Promovierende im Interview

Plastikfolien in der Landwirtschaft: Effizient oder problematisch?

Der Diplom-Umweltwissenschaftler Maximilian Meyer forscht für seine Promotion zum Thema Plastikfolienanwendung in der Landwirtschaft. Foto: Philipp Sittinger

Der Diplom-Umweltwissenschaftler Maximilian Meyer forscht für seine Promotion zum Thema Plastikfolienanwendung in der Landwirtschaft. Foto: Philipp Sittinger

Wie passen Plastik und Erdbeeren zusammen? Maximilian Meyer forscht in seiner Promotion zum Einsatz von Plastikfolien in der Landwirtschaft. Der 30-jährige Diplom-Umweltwissenschaftler kooperiert dazu mit einem Landwirt aus der Region. Um Bodenproben zu entnehmen, stellt er sich auch selbst auf den Acker.

Beschreiben Sie Ihre Forschung in wenigen Sätzen.

Person mit Büchern. Foto: Siora PhotographySie forschen, organisieren Tagungen oder schreiben Fachartikel: In dieser Serie sprechen wir mit Promovierenden an unserer Universität.

In meiner Dissertation beschäftige ich mich mit der Frage, wie nachhaltig die Anwendung von Plastikfolien in der Landwirtschaft ist. Ich fokussiere mich dabei auf den Anbau von Erdbeeren. In Deutschland werden daneben auch Spargel und weitere Kulturen unter der Nutzung von Plastikfolien angebaut. Aufgrund zahlreicher Vorteile erfährt diese Technik weltweit immer größeren Aufschwung. In Kombination mit unterirdischen Bewässerungssystemen können die Erträge und ihre Qualität erhöht werden. Außerdem können Verbraucher die Feldfrüchte früher in den Geschäften kaufen. In meiner Forschung untersuche ich wie sich verschiedene Bodenprozesse, durch die Nutzung von Plastikfolien im Boden verändern. Wie verändert sich hierdurch die Beschaffenheit des Bodens? Wie verhalten sich mikrobielle Gemeinschaften, wie etwa Bakterien oder Pilze, gegenüber den neuen Bedingungen?

Was fasziniert Sie an diesem Thema?

Ich halte mein Thema für äußerst abwechslungsreich, da es sich um ein großes Feldexperiment handelt. Ich kooperiere mit einem Landwirt aus der näheren Umgebung. Auf seinen Feldern entnehme ich Bodenproben, die ich im Labor untersuche. Hier untersuche ich unter anderem die organische Bodensubstanz. Meine Ergebnisse werte ich statistisch aus und vergleiche sie mit früheren Proben oder den Ergebnissen anderer Wissenschaftler. Ziel meines dreijährigen Experiments ist es, Veränderungen frühzeitig zu erkennen und fruchtbare Böden weiterhin zu erhalten.

Vor Kurzem wurde Mikroplastik im menschlichen Organismus nachgewiesen. Beschäftigen Sie sich auch mit diesem Thema?

Ich selbst forsche nicht direkt zum Thema Mikroplastik. Meines Wissens nach fehlen momentan noch verlässliche Methoden, um Mikroplastik im Boden quantifizierbar zu machen und somit existieren bisher auch keine belastbaren Studien zu diesem Thema. Die Plastikfolien, die im Erdbeer- und Spargelanbau in Deutschland zum Einsatz kommen, sind relativ dick und langlebig. Daher schätze ich das Risiko eher gering ein, dass Mikroplastik in die Feldfrüchte oder den Boden übergehen könnte.

Wie sieht ein normaler Arbeitstag aus?

Ein normaler Arbeitstag existiert bei mir quasi nicht. Es kommt immer darauf an, welche Termine gerade anstehen. Wenn wir Bodenproben entnehmen, fahren wir in einer Gruppe von etwa neun Leuten aufs Feld. Gemeinsam mit anderen Doktoranden oder technischen Angestellten verbringe ich hier meistens den ganzen Tag. Teilweise müssen die entnommenen Proben schnell im Labor ausgewertet werden, um die Ergebnisse nicht zu verfälschen. Wenn ich nicht im Feld oder Labor bin, sitze ich im Büro am Computer und wechsle zwischen Forschung und Lehre.

Haben Sie schon Ergebnisse, über die Sie berichten können?

Leider bin ich noch nicht weit genug, um Ergebnisse zu veröffentlichen. Seit Beginn meiner Promotion 2015 bin ich mit Literaturrecherche, dem Aufbau der Kooperation und des Feldexperiments, der Methodenplanung sowie der Analyse und Auswertung der Bodenproben beschäftigt.

Wieso haben Sie sich für eine Promotion entschieden?

Mein Studium habe ich bereits am Campus Landau in den Umweltwissenschaften absolviert. Inhaltlich hat mich mein Studiengang gefesselt, besonders der Aspekt der Nachhaltigkeit. Die Idee zur Promotion hatte ich, als ich meine Diplomarbeit aufsetzte. Hierüber kam ich mit den Forschungsthemen des Instituts für Umweltwissenschaften, die mich interessierten, in Kontakt und lernte die Doktoranden kennen.

Warum gerade in Landau?

Mir war die Infrastruktur vor Ort bereits bekannt. Während meiner Studienzeit habe ich mir ein Netzwerk an Kontakten aufbauen können. Außerdem brachte das den Vorteil mit sich, dass ich mich schon in den universitären Labors auskannte.

Wie wird Ihre Promotion finanziert?

Ich werde als wissenschaftlicher Mitarbeiter der AG Umwelt- und Bodenchemie auf Grundlage einer 67-Prozent Stelle beschäftigt. Zusätzlich bin ich ein assoziiertes Mitglied des Teilprojekts SOILPLAST, welches zum PLAST Projekt des Forschungsschwerpunktes Bildung-Mensch-Umwelt gehört.

Was sind Ihre beruflichen Pläne für die Zukunft?

Zunächst möchte ich meine Promotion abschließen. Danach würde ich gerne weiterhin in der Forschung arbeiten. Ob an der Universität, einem Forschungsinstitut oder in einer Firma, wird sich noch zeigen.

Welche Aufgaben ergeben sich noch im Zuge Ihrer Promotion?

Als wissenschaftlicher Mitarbeiter bin ich auch als Dozent tätig. Ich leite Laborpraktikas und Seminare der physikalischen Chemie für den Masterstudiengang Chemie Lehramt. . Dazu betreue ich diverse Seminar- und Bachelorarbeiten von Studierenden in den Umweltwissenschaften. Abgesehen davon übernehme ich auch administrative Aufgaben, wie etwa die Betreuung der Homepage unserer Arbeitsgruppe.

Was unternehmen Sie, um sich zusätzlich zu qualifizieren?

Ich versuche, mich regelmäßig weiterzubilden, indem ich verschiedene Workshop-Angebote nutze. Zuletzt habe ich an mehreren scientific-english Seminaren teilgenommen, um meine Englischkenntnisse zu verbessern, da meine Dissertation komplett auf Englisch veröffentlicht wird. Außerdem habe ich bereits Workshops des Interdisziplinären Promotionszentrums (IPZ) zu den Themen Statistik und Konfliktmanagement besucht. Zuletzt stehe ich, dank zahlreicher Tagungen und Konferenzen, im Austausch mit Kollegen im internationalen Rahmen.

Wie organisieren Sie Ihren Arbeitsablauf?

Das hängt ganz davon ab, wo ich mich gerade befinde. Ob ich mich auf dem Feld, im Labor, im Seminar oder Büro aufhalte. Zu Beginn meiner Promotion habe ich einen groben Zeitplan erstellt, bis wann ich womit fertig sein wollte. Es hat sich herausgestellt, dass es schwierig ist, sich in der Praxis daran zu halten. Je nach Wetterlage können wir beispielsweise keine Bodenproben entnehmen, wobei sich auch die übrige Arbeit dementsprechend verschiebt. In meiner Freizeit versuche ich, etwas Ausgleich zu schaffen und abzuschalten. Das gelingt mir entweder auf dem Fußballplatz oder bei meiner Hard-Rock-Coverband.

Plastik wird in der Gesellschaft neuerdings kritisch betrachtet. Wie sieht es in Ihrem Alltag aus? Plastiktüte oder Stofftasche?

Definitiv die Stofftasche. Generell versuche ich, meinen Plastikkonsum zu reduzieren. Dinge wie Plastiktüten oder -besteck halte ich für unnötig. Im Alltag vollständig auf Plastik zu verzichten, schaffe aber auch ich nicht. Meinem Forschungsgegenstand nähere ich mich wertfrei an, um einen wissenschaftlichen Anspruch zu vertreten. Es geht mir darum, mögliche Probleme zu identifizieren, wobei das Endergebnis noch völlig offen ist.

Was sollten Studierende mitbringen, die an eine Promotion denken?

Ich denke, dass Studierende auf jeden Fall ein grundlegendes Interesse für ihr Thema mitbringen sollten. Eigenständiges Arbeiten und stete Lernbereitschaft sind ebenso notwendig. Das Wissen aus dem Studium allein wird für die Promotion nicht ausreichen. Man sollte gegenüber neuen Techniken und Methoden aufgeschlossen sein. Zuletzt gehören auch großes Engagement und Durchhaltevermögen dazu, da man sich für viele Jahre mit seinem Thema beschäftigen wird.

Interview: René Lang