Kolumne

Das Glück auf der grünen Insel

Heute schreibt Campus-Reporterin Esther Guretzke. Illustration: Designstudio Mathilda Mutant

Heute schreibt Campus-Reporterin Esther Guretzke. Illustration: Designstudio Mathilda Mutant

In der Kolumne schreiben unsere Campus-Reporter, allesamt Studierende in Koblenz und Landau, unplugged aus ihrem Alltag. Diesmal verrät Esther Guretzke, warum die Lebensart der Iren sie beeindruckt und wieso ein Stück ihres Herzens auf der grünen Insel geblieben ist.

In meiner Wohnung hängt ein großes, eingerahmtes Plakat. Darauf zu sehen ist ein Haus in der Ferne,  umrahmt von einem strahlend blauen Himmel und saftigem grünen Gras. Im Vordergrund des Bildes ist eine steinerne Toreinfahrt zu sehen und ein brauner Zaun, der sich bis zum Haus zieht. Dieses Bild ist traumhaft schön und doch kein Traum, denn der Ort existiert wirklich und zwar in Irland.

Unvergessliche Häuser dieser Art findet man in Irland viele. Fotos: Esther Guretzke

Unvergessliche Häuser dieser Art findet man in Irland viele. Fotos: Esther Guretzke

Lebensart

Einmal war ich bis jetzt in Irland, aber ein Stück meines Herzens ist dort geblieben – in dem Land, wo der Himmel blauer und das Gras grüner ist. Vor allem die Lebensart der Iren hat mich beeindruckt. Das Sprichwort ‘Keep your daily work’ ist gleichzeitig Motto und Lebenseinstellung: Es vermittelt, dass man jeden Tag arbeiten muss, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, aber auch nicht mehr. Um zehn Uhr öffnen die meisten Geschäfte und um 18 Uhr schließen sie wieder. Die Menschen gehen nach Hause und abends, vor allem an den Wochenenden, in die Pubs. Ich habe in dieser einen kurzen Woche in Irland gelernt, mein Leben zu entschleunigen. Der Bus kommt nicht: Egal. Der Zug hat Verspätung: Was kümmert es mich? Keine Sorge wird meinem Leben eine Elle hinzufügen. Von der Lebensart der Iren können wir uns etwas abschauen. Jeder einzelne Moment ist für sie kostbar und lebenswert.

Nähe zu Natur

Pur, so fühlt sich das Leben in Irland an. ‘Wie geht es dir’, sagen die Iren anstatt eines simplen ‘Hallo’. Wenn man ihnen antwortet, ist man schnell in ein angenehmes halbstündiges Gespräch verwickelt und wird abends in den Pub eingeladen. Doch nicht nur die Lebensart sollte uns inspirieren, sondern auch ihre Verbundenheit mit der Natur. Wir sollten viel mehr in Waldpädagogik investieren, den Kindern und Jugendlichen beibringen, wie man ein Zelt aufbaut, wie man Essen findet in der Natur, dass die Salami nicht als Salami auf die Welt kam und das manche Menschen körperlich hart arbeiten, damit uns Luxusgüter zur Verfügung stehen. Brauche ich das alles wirklich, habe ich mich nach dieser einen Woche gefragt und angefangen, die Wohnung auszumisten. Ich entschleunige mein Leben, ich reduziere es und fühle mich mit jeder Etappe ein Stückchen freier.

In Irland kam Campus-Reporterin Esther Guretzke der Natur ein Stückchen näher.

In Irland kam Campus-Reporterin Esther Guretzke der Natur ein Stückchen näher.

Irland hautnah

In den kommenden Semesterferien werden mein Mann und ich fünf Wochen durch Irland reisen, denn auch er wurde bei unserem letzten Besuch von dieser einfachen, naturverbundenen und musikliebenden Lebensfreude angesteckt. Wir haben unser Zelt dabei, die Wanderschuhe an den Füßen und den Rucksack auf dem Rücken. Vom Gefühl her kommen wir nie wieder zurück. Ich erinnere mich mit Sehnsucht und Vorfreude an herrlichen Sonnenschein, an stürmischen Regen an der Küste, an weite Seen und windige Alleen. Mit Irland verbinde ich kulinarische Erlebnisse und tanzende Menschen. Irland besteht aus Freude und Freunden, denn die findet man dort ganz schnell. Manchmal habe ich das Gefühl, in der Stadt verlernt man zu kommunizieren. Deshalb der Appell an alle: Einfach mal das Handy, Tablet, den Computer und Fernseher eine halbe Stunde am Tag ausschalten und den Menschen in der Nähe in die Augen sehen und fragen: Wie geht es dir?