Katharina Schoofs beruflicher Werdegang ist das, was man eine erfolgreiche Karriere nennt: Von der Personalreferentin in Neustadt zum Director Führungskräfteentwicklung bei Bertelsmann. Dazwischen liegen rund zwanzig Jahre Erfahrung, stets begleitet von dem Wunsch, Erwachsene bei ihrer beruflichen Entwicklung zu unterstützen und selbst nie mit dem Lernen aufzuhören. Im Interview erinnert sich die 45-Jährige an ihr Studium der Erziehungswissenschaften und der Betriebspädagogik am Campus Landau und verrät, wie sie ihren roten Faden im Berufsleben gefunden hat.
Sie sind Director Leadership Campus bei der Bertelsmann University: Wie sind Sie an den Job gekommen?
Mein Weg zu Bertelsmann beinhaltet einige Stationen. Nach meinem Abschluss 1996 bin ich in Neustadt in die Personalberatung eingestiegen, wollte zwei Jahre später aber in die große weite Welt und ging als Personalreferentin nach Berlin zu Pixelpark, einem Unternehmen, das damals zu Bertelsmann gehörte. Aus privaten Gründen verschlug es mich für ein Jahr nach Frankreich, wo ich die Gelegenheit hatte, an einer Business School in der Nähe von Paris im Career Management zu arbeiten. Nach einer weiteren Station bei ProSiebenSat.1 habe ich meine Bertelsmann-Kontakte aus meinem ersten Job in Berlin wieder aufleben lassen und so ergab sich eine Einstiegmöglichkeit im Bereich der Managemententwicklung bei der Konzernmutter in Gütersloh. Da ich aus Nordrhein-Westfalen stamme, war mir die Gegend nicht fremd. 2006 habe ich meinen Lebensmittelpunkt nach Bielefeld verlegt und das nie bereut. Da ich mich noch stärker im Bereich Personalentwicklung einbringen wollte, führte mein Weg nach rund fünf Jahren ins Team der Bertelsmann University und seither arbeite ich vor allem im Bereich der Weiterbildung von Führungskräften auf internationaler Ebene.
Was sind Ihre Aufgaben?
Die Serie
Wie soll es nach dem Abschluss weitergehen? Inspiration bieten Alumni der Universität Koblenz-Landau: In unseren Porträts erzählen sie von Karriere, Arbeitsalltag und Erinnerungen an die Studienzeit.
Die Bertelsmann University ist ein virtueller Campus. Wir konzipieren unter anderem Weiterbildungsprogramme für Führungskräfte, sogenannte Leadership Progamme. Unsere Fokus-Zielgruppe sind die Führungskräfte von Bertelsmann weltweit, daher verläuft meine Arbeit bis heute zu 50 Prozent auf Englisch. Vom RTL-Fernsehmanager über den Logistiker bis hin zur Journalistin und zum Verlagsredakteur von Gruner + Jahr werden alle Bereiche bedient. Mein Job ist es, die unterschiedlichen Programme zu entwickeln, zu steuern und umzusetzen. Gemeinsam mit einer Programmmanagerin überlege ich, wo die Programme stattfinden, wir planen, welche Hotels und Seminarräume wir buchen und was es drum herum zu organisieren gibt. In einer Gastgeberfunktion begleite ich die Programme vor Ort, bin meist zum Start und zur finalen Feedback-Runde dabei.
Wie sieht ein normaler Arbeitstag aus?
Es gibt keinen ganz klassischen Arbeitstag, was natürlich auch das Schöne an meinem Job ist. Mein tägliches Business besteht darin, die Programme immer wieder zu überprüfen und zu optimieren und gemeinsam mit unseren Trainern und Coaches von externen Instituten und Business Schools inhaltlich zu überarbeiten. Dazu gehören zum Beispiel Meetings mit dem gesamten Team der University, die tägliche Abstimmung mit den Kollegen aus dem Programmmanagement, die finalen Checks, ob die Vorbereitung für bevorstehende Veranstaltungen läuft, die Vermarktung unserer Programme und der Aufbau unserer Webseite.
Was ist die größte Herausforderung in Ihrem Job?
Die größte Herausforderung ist es, die Programme immer aktuell zu halten und am Bedarf der Führungskräfte orientiert zu bleiben. Wir müssen wissen, welche Themen für die Manager relevant sind und immer hinterfragen, ob wir dem Konzern das bieten, was er braucht. Dazu müssen wir mit Teilnehmern und Trainern im Austausch bleiben und intern bei den Personalchefs nachhorchen. Im Rahmen des Digitalisierungs-Themas muss man sich außerdem immer selbst up to date halten. Aber genau das macht mir Spaß. Es ist toll, einen solchen Bereich mitzugestalten und zu lernen, den aktuellen Bedingungen nachzukommen, insbesondere für Erwachsene.
Wussten Sie schon zu Studienbeginn, was Sie später machen wollen? Was war Ihr Traumjob?
Damals bin ich schon sehr konkret mit dem Schwerpunkt der Betriebspädagogik in dieses Studium reingegangen. Ich wollte in die Wirtschaft, habe meine Praktika in dieser Richtung gemacht und meine Diplomarbeit bei Opel in Rüsselsheim geschrieben. Durch meine Tante, die im betrieblichen Bildungswesen gearbeitet hat, hatte ich eine recht genaue Vorstellung und mir war klar, dass ich in der Erwachsenenbildung arbeiten möchte. Während meiner ersten Jahre im Beruf hatte ich immer den Wunsch vor Augen, stärker in der Personalentwicklung zu arbeiten und das ist mir mit Bertelsmann gelungen. Nun bin ich seit zwölf Jahren dabei und würde sagen, dass ich damit meinen persönlichen Traumjob gefunden habe – sehr flexibel, sehr international und sogar in Teilzeit möglich, nachdem ich aus der Elternzeit wieder in meinen Job zurückkehren konnte.
Warum haben Sie sich für ein Studium an der Universität Koblenz-Landau entschieden?
Meine Tante erzählte mir, dass sie Betriebspädagogik als weiterbildenden Studiengang gemacht hat. Dadurch war mir das Fach aufgefallen und ich habe recherchiert, dass es in Landau als grundständiger Studiengang im Rahmen des Diploms Erziehungswissenschaften angeboten wird. Ich habe nicht lange gezögert und mich beworben, in dem Glauben, Landau sei ein Vorort von Koblenz. Letztlich habe ich mich in der Stadt immer sehr wohlgefühlt, empfand die kleine überschaubare Uni als angenehm und habe sofort eine nette Gruppe von Kommilitonen kennengelernt. Ich habe mein Studium in neun Semestern inklusive Diplomarbeit recht fix durchgezogen. Das war damals ohne Weiteres möglich und ich hebe heute noch gerne hervor, dass ich gerne in Landau studiert habe. Letztlich kommt es nicht auf die Größe der Uni an, sondern darauf, was man daraus macht.
Welche Rolle spielt Ihr Studium für Ihre Tätigkeit als Director Leadership Campus?
Das kommt an vielen Stellen immer mal wieder durch, ob bewusst oder unbewusst. Zum einen inhaltlich, wenn es darum geht, Lernziele für unsere Programme zu formulieren, zum anderen aber auch in meiner Einstellung. Meine gesamte Grundhaltung zum Thema Lernen resultiert immer noch aus dem Studium. An dem Credo Lebenslanges Lernen ist etwas Wahres dran, denn das hört auch im 20. Berufsjahr nicht auf. Umgekehrt sehe ich bei meiner kleinen Tochter jeden Tag, wie sie lernt und wie viel Spaß sie daran hat. Daran sollte man sich sein Leben lang ein Beispiel nehmen.
Was fällt Ihnen als Erstes ein, wenn Sie an Ihre Alma Mater und an Ihre Studienstadt Landau zurückdenken?
Da denke ich sofort an den schönen Marktplatz und an den Campus auf dem Hügel. Ich habe damals ganz in der Nähe gewohnt und bin immer mit dem Fahrrad durch den angrenzenden Wald gefahren. Das war eine spannende Zeit, zum ersten Mal unabhängig und weit weg von Zuhause zu sein. Neben den vielen Pfälzern und Saarländern galt ich als Zugereiste, die meisten dachten, ich käme von der Nordseeküste. Ich erinnere mich, dass mich einige Kommilitonen am Anfang aufgrund meiner hochdeutschen Sprache (bei uns gibt es keinen Dialekt), etwas arrogant fanden, dabei fehlte mir einfach nur der typisch pfälzische Dialekt. Und natürlich habe ich immer noch die schöne Umgebung im Sinn, meine Familie hat mich allein deshalb gerne besucht. Mein Vater kauft heute noch Wein in der Nähe von Landau.
Wie halten Sie noch Kontakt zur Uni?
Kontakt zur Uni ist aufgrund der Entfernung natürlich schwierig. Eine lange Zeit haben wir uns aber im Rahmen des Forums Betriebspädagogik noch Jahre nach dem Abschluss in Landau getroffen. Die Region bleibt mir sehr sympathisch und irgendwie ist immer noch ein Bezug da. Ab und an fahre ich mit meinem Mann und meiner Tochter im Herbst mal in die Pfalz und habe auch noch den ein oder anderen Kontakt, den ich gerne aufrecht erhalte.
Was haben Sie im Studium gelernt, was nicht in den Lehrbüchern zu finden ist?
Ganz klassisch: Wie ich lerne. Das ist an der Uni einfach etwas anderes, wenn man mit 18, 19 Jahren von der Schule kommt und sich erst einmal zurechtfinden muss. Eigenständig leben, wohnen, lernen und mit allem umgehen, was einem vor Ort geboten wird, das war für mich damals der größte Schritt. Ich hatte anfangs kein Auto und es gab nicht einmal einen Telefonanschluss in unserer WG, sodass ich mit dem Fahrrad zur Post gefahren bin, um dort von einer Telefonzelle aus meine Familie anzurufen. Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. Diese Zeit war nicht immer leicht, aber sie hat mich auf gewisse Art und Weise zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin. Auch die Möglichkeit, über den Tellerrand zu schauen und mit ganz anderen Typen von Menschen in Kontakt zu treten, habe ich in sehr positiver Erinnerung.
Der beste Rat, den Sie je bekommen haben?
Das ist ein Rat, den ich nach wie vor gerne selbst weitergebe: Studiere das, was dir am Herzen liegt und wovon du glaubst, das ist dein Ding. Die eigene Ausbildung oder das Studium sollte man nach Überzeugung machen und sich treu bleiben. Man sollte nicht blind der großen Karriere nachlaufen und sich auch nicht von Stimmen abhalten lassen, die fragen, was man damit später einmal anfangen will. In Teilen begegnete mir diese Haltung damals auch – Erziehungswissenschaften sei brotlose Kunst. Heute bin ich ein bisschen stolz auf meinen Weg. Mit klarem Ziel, Offenheit für Umwege und dem Glauben daran, dass man es schaffen kann, kommt man immer weiter.
Ihr schönstes Erlebnis an der Universität Koblenz-Landau?
Das war mein Abschluss. Die letzten Wochen vor Ort im Frühjahr habe ich nochmal sehr genossen, mit einem lachenden und einem weinenden Auge, weil eine lange schöne Zeit zu Ende ging. Ich erinnere mich noch gut an diese letzten Tage, aber natürlich auch an die ersten Stunden. Da habe ich ganz stolz ein Foto vor dem Schild Uni Landau gemacht und mein WG-Zimmer bezogen. Und die Uni-Feten im Atrium sind mir ebenfalls immer noch in lustiger Erinnerung.
Generalist oder Spezialist – auf was sollten Studierende Ihres Faches bei der Wahl der Schwerpunkte achten?
Im Bereich Erziehungswissenschaften und Psychologie sagen viele, dass sie generell gerne mit Menschen arbeiten, aber ich denke, das kann man konkretisieren. Was genau interessiert mich daran, welche Themen liegen mir und wo kann ich mich spezialisieren, das ist wichtig. Wir haben aktuell eine Praktikantin bei uns, die auch Erziehungswissenschaften studiert. Sie hat zum Beispiel während des Studiums eine Mediationsausbildung gemacht und sich damit bereits etwas Profil geschaffen. Und doch bleibt sie offen für Neues, probiert sich aus und kann auf dieser Grundlage natürlich noch viel besser entscheiden, wo sie hin möchte.
Was raten Sie unseren Studierenden, die sich für Ihre Berufsbranche interessieren?
Praktika sind immer gut, auch wenn man durch das Bachelor-Master-System weniger Zeit dazu hat. Ich finde es aber wichtig, dass man sich den beruflichen Alltag anschaut. Und natürlich muss man sich frühzeitig überlegen, wo man für sich einen roten Faden finden kann. Trotz des dichten Unialltags, der sich im Gegensatz zu damals sehr verändert hat, sollte man die vorlesungsfreie Zeit nutzen, Urlaubssemester einlegen oder ein Gap Year machen. Als ehemalige Recruiterin kann ich sagen, dass ich die Lebensläufe spannend finde, die erkennen lassen, dass sich jemand ausprobiert und Lebenserfahrung gesammelt hat.
Nina Seel
Dieses Interview ist in freundlicher Kooperation mit dem Alumni-Referat der Universität Koblenz-Landau entstanden.