Im integrierten Praxisprojekt des Studiengangs Pädagogik arbeiten Studierende zwei Semester intensiv an einem Projekt, in dem sie quantitative oder qualitative Forschung betreiben. Viele Studierende schließen sich einem Forschungsprojekt der Universität an. Ines Scheuffele und Nina Charlotte Kelle wagten den Schritt, ein externes Projekt in die Hand zu nehmen und entwickelten ein Mentorenprogramm für Ärzte.
“Wir wurden ganz schön ins kalte Wasser geworfen, aber wir haben schwimmen gelernt”, erzählen Scheuffele und ihre Kommilitonin Kelle. In Zusammenarbeit mit der Marienhaus Klinik und der Waldbreitbacher Ärzteakademie haben die beiden Studentinnen als Pilotprojekt das Mentoringprogramm com4coaching entwickelt, ein Programm von Ärzten für Ärzte. Chef-, Ober-, Fach-, oder Assistenzärzte haben die Möglichkeit, im Rahmen ihrer Ausbildung einen Mentor zur Seite gestellt zu bekommen: “Innerhalb des Ärzteteams soll ein Raum geschaffen werden, der Platz bietet für den beruflichen Austausch und Hilfestellungen bei Fragen”, erklärt Kelle.
Ziel des Programms ist es, dass sich Mentor und Mentee aufeinander einlassen, um sich so im Berufsalltag gegenseitig zu unterstützen. Während der Projektarbeit stand den Studentinnen Dr. Katrin Keller vom Marienhaus zur Seite, die die Initiatorin des Programms ist: “Durch sie haben wir viel gelernt und enorm von diesem Modul profitiert”, reflektieren Scheuffele und Kelle. Im Rahmen eines Seminars zu Zeit- und Projektmanagement referierte Dr. Katrin Keller am Campus Koblenz und kam mit den Studierenden ins Gespräch. Daraus ergab sich für Kelle und Scheuffele die Gelegenheit, an dem Pilotprojekt mitzuwirken.
Zielgruppe mit Hindernissen
Die angehenden Pädagoginnen entwickelten einen Matching-Bogen, um zueinander passende Teams bilden zu können. Dabei orientierten sie sich an den Big Five-Modell aus der Persönlichkeitspsychologie. Es postuliert fünf Hauptdimensionen der Persönlichkeit: Neurotizismus (emotionale Labilität eines Menschen), Extraversion (Geselligkeit), Offenheit für Erfahrungen (Aufgeschlossenheit), Gewissenhaftigkeit (Perfektionismus) und Verträglichkeit (Rücksichtnahme, Kooperationsbereitschaft, Empathie). Mit Hilfe dieser Kategorien konnten die Ärzte einander zugeordnet werden. “Die Zielgruppe war wirklich eine Herausforderung. Ärzte haben wenig Zeit und für sie steht die Medizin klar im Vordergrund”, weiß Kelle. Auch Zeit- und Projektmanagement war eine Hürde, die es zu bewältigen galt. “Wir erstellten einen Projektsteckbrief und erarbeiteten die einzelnen Projektphasen. In einem realen Unternehmen gibt es wichtige Abläufe, die es zu absolvieren gilt. Bis zum Beispiel das Logo von com4coaching feststand, ging viel Zeit ins Land. Die Farben mussten stimmen, die Ausrichtung, die Dimensionen. Es war ein kleiner Kampf, bis es abgesegnet war”, erzählt Scheuffele.
In kurzer Zeit viel gelernt
Trotz der vielen Arbeit hat die Projektleitung den beiden viel gebracht: “Wir legen wirklich jedem Studierenden ans Herz, ein bisschen Initiative zu zeigen, über den Tellerrand zu blicken und im Rahmen der Forschung eigene Ideen zu entwickeln. Wenn man die Möglichkeit hat, in einem realen Unternehmen ein Projekt ins Leben zu rufen, sollte man es ausprobieren. Es stärkt auf jeden Fall das Selbstbewusstsein und die eigenen Kompetenzen. Wir trauen uns nach diesem Projekt viel mehr zu. Es ist toll, dass der Studiengang Pädagogik diese Möglichkeit der Praxiserfahrung ermöglicht”, meint Kelle. “Und es ist ein gutes Gefühl, auch mal aus der Reihe zu tanzen und sein eigenes Ding zu machen”, sagt sie. Was die beiden noch gelernt haben: Freundschaft und Arbeit zu trennen, auch wenn das nicht immer einfach war. “Im Nachhinein sind wir zufrieden und stolz auf unser Projekt”, meint Scheuffele. Mit Abschluss der Pilotphase war die Arbeit der Studentinnen getan. Wie es mit dem Projekt weitergeht, liegt nun in der Hand des Marienhauses. “Bei der weiteren Umsetzung des Projektes sind wir nicht involviert, aber wir sind gespannt, welche Wege com4coaching noch nehmen wird.”
Esther Guretzke