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Unsere Profs: Jürgen Maier

Prof. Dr. Jürgen Maier studierte 1990 bis 1995 studierte Politikwissenschaften an der Universität Bamberg und promovierte zum Thema "Politikverdrossenheit in der Bundesrepublik Deutschland". Heute stellt er sich den Fragen im Uniblog-Interview. Foto: Karin Hiller

Prof. Dr. Jürgen Maier studierte 1990 bis 1995 studierte Politikwissenschaften an der Universität Bamberg und promovierte zum Thema "Politikverdrossenheit in der Bundesrepublik Deutschland". Heute stellt er sich den Fragen im Uniblog-Interview. Foto: Karin Hiller

TV-Duelle, Wahlplakate oder Social Media-Kampagnen – für Prof. Dr. Jürgen Maier wird es besonders interessant, wenn sich Politiker im Wahlkampf befinden. Der Politikwissenschaftler und Familienvater forscht zu Inhalten und Wirkungen von politischer Kommunikation mit besonderem Schwerpunkt auf Wahlkampfkommunikation. Im Interview erzählt er von seinem Traumberuf und seiner Leidenschaft für Fußball.

Die Serie: Sie prägen unsere Erinnerungen an das Studium, inspirieren uns für das Berufsleben und sorgen für so manche Anekdote unter Studierenden: unsere Profs. Im Uniblog stellen sich die Professoren der Universität Koblenz-Landau den Fragen der Campus-Reporter, geben Einblick in ihren Forschungs- und Lehralltag und verraten, wie sie selbst als Student waren.

Der Professorenberuf ist mit einigen Klischees behaftet: Lange über Büchern brüten, Zerstreutheit, Einsiedlertum, chaotische Tafelbilder… Trifft davon etwas auf Sie zu?

Das müssen in erster Linie andere beurteilen. In meiner Wahrnehmung bin ich meistens ansprechbar und halbwegs organisiert. Letzteres trifft allerdings weniger auf meinen Schreibtisch zu…

Wie waren Sie als Student?

Ich denke, ich habe mich nicht wesentlich von anderen Studierenden unterschieden. Ich hatte spezifische Themen, die mich sehr interessiert haben und zu denen ich viel gelesen habe. Andere Fächer haben mich nicht so angesprochen, da habe ich nur das Nötigste getan. Ansonsten habe ich natürlich auch viel Zeit in Partys investiert.

Was meinen Sie: Hat sich das heutige Studentenleben im Vergleich zu Ihrer Studienzeit verändert?

Zwei Dinge erscheinen mir erwähnenswert. Erstens gibt es heute deutlicher weniger Möglichkeiten im Studium, den für sich interessantesten Weg zu finden. Das liegt vor allem an der fast vollständigen Standardisierung des Studiums in Bezug auf Inhalt und Ablauf, die im Rahmen der Einführung von Bachelor- und Masterprogrammen stattgefunden hat. Diese Entwicklung hat eine Reihe negativer Konsequenzen: Die Breite des Wissens ist geringer und das Verständnis dafür, was Wissenschaft ausmacht, ist weniger ausgeprägt. Das Studium wird heute zunehmend als Ausbildung verstanden und weniger als Weg, auf dem man Instrumente sammelt, mit deren Hilfe man eigenständig wissenschaftliche Probleme lösen kann. Zweitens glaube ich zu beobachten, dass heute mehr Studierende neben dem Studium arbeiten. Im Ergebnis bleibt deshalb weniger Raum als früher, sich dem Studium zu widmen.

Wann haben Sie gemerkt, dass der Weg in die Wissenschaften das Richtige für Sie ist? Gab es Alternativen zur Professorenlaufbahn für Sie?

Mir war von Anfang an klar, dass die Wissenschaft mein Ziel ist. Alternativen zur Professur habe ich nie gesehen. Glücklicherweise hat es am Ende auch geklappt.

Was begeistert Sie an Ihrem Fachgebiet?

Politik ist ein faszinierender Gegenstandsbereich, weil er mit vielen Facetten unseres Alltagslebens zusammenhängt. Praktisch überall sind wir politischen Ideen und den Ergebnissen politischer Handlungen ausgesetzt. Noch interessanter finde ich aber die Kommunikation über dieses Themenfeld: Welche Informationen nehmen wir auf? Auf welche Informationen gründen wir unsere Entscheidungen? Welche Informationen verbreiten wir weiter? Sich auflösende soziale Kontexte, eine sinkende Bedeutung stabiler Präferenzen und die zeitgleiche Ausweitung von Kommunikationsmöglichkeiten erhöhen die Wahrscheinlichkeit, von den Wirkungen politischer Kommunikation erfasst zu werden. Unter welchen Rahmenbedingungen solche Effekte tatsächlich entstehen, wie sie genau aussehen, wie sie sich steuern lassen und wie man sie messen kann – das alles sind für mich sehr spannende Themen.

Was gefällt Ihnen an der Arbeit an der Universität?

Die Möglichkeit, mich aus freien Stücken interessanten Forschungsfragen zuzuwenden. Und: Dass ich mir durch die flexible Einteilung meines Zeitbudgets – das im Übrigen selten nach acht Arbeitsstunden erschöpft ist – Freiräume schaffen kann, in denen ich diese Fragen dann auch untersuchen kann. Leider hat sich die verfügbare Zeit für meine Forschung in den letzten Jahren verringert – vor allem, weil Verwaltungsaufgaben zugenommen haben. Gleichzeitig habe ich mehr Ideen, was man alles erforschen sollte.

Sie publizieren seit über 20 Jahren – Was macht Ihnen mehr Spaß: Schreiben oder Lehren?

Eindeutig Forschen und die Forschungsergebnisse anderen mitteilen. Ich versuche aber immer, meine eigene Forschung in die Lehre einzubauen. Wenn ich sehe, dass Studierende sich dafür interessieren, macht auch Lehre sehr viel Spaß.

Welches Buch (oder Paper) liegt gerade ganz oben auf Ihrem Schreibtisch?

Zum Publizieren: eine Studie zu den (dunklen) Persönlichkeitseigenschaften von Donald Trump und Hillary Clinton und dem Zusammenhang mit ihrem Wahlkampfstil. Zum Lesen: Kyle Mattes und David Redlawsk A positive case for negative campaigning und für den nächsten Urlaub Harald Gilbers Endzeit.

Gab es ein Ereignis oder eine Person, das/die Ihren akademischen Werdegang geprägt hat?

Mein Doktorvater Hans Rattinger hat mich in meiner Arbeitsweise und meinem Blick auf die Welt sehr geprägt. Den Zugang zu Themen der politischen Kommunikation habe ich über Frank Brettschneider, heute Professor in Hohenheim, gefunden.

Welche Dinge mögen sie fernab des wissenschaftlichen Alltags? Was unternehmen Sie als Ausgleich zur Denkarbeit an der Uni?

Meine größte Unterhaltung bieten mir meine Kinder, wenn Sie für ihren Verein Fußball spielen. Das könnte ich mir jeden Tag ansehen. Ich fürchte mich jetzt schon vor dem Tag, wenn sie beschließen, das Fußballspielen an den Nagel zu hängen. Dann muss ich vermutlich wieder mehr Fußball im Fernsehen und in Stadien anschauen – was ich leider viel zu selten mache.

Prof. Dr. Jürgen Maier studierte 1990 bis 1995 studierte Politikwissenschaften an der Universität Bamberg und promovierte zum Thema “Politikverdrossenheit in der Bundesrepublik Deutschland”. Nach einigen wissenschaftlichen Mitarbeiterstellen an den Universitäten Bamberg und Jena und einer Juniorprofessur für Methoden der empirischen Sozialforschung an der Technischen Universität Kaiserslautern, hat er seit 2009 die Professur für Politische Kommunikation an der Universität Koblenz-Landau inne.

Interview: Lisa Leyerer