Kolumne

Als ich vergaß, wie man ausatmet

Heute schreibt Campus-Reporterin Lisa Engemann. Illustration: Designstudio Mathilda Mutant

Heute schreibt Campus-Reporterin Lisa Engemann. Illustration: Designstudio Mathilda Mutant

In der Kolumne schreiben unsere Campus-Reporter, allesamt Studierende in Koblenz und Landau, unplugged aus ihrem Alltag. Heute denkt Lisa Engemann darüber nach, was passiert, wenn der Alltag uns zu sehr in Atem hält.

Im Frühjahr sehnte ich eine Entscheidung über meine Zukunft herbei, auf die ich keinen Einfluss hatte. Ich dachte, alles wird leicht sein, wenn diese eine Sache klar ist. Im Sommer entschied es sich. Ich freute mich – für einen Moment. Denn im nächsten kamen mir all die Dinge in den Kopf, die damit zusammenhingen und um die ich mich kümmern musste: Eine Wohnung musste gefunden werden. Ich dachte, wenn das erstmal sicher ist, kann ich aufatmen.

Ein und aus

In der Kolumne schreiben unsere Campus-Reporter, allesamt Studierende in Koblenz und Landau, unplugged aus ihrem Alltag.

Ich fand eine tolle Wohnung. Ich holte Luft, doch dann hielt ich sie wieder an: Die Wohnung musste eingerichtet werden. Das war vor einem Monat. Ich halte immer noch die Luft an, denn es ist noch nicht alles fertig. So vieles ist noch zu tun, nicht nur in der Wohnung. Es hört niemals auf. Ist das Eine erledigt, folgt das Nächste. Vor jeder Sache, die fertig gemacht werden muss, denke ich: Wenn das erstmal geschafft ist, dann habe ich Zeit und Luft, das zu feiern, was ich geschafft habe. Doch bevor ich zum Ausatmen komme, muss ich erstmal wieder tief Luft holen.

Zu versuchen, alles fertig zu bekommen und dann zu ruhen, ist zwar lobenswert, aber nicht lebenswert. Sollte es umgekehrt nicht leichter sein? Also erst zur Ruhe zu kommen und aus der Ruhe heraus die Dinge anzugehen? “Find peace, and everything will fall into place.” statt “When everything falls into place, i will find peace.” So einen ähnlichen Spruch habe ich mal irgendwo gelesen. Das Leben sollte nicht erst erledigt und dann genossen werden, es sollte einfach gelebt werden. Ich denke, das ist die Kunst. Wie ein- und ausatmen: Wenn man nur das eine tut, stirbt man.

Lisa Engemann

1 Kommentare

  1. Carmen G. sagt

    Hallo Lisa, dein Text hat mich sehr interessiert. Mein Alltag ist manchmal so stressig, dass ich vergesse zu Essen und zu Trinken….

    Abends Fälle ich in mein Bett. Und bin fix und fertig.

    Ich stehe früh auf um das wichtigste bevor ich aus dem Haus gehe und arbeiten gehe, zu erledigen, wie z.B. aufräumen, putzen, Wäsche, Spülmaschine, Brote schmieren für meine 2 pubertierende Kinder….. Schreibkram, Garten,….

    Ich bin schon fertig, bevor ich zur Arbeit geht.

    Trotz allem geht es mir gut. Ich arbeite sehr gerne und bin froh das wir gesund sind.

    Einfach mal so.

    Weiterhin viel Erfolg.

    Gruß Carmen

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