Promovierende im Interview

Über Sprache sprechen: Sprachbewusstheit in der Grundschule

Kinder in der Grundschule können schon über Sprache nachdenken und sprechen. Wie sie dies tun, analysiert Sebastian Krzyzek in seiner Dissertation. Foto: Philipp Sittinger

Kinder in der Grundschule können schon über Sprache nachdenken und sprechen. Wie sie dies tun, analysiert Sebastian Krzyzek in seiner Dissertation. Foto: Philipp Sittinger

Sebastian Krzyzek hat einen komplizierten Nachnamen. Immer wieder wird er gefragt: “Wie wird der ausgesprochen?” Seine Gegenüber zeigen in solchen Momenten ihre sogenannte Sprachbewusstheit. Schon Grundschulkinder denken und sprechen über Sprache. Wie sie dies tun, analysiert Krzyzek in seiner Dissertation. In diesem Bereich zum Experten zu werden, ist seine persönliche Challenge.

Bitte beschreiben Sie Ihre Forschung in wenigen Sätzen.

Die Serie

Sie forschen, organisieren Tagungen oder schreiben Fachartikel: In dieser Serie berichten wir über Promovierende und ihre Forschung an unserer Universität. Und fragen: Was ist ihr Thema? Was sind ihre Leidenschaften? Wieso haben sie sich für eine Promotion entschieden? Wie organisieren sie ihr Arbeitspensum?

Kinder können schon im Grundschulalter bewusst über sprachliche Phänomene nachdenken und sprechen. Dahinter steckt das Konzept der Sprachbewusstheit. Das ist die Fähigkeit, Sprache zum Gegenstand des eigenen Denkens zu machen und den eigenen Sprachgebrauch kontrollieren zu können. Wenn Sie sich beim Lesen meines Nachnamens über diesen Gedanken machen, zum Beispiel in der Form Wieviele Konsonanten kann man denn aneinander reihen? oder Wie zur Hölle spricht man das aus?, dann ist das ein Zeichen Ihrer Sprachbewusstheit. Würden Sie diese Gedanken aussprechen, so würden Sie Metasprache nutzen, das heißt, über Sprache sprechen.

In meiner Dissertation analysiere ich sprachliche Muster eben jener Metasprache, die Kinder beim Erklären sprachlicher Zusammenhänge nutzen. Letztlich ziele ich auf Erkenntnisse ab, wie man Kinder beim Erklären sprachlicher Zusammenhänge unterstützen kann und wie man sie ermutigt, ihre Gedanken und Ideen über Sprache überhaupt zum Ausdruck zu bringen.

Was fasziniert Sie an diesem Thema?

Die Gespräche über meinen Namen haben mich schon seit meiner Kindheit für Sprache sensibilisiert. Durch diese Bewusstheit denke ich gerne und oft über Sprache nach. Seien es Sprachspiele, Dialekte oder aktuelle Jugendwörter: Für Sprache kann ich mich einfach begeistern.

Haben Sie schon Ergebnisse, über die Sie berichten können?

Nein, denn ich bin selbst noch im ersten Jahr meiner Forschung. Noch ist alles konzeptionell. Zurzeit bin ich mit der Datenanalyse beschäftigt.

Wieso haben Sie sich für eine Promotion entschieden?

Weil ich von dem Thema begeistert bin und es mich fachlich sehr interessiert. Durch die Promotion habe ich die Chance, in diesem Bereich zum Experten zu werden. Es geht mir auch darum, meine persönlichen Potenziale auszureizen. Die Forschung sehe ich als Challenge, zum Beispiel, was das Selbstmanagement angeht.

Wie wird Ihre Promotion finanziert?

Ich bin im Projekt MehrSprachen angestellt, einem Drittmittelprojekt an der Universität Koblenz-Landau. Es handelt sich dabei um eine Interventionsstudie zur Förderung von Sprachkompetenzen und Sprachbewusstheit im Deutschunterricht in der Grundschule.

Welche zusätzlichen wissenschaftlichen Aktivitäten planen oder machen Sie bereits neben der Promotion?

Ich habe die Gelegenheit, ein Seminar von Dr. Michael Lenz mitzugestalten. Es heißt Hogwarts als schulische Lernumgebung? und betrachtet die Schule von Harry Potter unter schulpädagogischen Gesichtspunkten. Das Seminar macht viel Spaß. Außerdem bin ich promovierendes Mitglied im Beirat des Interdisziplinären Promotionszentrum (IPZ). Wir vernetzten Promovierende und fördern den fachlichen und informellen Austausch.

Was sind Ihre beruflichen Pläne für die Zukunft?

Es gibt grobe Vorstellungen, aber keine konkrete Position, die ich anstrebe. Ich habe selbst Anglistik und Germanistik auf Lehramt studiert, arbeite also gern mit Kindern. Ich forsche aber auch leidenschaftlich und bin mit den Lehramtsstudierenden und der Universität in Kontakt. Deshalb möchte ich an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Lehramt arbeiten: Als Vermittler zwischen Theorie und Praxis.

Was sollten Studierende mitbringen, die an eine Promotion denken?

Man muss flexibel sein, denn eine Promotion ist intensiv und verläuft nicht unbedingt linear. Forschung ist dynamisch, man muss immer in Bewegung bleiben und Bewegungen zulassen. Zum Beispiel, wenn man die Auswertungsmethode plötzlich modifizieren muss. Jeder Tag ist anders – da muss man anpassungsfähig bleiben. Außerdem ist es wichtig, Begeisterung für das Fachliche mitzubringen und sein Ziel mit Disziplin zu verfolgen.

Welche Aufgaben ergeben sich noch im Zuge Ihrer Promotion?

Ich gehe zum Beispiel auf Konferenzen oder halte Vorträge über meine Forschung. Auch Gespräche mit Betreuern und Personen aus anderen Fachbereichen sind wichtig, um mich fachlich auszutauschen und zu vernetzen. Später wird es darum gehen, meine Forschung in wissenschaftlichen Artikeln zusammenzufassen und zu publizieren.

Was unternehmen Sie, um sich zusätzlich zu qualifizieren?

Ich nehme zum Beispiel Workshops zum Thema wissenschaftliches Schreiben, mündliches Vortragen oder Gesprächsführung am IPZ wahr – was man eben an Kompetenzen für die Promotion braucht. Auch den Umgang mit Software wie MAXQDA oder SPSS habe ich so gelernt.

Wie organisieren Sie Ihren Arbeitsablauf?

Das allerwichtigste ist, Prioritäten zu setzen und abzuarbeiten. Ich versuche, mir nicht zu viel vorzunehmen und dafür mit Herzblut zu arbeiten. Außerdem sind Ventile im Alltag wichtig: Familie, Freunde und Partnerin sollten nicht vernachlässigt werden. Mein ganz privates Ventil ist Musik von Klassik bis Metal, die ich sammle und höre.

Das Interview führte Lisa Engemann