Bepackt mit einem Bollerwagen voller Spielsachen und einer großen Picknickdecke verwandeln Evamaria Schwarz und Nina Mathes den Goethepark in Landau in einen großen Kinderspielplatz. Im Rahmen eines Projekts des Kinderschutzbundes Landau-Südliche Weinstraße organisieren die Studentinnen in den Sommermonaten einen Welcome-Treff für Familien aus aller Welt. Ihr Ziel: Integration durch Spiel und Spaß.
Pünktlich um 16 Uhr wird die Flagge im Landauer Goethepark gehisst. Sie ist das Erkennungszeichen des Projekts und markiert den Ort des Zusammenkommens. “Jeder ist eingeladen, vorbei zukommen und gemeinsam zu Spielen, zu Lachen und sich auszutauschen”, erklärt Studentin Nina Mathes. Während ihres Praktikums beim Kinderschutzbund hatte sie gemeinsam mit ihrer Chefin die Idee, ein neues Projekt zu organisieren. Evamaria Schwarz, die ebenfalls ein Praktikum beim Kinderschutzbund absolvierte und zusammen mit Mathes Erziehungswissenschaften studiert, stieg nach der Kontaktaufnahme in das Projekt mit ein. Nach der Genehmigung von Fördergeldern von der Organisation Aktion Mensch konnte die Planung beginnen.
In unserer Serie Ehrenamt: Studis engagiert zeigen Studierende, wie man die Balance hält zwischen Stundenplan und Initiative.
Von Beginn an richtet sich der Treff an Familien jeder Herkunft und Ethnie, damit eine Integration möglich ist. Um Flüchtlingsfamilien den Treff zu ermöglichen organisierten die beiden einen Übersetzer. “Nach den ersten Treffen wurde klar, dass wir unseren Übersetzer überhaupt nicht brauchen, denn die Mehrheit der Familien sprechen schon gut Deutsch”, berichtet Mathes.
Multikultureller Austausch
Die Schwierigkeiten der meisten Kinder liegen im Bereich der Sprache und der sozialen Kompetenzen. Im Kontakt mit anderen Kindern können Umgangs- und Benimmregeln spielerisch vermittelt und erlernt werden. Die beiden Erziehungswissenschaftlerinnen Mathes und Schwarz agieren dabei eher im Hintergrund: “Wir möchten den Familien einen Ort der Begegnung geben und Kontakte untereinander herstellen. Wir sehen uns nicht in der Rolle der Pädagogen, sondern als Organisatoren des Treffs”, betont Mathes. Nicht nur die Kinder lernen, respektvoll miteinander umzugehen. Auch die Mütter und Väter profitieren von der Möglichkeit des Austauschs mit anderen Familien.
Engagement zahlt sich aus
Die Planung des Projekts war schwieriger als gedacht und mit großem organisatorischen Aufwand verbunden. Neben einer Genehmigung der Stadt brauchten die Initiatorinnen einen Unterstellplatz für die gespendeten Spielsachen. Außerdem mussten sie durch Plakate, Postkarten und Mundpropaganda Werbung für den Welcome-Treff betreiben. Doch die Arbeit hat sich gelohnt. Aufgrund des positiven Feedbacks der Familien und der großen Nachfrage wird unter der Leitung der beiden Studentinnen im kommenden Sommer, von Juli bis September, der Goethepark wieder zum kostenlosen Kinderspielplatz für Groß und Klein. “Es ist einfach toll zu sehen, wie gut sich die Kinder entwickeln und wie wichtig dieser Treff für die Familien ist”, freut sich Schwarz.
Über helfende Hände freuen sich die beiden jederzeit. Pädagogische Vorkenntnisse sind dafür nicht notwendig, lediglich die Lust, sich zu engagieren. Studierende können sich freie Workloadpunkte anrechnen lassen. “Für Menschen aus anderen Kulturen ist es grundlegend, unsere Welt und unsere Sprache kennenzulernen. Dabei müssen sie keinesfalls ihren Hintergrund aufgeben, sondern haben im Treff die Möglichkeit, Freunde zu finden und sich leichter zu integrieren”, erklärt Mathes die Motivation ihres Engagements. Der Erfolg des Welcome-Treffs zeigt: Manchmal ist Integration kinderleicht.
Lisa Leyerer