Start-up: Gründungsgeschichten

Beratungsbüro zur beruflichen Weiterentwicklung

Dr. Nadine Thomas berät Menschen, die in ihrer aktuellen beruflichen Situation unglücklich sind und etwas verändern möchten. Foto: Philipp Sittinger

Dr. Nadine Thomas berät Menschen, die in ihrer aktuellen beruflichen Situation unglücklich sind und etwas verändern möchten. Foto: Philipp Sittinger

Von der wissenschaftlichen Mitarbeiterin zur erfolgreichen Unternehmerin: Diplompsychologin Doktor Nadine Thomas hat den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt und ein eigenes Beratungsbüro gegründet. Seit fast vier Jahren begleitet sie Arbeitnehmer und Spitzensportler auf dem Weg ihrer beruflichen Weiterentwicklung.

Was einst als Beratung für Spitzensportler geplant war, ist inzwischen für eine größere Zielgruppe interessant geworden: Nadine Thomas berät Menschen, die in ihrer aktuellen beruflichen Situation unglücklich sind und etwas verändern möchten. Mit ihren Klienten versucht sie, herauszufinden, welche Motive und Bedürfnisse hinter der Unzufriedenheit stecken, und erarbeitet mit ihnen einen Handlungsplan, um die gewünschten Veränderungen in die Praxis umzusetzen.

“Klarheit schaffen, wo vorher Unsicherheit und Durcheinander herrschten, das ist mein Hauptanliegen” 

Start-Up. Foto: Diego PH/Unsplash
In unseren Gründungsgeschichten stellen wir Menschen vor, die im oder nach dem Studium den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt haben.

Eine Vorgehensweise ist zum Beispiel eine diagnostische Analyse. Darin wird zunächst der Ist-Zustand des Klienten einschließlich seines beruflichen Arbeitsumfelds untersucht. Anschließend wird die Zukunftsvision entwickelt, die der Klient in den nächsten drei Jahren anstreben möchte. Danach werden Veränderungs- und Entwicklungsmöglichkeiten aufgespürt und ein Aktionsplan erarbeitet. „Bei diesen Schritten arbeite ich gerne mit dem Modell das Innere Team, einem Coaching-Ansatz von Schulz von Thun, zur Klärung unterschiedlicher Bedürfnisse, die vielleicht im Widerspruch zueinander stehen. Mit diesem Modell können innere Konflikte gut veranschaulicht werden, wodurch der Klient sich selbst und seine Situation besser verstehen kann“, erklärt Thomas. Getreu des Leitsatzes Hilfe zur Selbsthilfe ist es Thomas bei ihrer Arbeit wichtig, ihren Klienten eigene Werkzeuge an die Hand zu geben, damit sie den Reflexionsprozess selbstständig weiterführen zu können. Auch im Rahmen von Workshops an Hochschulen, in Unternehmen und im Leistungssport gibt Thomas wertvolle Gedankenanstöße. Das Workshop-Format gehört mittlerweile zu ihrer wichtigsten Einnahmequelle.

Wie Erwachsen werden

In ihrem früheren Job als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Koblenz-Landau kam Nadine Thomas selbst an einen Punkt, an dem sie etwas verändern wollte: „Irgendwann habe ich den Kontakt zu den Menschen vermisst. Ich sehnte mich nach einer Arbeit mit einem höheren Praxisbezug. Als ich mich damals auf dem Arbeitsmarkt nach anderen Stellen umblickte, konnte ich das, was ich suchte, aber nirgends finden. So kam mir die Idee, ein eigenes Unternehmen zu gründen, in dem ich mir meinen Job gestalten kann, wie ich es möchte.”

Thomas nutzte das Angebot des Gründungsbüros der Universität Koblenz-Landau und arbeitete ihren eigenen, maßgeschneiderten Businessplan aus. Sie spielte sogar mit dem Gedanken, ihren bisherigen Job zu kündigen, um sich voll und ganz ihrem eigenen Business zu widmen. Davon rieten ihr die Gründungsspezialisten jedoch ab. So entschied sie sich, in Teilzeit auf einer halben Stelle weiterzuarbeiten und nebenher ihr Unternehmen Stück für Stück aufzubauen. „Im Nachhinein war das eine kluge Entscheidung. Da ich ein großes Sicherheitsbedürfnis besitze, wäre der Sprung ins kalte Wasser zu groß gewesen. So konnte ich in Ruhe schauen, wie sich das Unternehmen und die Einnahmen entwickeln und weiterhin ein regelmäßiges Gehalt beziehen. Da ich keinerlei unternehmerische Vorerfahrungen besaß, betrat ich absolutes Neuland.“

Ein Schritt, der sich lohnt

Auch wenn der Weg in die Selbstständigkeit kein einfacher war, hat Thomas ihren Schritt nicht bereut. „Natürlich war es am Anfang nicht einfach, meiner halben Stelle als Geschäftsführerin im Fachbereich Psychologie gerecht zu werden und nebenher ein eigenes Unternehmen zu gründen, aber es hat sich gelohnt. Dank der Expertise verschiedener Fachleute, einem Coach und meinem Vater als Mentor konnte ich verschiedene Hürden meistern und mir einen eigenen Kundenstamm aufbauen.” Heute kann sich Thomas ihren Tagesablauf nach eigenen Bedürfnissen einteilen. „Wochenenden und Urlaub müssen drin sein, das war mir von Anfang an sehr wichtig. Gerade im Beratungskontext ist es wichtig, auf die eigene Gesundheit zu achten.” Für die Zukunft plant sie, Mitarbeiter einzustellen.

Seit April 2018 steht Thomas komplett auf eigenen Beinen und berät in Vollzeit. Neustartern rät sie, in einem sicheren Umfeld anzufangen und auszuprobieren. Neben Einsatzbereitschaft und Leidenschaft ist für sie ein gutes Netzwerk von besonderer Bedeutung. Außerdem plädiert Thomas für einen nachsichtigeren Umgang mit Fehlern, „da Fehler wichtig für Wachstum sind.” Auch ein wertschätzendes und positives Umfeld war für sie eine wertvolle Stütze auf ihrem Weg in die berufliche Selbstständigkeit.

Annika Posselt