches Know-how mit sich bringt. Nun weiß er: “Wenn Leute noch nie eine Schraube mit einer Gegenmutter angezogen haben, dann wissen sie nicht, wie es geht. Woher auch.” Einmal sei auch schon ein Mitte 20-Jähriger vorbeigekommen und wusste nicht, was ein Kreuzschlitz ist. “Dann muss man ihn eben dort abholen”, erklärt er.
Nachhaltigkeit im Fokus
Seit Kurzem steht Lara Rößler und Julian Winnen auch eine mobile Werkbank zur Verfügung, somit sind sie nicht mehr an einen Ort gebunden. Neben dem Grundgedanken, dass die Studierenden hier lernen können, sich selbst zu helfen, stehe auch die Nachhaltigkeit im Fokus. Insbesondere im Hinblick auf die zunehmende Umweltverschmutzung sei es sinnvoll ressourcenschonend zu arbeiten: “Wir versuchen Sachen zu reparieren, anstatt immer gleich Neuteile zu verbauen. Dabei benutzen wir oft Einzelteile von nicht mehr zu rettenden Rädern, um andere Fahrräder zu reparieren”, erklärt Winnen. “Nehmen wir als Paradebeispiel einen Platten: Die Fahrradhändler oder -werkstätten nehmen einen neuen Schlauch anstatt ihn zu flicken. Das ist ökonomischer, aber nicht ökologischer. In 95 Prozent aller Fälle kann man einen Schlauch flicken”. Bei all der Arbeit kann es für die beiden auch mal stressig werden, zumal sie zusätzlich dafür zuständig sind, die Leihfahrräder wieder fit zu machen: “Vor dem AStA-Büro stehen zurzeit 20 kaputte Fahrräder und wir kommen einfach nicht dazu sie zu reparieren”, bemerkt Julian. Auch das Zeitfenster sei einfach sehr knapp. Aufgrund der großen Nachfrage bestehe deshalb die Überlegung zu expandieren. Vielleicht wird es also bald schon möglich sein, den Fahrradservice zweimal in der Woche zu nutzen. Das wird insbesondere all jenen zugutekommen, die während dem bisherigen Termin Veranstaltungen haben oder zu der Zeit gar nicht am Campus sind.
Carolin Frank
Habt Ihr Interesse an einem älteren Fahrrad, 3 Gang Nabenschaltung, Gepäckkorb, Haupständer, Beleuchtung i.O. einzig zwei neue Mäntel und Schläuche sind notwendig.