Warum sind wir so, wie wir sind? Warum handeln wir so, wie wir es tun? Die Psychologie untersucht menschliches Verhalten und Denken und liefert Antworten auf viele spannende Fragen. Mattes Albrecht, Psychologiestudent am Campus Landau, gibt einen Einblick in eines der beliebtesten Studienfächer Deutschlands.
Woher kommt Ihre Begeisterung für das Fach Psychologie?
Die Serie
Abiturienten stehen viele Möglichkeiten offen. Studieren oder eine Ausbildung beginnen, Uni oder FH? Und welches Fach ist für mich das Richtige? In unserer Serie “Was studieren?” stellen Studierende der Universität Koblenz-Landau ihren Studiengang vor. Bereits erschienene Artikel finden sie hier.
Ich interessiere mich stark für den Menschen an sich, für seine Gedanken, Handlungen und vor allem seine Beweggründe. In allen Bereichen des Lebens hat man mit Menschen zu tun. Die Kenntnisse, die man im Fach Psychologie gewinnt, sind also universell anwendbar.
Warum haben Sie sich für den Studienort Landau entschieden?
Wie die meisten der Psychologiestudenten am Campus Landau hatte ich noch nie zuvor von dem kleinen Städtchen gehört, bis ich mich hier bewarb und eine Zusage erhielt. Der Großteil der anderen Universitäten hat einen deutlich höheren NC, so dass es sehr schwierig ist, überhaupt angenommen zu werden. Ich bin sehr zufrieden und würde in keiner anderen Stadt lieber studieren wollen. Gleich bei meinem ersten Besuch hier, als ich auf WG-Besichtigung durch die Stadt gezogen bin, hat es mir super gefallen.
Was machen Sie genau in Ihrem Studium?
Die Studienfächer der Psychologie lassen sich in Grundlagen- und Anwendungsfächer aufteilen. In den ersten drei Semestern liegt der Fokus auf den Grundlagen, also auf Fächern wie Entwicklungspsychologie sowie Biologische und Differentielle Psychologie. Darüber hinaus sind in dieser Zeit auch Fächer wie Diagnostik und Testtheorie zu belegen. Diese sind zum Teil sehr abstrakt und nur in geringem Maße auf den Alltag anwendbar. Im vierten Semester haben die Studierenden die Möglichkeit, sich für drei von vier Anwendungsfächern zu entscheiden. Zur Wahl stehen dabei die Klinische, die Pädagogische, die Kommunikations- und Medien- sowie die Wirtschaftspsychologie. Im Verlauf des Studiums bietet sich also eine große Bandbreite an verschiedenen Themengebieten.
Was gefällt Ihnen am besten?
Ganz klar die Anwendungsfächer Wirtschafts- sowie Kommunikations- und Medienpsychologie, da ich sehr wahrscheinlich später auch in diesem Bereich arbeiten möchte. Im Gegensatz zu klinischer Psychologie konzentriert man sich hier auf die positiven Eigenschaften. Es geht vielmehr um das Optimieren, als darum, Schaden zu begrenzen. Auch interessant finde ich die Sozialpsychologie und die Allgemeine Psychologie. Da es oft um alltagsbezogene Phänomene und Prozesse geht, sind viele der Inhalte nachvollziehbar und lassen sich zum Erklären des eigenen Handelns sowie das von anderen Personen nutzen. Aus dem Part “Gedächtnis und Lernen” der Allgemeinen Psychologie kann man viele Erkenntnisse auf sich selbst anwenden. Dabei handelt es sich nicht etwa um eine spezielle Massage-Technik, sondern um eine Reihe unmittelbar aufeinander folgender Lern- oder Übungsdurchgänge. Grade kurz vor den Prüfungen dürfte das einigen Studenten sehr vertraut sein. Viel effektiver ist jedoch das “Verteilte Lernen”, also eine Lernmethode, bei der der Stoff, wie der Name schon sagt, Stück für Stück und mit genügend Abständen durchgearbeitet wird. Durch diese Wiederholungen kann das Lernmaterial besser abgerufen und behalten werden.
Welche Fähigkeiten sind in Ihrem Studium besonders gefragt?
Für das Studium an sich, egal welche Fachrichtung, ist ein gewisses Maß an Selbstdisziplin und Selbstständigkeit wichtig. Auch sollten das Interesse und die Motivation groß genug sein, ansonsten ist es schwierig, am Ball zu bleiben und sich durch die ab und an komplexen und trockenen Themen zu quälen. Für Psychologie selbst ist ein grundlegendes Interesse am Menschen natürlich zentral.
Was möchten Sie nach der Uni machen?
Nach der Uni möchte ich sehr wahrscheinlich in die Personalentwicklung und -organisation. Mein Traumjob ist sehr vielseitig, er umfasst einerseits ein festes Büro, andererseits wäre ich auch gerne für Workshops, Coachings und Seminare unterwegs. Wichtig ist die Transparenz der Anforderungen und Leistungsziele bei Einstellungen von Führungspersonal, da es an diesem Punkt häufig zu Unklarheiten und Missverständnissen kommt. Nicht umsonst ist die Intransparenz der Erwartungen an die neue Arbeitskraft bzw. an den neuen Arbeitgeber aufgrund mangelnder Kommunikation einer der häufigsten Gründe für das Kündigen eines Jobs nach Ablauf der Probezeit. An diesem Punkt würde ich gerne ansetzen.
Wie bereiten Sie die Studieninhalte auf Ihr zukünftiges Berufsleben vor?
An der Universität wird man hauptsächlich im theoretischen Bereich auf die berufliche Zukunft vorbereitet. Man erhält einen groben Einblick in die verschiedenen Fachgebiete der Psychologie und lernt das Fach mit all seinen Facetten kennen. Der Praxisbezug erfolgt wohl zum Großteil im Praktikum sowie den Anwendungsfächern, die deutlich mehr Alltagsbezug besitzen. Auch der Master ist vermutlich deutlich praktischer orientiert.
Konnten Sie schon Praxisluft schnuppern?
Im Bachelor Psychologie ist ein zwölfwöchiges Praktikum angesetzt, das nach Wunsch auch in zwei Teile von je sechs Wochen gesplittet werden kann. Mein Praktikum steht noch aus, ich konnte mich zwar schon für eine Fachrichtung, die Wirtschaft, nicht jedoch für einen Betrieb entscheiden. Bei den größeren Unternehmen ist es häufig schwierig, an einen Platz zu kommen, bei den kleineren ist dafür oft die Bandbreite nicht so groß. Ich bin aber sehr gespannt, ob sich mein Berufsbild in dem Praktikum bestätigen wird.
Welchen Tipp geben Sie denjenigen, die noch auf der Suche nach dem passenden Studienfach sind?
Es ist immer gut, durch Praktika schon vor dem Studium einen Einblick in das Fach zu erhalten. Dann weiß man, auf was man hinarbeitet und kann mit einem Ziel vor Augen in das Studium starten. Oder man besucht als Gasthörer Vorlesungen, um einen Eindruck vom Unialltag und der Art der Wissensvermittlung zu gewinnen. Ebenfalls hilfreich ist es, sich mit Studierenden des jeweiligen Faches zu unterhalten. Und nicht zuletzt kann man online viele Informationen über das Studium, die verschiedenen Schwerpunkte sowie die Studienorte einholen. Mein Tipp für angehende Studierende: Ausprobieren schadet nicht. Oft kann man erst auf diesem Weg entscheiden, ob ein Studium wirklich zu einem passt oder nicht.
Interview: Enya Höffner