Alumni-Porträts

Auf den Spuren von… Anja Isele, Head Learning & Development Switzerland bei der Sika Services AG

Anja Isele studierte Psychologie und Pädagogik auf Diplom. Jetzt arbeitet sie als Führungskraft im Schweizer Unternehmen Sika. Foto: Anja Isele

Anja Isele studierte Psychologie und Pädagogik auf Diplom. Jetzt arbeitet sie als Führungskraft im Schweizer Unternehmen Sika. Foto: Anja Isele

Anja Isele kommt aus einem kleinen Ort nahe der Schweizer Grenze. Sie lebt und arbeitet nicht nur in zwei Ländern, sondern hat auch zwei Diplome: in Psychologie und Pädagogik. Die 38-Jährige erlangte am Campus Landau ein breit gefächertes Wissen. Ihr Weg war damals ungewöhnlich, doch der Blick von zwei Seiten lohnt sich in ihrem Job als Führungskraft in einem Schweizer Unternehmen bis heute.

Sie sind Head Learning & Development Switzerland bei der Sika Services AG. Was ist das für eine Position?

Ich leite den Trainings-, oder auch Personalentwicklungsbereich für die 2000 Mitarbeitenden in der Schweiz. Sika ist in über 100 Ländern aktiv, aber die Schweiz ist das Gründungsland.

Wie sind Sie an den Job gekommen?

Die Serie

Alumni-Porträts. Foto: Miguel Bruna/UnsplashWie soll es nach dem Abschluss weitergehen? Inspiration bieten Alumni der Universität Koblenz-Landau: In unseren Porträts erzählen sie von Karriere, Arbeitsalltag und Erinnerungen an die Studienzeit.

Meinen ersten Job nach dem Abschluss 2007 hatte ich für eine kurze Zeit in der Unternehmensberatung. Dann habe ich mich bei Sika auf die Stelle beworben, die damals erst neu geschaffen wurde. Ende 2011 habe ich dann die Leitung des Schweizer Teams im Learning & Development-Bereich übernommen. Mittlerweile bin ich seit zehn Jahren bei Sika.

Was sind Ihre Aufgaben?

Meine Aufgaben teilen sich in drei Bereiche. Der klassische Bereich sind die Trainingsangebote für die Mitarbeitenden: Von Einführungstagen für neue Mitarbeitende über Teamentwicklung und Zeitmanagementtraining bis zu Projektleiterschulungen. Ein anderes Gebiet ist das Talentmanagement. Wenn wir bei Mitarbeitenden Potenzial sehen, geht es darum, diese Talente in der Firma zu fördern. Etwas anders ist das Ausbildungswesen. Ich koordiniere die berufliche Grundbildung von circa 70 Lehrlingen in verschiedenen Berufen. Das beinhaltet vor allem übergreifende Aufgaben im Marketing, wie zum Beispiel Berufsinfotage für Schüler.

Wie sieht ein normaler Arbeitstag aus?

Der Verlauf meines Arbeitstages ist davon abhängig, ob ein Training stattfindet oder nicht. Wenn zum Beispiel ein Verkaufstraining stattfindet, bin ich manchmal selbst begleitend dabei, bespreche Dinge mit dem Trainer oder bereite mit meinem Team die Räume vor. An solchen Tagen gibt es viel zu organisieren. Teilweise bin ich auch selbst als Moderatorin oder Trainerin aktiv. An den anderen Tagen habe ich viele Meetings mit verschiedenen Stakeholdern, zum Beispiel mit Kollegen aus den Human Resources, Führungskräften oder aus verschiedenen Projekten weltweit. Meine Arbeit ist breit gefächert und das begeistert mich auch daran.

Was ist die größte Herausforderung in Ihrem Job?

Ich glaube, die größte Herausforderung ist es, zu schaffen, dass die Angebote genau auf die Lern- und Entwicklungsbedürfnisse der Mitarbeiter passen. Sie sollen so trainiert werden, dass sie in ihrem Job gut arbeiten und auch zukünftige Herausforderungen meistern können. Wichtig ist auch, die Trainings genau zu dem Zeitpunkt anzubieten, zu dem die Mitarbeiter diese brauchen.

Haben Sie Mittel, um das herauszufinden, oder ist das Gefühlssache?

In regelmäßigen Abständen befragen wir die Mitarbeiter zu Themen und Formaten, die sie unterstützen könnten. So finden wir heraus, ob ein klassisches Training das Richtige ist oder wir mehr digitale Lösungen einbauen sollen. Nach den Trainings gibt es Feedback, was die Mitarbeiter noch brauchen könnten, und ich stehe im Kontakt mit den verschiedenen Führungsebenen.

Wussten Sie schon zu Studienbeginn, was Sie später machen wollen? Was war Ihr Traumjob?

Ich wollte verstehen, wie Menschen funktionieren. So hat sich Psychologie schon früh als mein Traumstudiengang herauskristallisiert. Dass ich gern in die Wirtschaft gehen möchte, wurde mir im Studium klar. In den Semesterferien absolvierte ich unterschiedliche Praktika und arbeitete mit Kindern und Jugendlichen. Mein Praktikum in einer Personalentwickungsabteilung verschaffte mir dann Klarheit: Das ist mein Traumjob.

Warum haben Sie sich für ein Studium an der Universität Koblenz-Landau entschieden?

Wegen der Vertiefungsmöglichkeiten nach meinem Vordiplom, denn die Universität bot mir eine Palette von Möglichkeiten an. Mein Vordiplom hatte ich in Eichstätt gemacht. In meinem Hauptstudium in Landau konnte ich die Wirtschaftsrichtung in Betriebspädagogik und Arbeits-, Betriebs- und Organisationspsychologie vertiefen. Ein Doppelabschluss war zu der Zeit nicht selbstverständlich und für mich zum Glück in Landau möglich.

Wenn die Studiengänge dafür nicht ausgelegt waren, wie haben sie das organisatorisch geschafft?

Es war schon kompliziert, den Stundenplan so zu planen, dass ich trotzdem nach meinen Interessen studieren konnte. Ich habe sicher mehr gemacht als die klassische Studentin. Das hat viel Energie gekostet, aber die Themen waren spannend und das hat mich motiviert. Der Blick auf den Wirtschaftsbereich von zwei Seiten lohnt sich bis heute.

Welche Rolle spielt Ihr Studium für Ihre Tätigkeit als Head Learning & Development?

Es hat mir geholfen, unterschiedliche Blickwinkel zum Thema Menschen in der Arbeitswelt mit all seinen Facetten zu erhalten. Ob es um Lernen, Kommunikation oder das Arbeiten im Team geht – es hilft mir, breit aufgestellt zu sein, denn ich habe die unterschiedlichsten Aufgaben. Auch die Fähigkeit, sich selbst zu organisieren und zu disziplinieren hilft, sich in der Arbeitswelt zurecht zu finden. Das Adaptieren im Businessumfeld kommt natürlich erst nach dem Studium. Aber die praktischen Erfahrungen im Studium, auch wenn es nur Nebenjobs waren, haben geholfen, die Themen praktisch zu verstehen und zu verknüpfen. Wenn ich aus einem Praktikum zurück ins Studium kam, wurde mir die Bedeutung dessen, was ich gelernt hatte, noch mehr klar.

Was fällt Ihnen als Erstes ein, wenn Sie an Ihre Alma Mater und an Ihre Studienstadt Landau zurückdenken?

Das erste, was ich von Kommilitonen erfahren habe, war, dass der Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt im Schoppen getrunken wird. Ich bin Badenerin und kenne nur die 0,1-Gläser auf den Weinfesten. Außerdem fällt mir ein, dass die Lage von der Uni toll ist: Sie liegt schön in den Weinbergen. Die fast schon familiäre Atmosphäre und die kurzen Wege der Uni sind mir auch positiv in Erinnerung geblieben.

Was haben Sie im Studium gelernt, was nicht in den Lehrbüchern zu finden ist?

Durch das Doppelstudium hatte ich Kontakte zu Menschen aus den unterschiedlichsten Disziplinen. Ich habe so gelernt, den Blick aufzumachen und nicht nur stur in meiner eigenen Studienrichtung zu bleiben. Damals war ich auch in der Studierendenvertretung der Betriebspädagogik. Wir haben vor allem ein Alumni-Treffen organisiert, damit die Studierenden einen näheren Einblick bekamen, wo es für Betriebspädagogen hingehen kann.

Ihr schönstes Erlebnis an der Universität Koblenz-Landau?

Vielleicht war es tatsächlich dieses Alumni-Event, welches in Kooperation mit dem Alumni-Referat entstanden ist. Es war schön zu sehen, wie Leute, die zehn Jahre vor uns den Abschluss gemacht haben, sich wirklich Zeit für die aktuellen Studierenden nahmen. Daher bin ich auch selbst gerne bereit, meine Erfahrungen an Studierende weiterzugeben.

Generalist oder Spezialist – auf was sollten Studierende Ihrer Fächer bei der Wahl der Schwerpunkte achten?

Das ist nicht allgemein zu beantworten. In meiner Funktion hilft mir das Generalistenwissen. Aber wenn es ein Herzensthema gibt, in das man sich gerne vertieft, empfehle ich, Spezialist zu werden. Man sollte dort hin gehen, wo es einen berührt.

Was raten Sie unseren Studierenden, die sich für Ihre Berufsbranche interessieren?

Schaue, dass du während des Studiums praktische Erfahrungen sammelst. Auch in unterschiedlichen Bereichen, um zu finden, was Dir liegt. Schnuppere in unterschiedliche Unternehmen hinein, auch international. Wenn Du früh damit anfängst, kannst Du dich auch im Studium besser zurechtfinden und planen. In meinem Bereich geht es auch darum, Sprachen miteinander zu verbinden: In einem Wirtschaftsunternehmen geht es um Zahlen. Ich kann also nicht rein als Psychologin auftreten, wenn ich mit dem Geschäftsführer spreche, dem es um Gewinn geht. Die Wirtschaftswelt zu verstehen, habe ich auch erst durch Praktika gelernt.

Der beste Rat, den Sie je bekommen haben?

Die Frage: “Was ist wirklich wichtig in deinem Leben?” Sich darüber Gedanken zu machen, kann auch im Studium helfen. Man sollte herausfinden, was einem im Leben wichtig ist. Die Antwort auf diese Frage verändert sich immer wieder, aber sie hilft mir, den eigenen Kurs zu halten. Das erinnert mich an die Abschlussrede, die ich bei der Diplomfeier gehalten habe: Sie hatte den Titel I did it my way. Für mich war das Doppelstudium das Richtige. Aber jeder sollte sich fragen: Was bewegt mich, was ist sinnvoll für mich? Die eigene Antwort zu finden ist sehr wertvoll für das Leben.

Das Interview führte Lisa Engemann

Dieses Interview ist in freundlicher Kooperation mit dem Alumni-Referat der Universität Koblenz-Landau entstanden.