Uni-Menschen

Ein Leben für den Rock

Tim Rönz studiert nicht nur Kulturwissenschaft, sondern ist auch der Sänger seiner Band Frank-Einstein. Und auch als Solokünstler hat er erste Erfolge. Foto: Jan Reutelsterz

Tim Rönz studiert nicht nur Kulturwissenschaft, sondern ist auch der Sänger seiner Band Frank-Einstein. Und auch als Solokünstler hat er erste Erfolge. Foto: Jan Reutelsterz

Er macht Musik, weil sie ihn begeistert: Tim Rönz ist seit seinem 13. Lebensjahr Frontsänger der Rockband Frank-Einstein. Daneben ist der 20-jährige Kulturwissenschaftsstudent auch solo unter dem Namen Timas erfolgreich. Seine Coverversion “Sun Is Shining” lief bereits im litauischen Radio.

Wie kamen Sie zur Musik?

Ich habe schon immer gerne Musik gehört. Frank Zappa, Nirvana und Green Day waren die Idole meiner Kindheit. Von Letzteren konnte ich mich sogar auf einem Livekonzert in Mönchengladbach selbst überzeugen. Mit etwa 13 Jahren nahm ich mir vor, nicht nur Musik zu hören, sondern selbst aktiv zu werden. Kurzerhand schnappte ich mir meine alte Gitarre, startete meinen Computer und verbrachte Stunden mit YouTube-Tutorials, um ein besserer Gitarrist zu werden. Einer meiner besten Freunde fing zu dieser Zeit ebenfalls an, Gitarre zu spielen, während sein kleiner Bruder auf dem Schlagzeug lernte. Nachdem wir einen Bassisten gefunden hatten, gründeten wir zusammen unsere Band Frank-Einstein, die bis heute existiert.

Frank-Einstein? Gibt es dazu eine Geschichte?


In unserer Serie Uni-Menschen stellen wir euch interessante Persönlichkeiten vor, die an der Universität Koblenz-Landau studieren und arbeiten.

Ursprünglich wollten wir mal eine Misfits-Coverband sein. Auch wenn wir es nie schafften, ausschließlich im Punk zu bleiben, wurden wir trotzdem durch deren Logo inspiriert: ein weißer Totenkopf auf schwarzem Hintergrund. Seit der Gründung unserer Band proben wir im Untergeschoss des Elternhauses unseres Gitarristen. Dort hing damals schon ein Poster, das den Kopf von Frankensteins Monster zeigte. Dieses Porträt wurde zu unserem Logo und half uns bei der Auswahl eines Namens.

“Sex, Drugs and Rock’n’Roll”, so heißt das Klischee. Und in echt? Wie fühlt es sich an, Teil einer Rockband zu sein?

Mit Ausnahme der Drogen erfüllen wir alle Klischees einer Rockband, wenn es ums Feiern geht. Es ist ein großartiges Gefühl, mit anderen Menschen Musik zu machen. Ich liebe es, zusammen auf der Bühne zu stehen, eigene Songs zu präsentieren und das Publikum zu begeistern. Wir ordnen uns selbst dem Alternative Rock als Genre zu, mischen also Aspekte von Country, Pop, Hard Rock und Punk. Wir spielen Coversongs und selbst geschriebene Lieder. Manchmal kann es aber auch anstrengend sein, sich mit vier Personen absprechen zu müssen. Beispielsweise wenn es darum geht, Termine für gemeinsame Proben zu finden.

Eine Solonummer von Ihnen lief vor kurzem im litauischen Radio. Wie kam es dazu?

Neben unserer Band mache ich unter dem Namen Timas auch alleine Musik. Mit diesem Soloprojekt habe ich im Dezember 2018 einen Song veröffentlicht, den ich von der litauischen Band Baltasis Kiras gecovert habe. Dazu habe ich den Originaltext des Folksongs Saulė šviečia ins Englische übersetzt und ihm den Titel Sun Is Shining gegeben. Zusammen mit einem Freund habe ich am Sound gearbeitet, um das Lied in einen Popsong umzuwandeln. Der Universitätschor ist auch Teil des Stücks. Einige männliche Freiwillige steigen vor dem letzten Refrain ein und begleiten mich im Hintergrund bis zum Schluss. Nachdem ich dem litauischen Radiosender LRT Opus eine finale Aufnahme des Songs mit der Bitte um Veröffentlichung zukommen ließ, bekam ich zügig eine Rückmeldung. Das Resultat war ein 20-minütiges Interview, das im litauischen Hörfunk lief. Dabei wurde neben Sun Is Shining auch ein Song von Frank-Einstein und eine weitere Demo von mir gespielt. Das Coolste war die simultane Übersetzung meiner Aussagen durch einen litauischen Sprecher (lacht).

Woher stammt diese Verbindung zu Litauen?

Ich habe an einem Schüleraustausch über ein Erasmus-Programm teilgenommen und dabei eine Woche lang eine litauische Schule besucht. Nach meinem Abitur verbrachte ich weitere drei Monate in Litauen. Hier hatte ich auch meinen bisher besten Auftritt in Užupis, einem Künstlerviertel in der litauischen Hauptstadt Vilnius. Dort habe ich zwar nicht vor einer großen Menge gespielt, aber die Stimmung unter dem Publikum war überwältigend. Die Menschen dort haben eine großartige Einstellung gegenüber Kunst und Musik. Bald geht es für mich mit einigen Kommilitonen erneut nach Litauen. Nach meinem Studium möchte ich gerne in der Touristik tätig werden, um auch andere Reisende für das Land zu begeistern.

Sie schreiben auch eigene Songs. Woher nehmen Sie Ihre Inspiration?

Andere Bands machen es vor, ich versuche, mich anzuschließen. In letzter Zeit orientiere ich mich vor allem an Børns, Social Distortion und Johny Cash. Meistens probiere ich viel mit der Gitarre oder am E-Piano aus, bevor ich eine genaue Vorstellung davon besitze, wie ein neuer Song klingen wird. Erst danach setze ich mich an den Text dazu. Bis ich fertig bin, können Tage, Wochen oder sogar Jahre vergehen. Ich versuche mich dabei nicht selbst zu stressen, da für mich immer die Freude an der Musik im Mittelpunkt steht.

Was machen Sie neben der Musik?

Ich interessiere mich für die Fotografie, wobei ich am liebsten Städte und Menschen ablichte. Diese Leidenschaft kombiniere ich gerne mit längeren Reisen. Zuletzt war ich mit einem Freund für etwa vier Wochen auf einer Rundreise durch Zentraleuropa. Mit dem Bus ging es durch Tschechien, die Slowakei, Ungarn, Slowenien und Österreich. Ich wünschte, meine Hobbys wären etwas kostengünstiger, aber das ist leider nicht der Fall (lacht).

Das Interview führte René Lang