Raus in die Welt

Nairobi: Regenzeit und Reiselust

Alexander Busch, Sophia Dunker und Florian Unkel haben während eines Auslandssemesters drei Monate in Nairobi, der Hauptstadt Kenias gelebt. Im Uniblog erzählen sie von ihrem Aufenthalt in der afrikanischen Großstadt. Die Koblenzer Psychologie– und Soziologiestudierenden konnten zwischen Universität und Safari viel entdecken.

Das ostafrikanische Land Kenia bietet landschaftlich wohl für jeden etwas: Im Osten grenzt das Land an den himmlisch warmen Indischen Ozean und erstreckt sich über verschiedene Wüsten, Regenwälder und Berge. Klimatisch kann das Wetter sehr unterschiedlich sein, so ist es in Nairobi beispielsweise gar nicht so extrem warm, wie man es sich für eine afrikanische Stadt vorstellt. Nairobi ist eine hochgelegene Stadt und darum häufig von Wolken behangen. Dann ist es recht angenehm von den Temperaturen her. Kommt die Sonne raus, wird es aber von jetzt auf gleich sehr heiß. In Kenia gibt es zwei Regenzeiten: die “kleine” Regenzeit von April bis Ende Mai und die “große” von Ende Oktober bis Dezember. Wir haben die große Regenzeit mitbekommen, wobei es nicht die ganze Zeit wie aus Eimern geschüttet hat, aber schon sehr häufig kurz regnete. Oft waren Abschnitte unseres Wegs zur Universität überflutet und nur über ausgelegte Steine überwindbar.

Studieren auf einem grünen Campus

Und tschüss… !

Sie möchten während Ihres Studiums gern ins Ausland gehen? Dann informieren Sie sich über die Möglichkeiten an unserer Universität und lassen Sie sich von Erfahrungsberichten unserer Studierenden inspirieren.

Die United States International University Africa (USIU) ist eine amerikanische Privatuniversität in Nairobi. Studieren an einer Privatuni klingt zwar teuer, ist aber an der USIU aufgrund einer Kooperation mit ERASMUS mit ca. 250 Euro Studiengebühren erschwinglich. Die Uni besteht aus einem parkähnlichen Campus mit vielen Grünflächen (die leider nicht betreten werden dürfen) sowie den Studenten-Hostels und befindet sich auf einem abgesperrten Gelände. Der Campus wird 24 Stunden am Tag überwacht und kann nach einem in Kenia üblichen Sicherheitscheck durch zwei Eingänge betreten werden. Auf dem Campus findet man neben mehreren Bungalows und größeren Unterrichtsgebäuden eine große Bibliothek, einen Basketballplatz, ein Schwimmbad, eine Mensa und zwei kleinere Bistros. Auf dem Campus ist es ruhiger als anderswo in Nairobi, da die dichte Vegetation den Großstadtlärm abdämpft.

Gepflegtes Grün: Der Campus der United States International University Africa, die Alexander Busch, Sophia Dunker und Florian Unkel (v.l.n.r.) besucht haben.

Gepflegtes Grün: Der Campus der United States International University Africa, die Florian Unkel, Sophia Dunker und Alexander Busch (v.l.n.r.) besucht haben.

Unsere Psychologie-Veranstaltungen bestanden aus 15-25 Personen, wodurch der Unterricht eher Seminar- als einen Vorlesungscharakter hatte. Der Unterricht findet in Englisch statt, Kenias Educational Language. Bei der Belegung der Kurse wählt man gleichzeitig auch die Unterrichtszeiten. Die Kurse finden entweder zweimal in der Woche statt oder nur einmal, aber in doppelter Länge. Belegt man zum Beispiel einen Kurs am Montagvormittag, hat man diesen Kurs auch am Mittwoch zur selben Zeit; Gleiches gilt für Dienstag und Donnerstag. Freitag und Samstag sind die Tage, an denen die Kurse in doppelter Länge abgehalten werden. Wir entschieden uns für drei Kurse im Bereich der klinischen Psychologie: Introduction to Chemical Dependency, Group and Family Counseling with the Chemical Dependency und Family and Marriage Therapy am Dienstag und Donnerstag.

Alltag in Kenia

Wir hatten uns vorab entschieden, nicht in den Studenten-Hostels auf dem Campus unterzukommen. Stattdessen haben wir uns zu dritt über Airbnb eine günstige, kleine Unterkunft in Laufweite der Universität gesucht. Dadurch ergaben sich allerdings einige Schwierigkeiten, die wir in den Hostels nicht gehabt hätten: Beispielsweise gab es Probleme mit der Elektrizität in der Wohnung, sodass wir mehrere Stunden damit verbrachten, einen Elektriker zu organisieren und auf diesen zu warten. Das ist typisch für den kenianischen Lifestyle: “Pole pole” – “langsam langsam” ist das Lebensmotto vieler Kenianer. Am Strand ist das ganz entspannt, aber für pünktlichkeitsverwöhnte Deutsche führt es bei Terminen schon zu Frust. Das gilt auch für Treffen mit Professoren. Zusammengefasst: Alles Organisatorische ging etwas langsamer vonstatten. Aber an jeder Herausforderung wächst man!

Von einer Sache bleibt man jedoch auch in den Hostels nicht verschont: Ungeziefer. Dank des wunderbaren Klimas in Kenia fühlen nicht nur wir uns wohl, sondern auch die Insekten, die auch gerne ihren Weg ins Haus finden. Kleiner Tipp: Keine Klamotten auf dem Boden liegen lassen! Ein weiterer Punkt, der uns vorher nicht bewusst war: In Kenia ist es sehr staubig und dadurch können Innenwände schnell rötlich getönt aussehen.

Vielfalt und Kontaktfreude

Kenias Kultur zeichnet sich durch eine große ethnische Vielfalt aus. Die verschiedenen ethnischen Gruppen werden als “Tribes” bezeichnet. Zuletzt wurde die vor allem in Nairobi große, indische Community offiziell als Tribe anerkannt. Aufgrund der zahlreichen Tribes gibt es auch viele verschiedene traditionelle Gerichte. In der einheimischen Küche drehen sich vieles um Fleisch, Fisch, Masala (Curry), Chapati (Teigfladen) und Ugali (Maismehlbrei). Auch wenn es allgemein eher fleischlastig zugeht, findet man nicht nur vegetarische, sondern auch vegane Gerichte. Wenn man dem Personal freundlich die eigenen Vorlieben mitteilt, ist es eigentlich immer bereit, besondere Wünsche zu erfüllen. Generell sind die Leute sehr offen und kontaktfreudig, besonders Kinder und Menschen, die nicht in den Städten leben, haben ein großes Interesse an uns “Exoten”. Oft begegnete uns der Zuruf Mzungu, was “Weißer”. Aufgefallen ist uns auch der Kollektivismus, der sich in der Kontaktfreudigkeit zeigt: Es ist vollkommen normal, dass sich auch Fremde berühren, was für uns sehr ungewohnt war.

Klassisch, gerade für Nairobi, ist das Verkehrschaos: Auf den Straßen tummeln sich neben PKW und LKW viele Matatus. Das sind Busse, die zwar bestimmten Strecken folgen, aber weder Zeitpläne noch offensichtliche Haltestellen haben. Mit ein bisschen Übung gelingt das Busfahren trotzdem. Ein beliebtes Fortbewegungsmittel sind auch die Bodabodas, Motorradtaxis, die sich geschickt am Stau auf dem Highway vorbeischlängeln.

Reisen auf wilden Pfaden

So wie das Leben an für sich, ist auch das Reisen ganz erschwinglich. Natürlich kann man das Land auf auf luxuriöse Weise erkunden, aufgrund unseres Budgets und unserer Lust, so viel wie möglich zu erleben, haben wir aber versucht, so günstig wie möglich zu reisen. Eine Busfahrt durch das halbe Land ist schon für 1500 Kenia Shilling (umgerechnet 15 Euro) möglich. Dabei sollte man sich aber genügend Zeit für die Fahrten einplanen. Für Unterkünfte haben wir im Schnitt etwa 25 Euro pro Nacht bezahlt.

Besonders imponiert hat uns die Tierwelt, die wir auf einer mehrtägigen privaten Safari erleben durften. Safaris sind allerdings recht teuer und es lohnt sich, verschiedene Angebote zu vergleichen. Viele Unterkünfte in der Nähe von Nationalparks bieten Touren in privaten Jeeps an. Wir konnten das Naturschutzgebiet Masai Mara zur Great Migration erleben: Zur Trockenzeit wandern alle Tiere aus dem Umland in dieses Gebiet, da hier die größten Wasservorräte sind. Begeistert haben uns auch die weißen Sandstrände von Malindi und Mombasa mit Palmen und Kokosnüsse. Außerdem bieten die vielen Täler, Berge und Vulkane großartige Wandermöglichkeiten mit unglaublichen Aussichten. Wanderungen durch einen der Regenwälder und seine atemberaubende Flora und Faune lohnen sich ebenfalls.

Neben Safaris und Regenwaldwanderungen lohnt sich auch ein Strandbesuch.

Neben Safaris und Regenwaldwanderungen lohnt sich auch ein Strandbesuch.

Das Auslandssemester in Nairobi hat uns alle drei ganz unterschiedlich gefordert. Dabei haben wir uns durch die Erfahrungen persönlich weiterentwickelt. Mit Reiselust und ein wenig Kleingeld kann man in Kenia viel entdecken. Die Pole pole-Mentalität hat man schnell übernommen und schon nach kurzer Zeit fühlt man sich in der Gesellschaft angekommen. Nairobi ist dabei vor allem für Studierende interessant, die neben dem Studium eine vielfältige Kultur und Natur erleben wollen.

Alexander Busch, Sophia Dunker & Florian Unkel

1 Kommentare

  1. Rowan Alusiola sagt

    I am from Kenya-Nairobi and a researcher here at the university(at peace academy) and reading this made me to miss home.I am however happy that you enjoyed your stay in Kenya.
    I have learned to let go of the pole pole mentality while here.
    Kenya is a beautiful country with so many places to visit.

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