Adina Guttermann hat an einer Hotelrezeption mit angrenzender Bar gearbeitet. Dabei hat die Lehramtsstudentin besonders von ihren guten Englischkenntnissen profitiert. Das Arbeiten in langen Nachtschichten war aber auch anstrengend und kräftezehrend.
Wer sind Sie?
Mein Name ist Adina Guttermann und ich bin 26 Jahre alt. Ich studiere im zweiten Semester im Master of Education Grundschulpädagogik, meine Fächer im Bachelor waren Anglistik und Philosophie.
Was für einen Nebenjob haben Sie gemacht?
Ich habe zwei Jahre in einem Hotel an der Rezeption und an der Bar gearbeitet. Beide Arbeitsbereiche lagen direkt nebeneinander. Dort habe ich überwiegend die Nachtschichten am Wochenende übernommen. Manchmal bin ich auch spontan eingesprungen, wenn es sich mit der Uni vereinbaren ließ. Für mich war aber von Anfang an klar, dass Seminare und Vorlesungen immer Vorrang haben.
Was genau waren Ihre Aufgaben?
Die Serie
Das WG-Zimmer, das eigene Auto, der Kinobesuch mit Freunden: Das alles will bezahlt werden. Viele Studierende verdienen sich neben der Unterstützung der Eltern und Bafög etwas dazu oder finanzieren ihr Studium komplett selbst. Uniblog stellt in einer Serie Studierende und ihre Nebenjobs vor. Von alltäglich bis kurios ist fast alles dabei. Bisher erschienene Artikel finden sie hier.
Ich habe Getränke an der Bar verkauft und Cocktails gemixt. An der Rezeption war ich für den Check-in und den Check-out der Gäste zuständig. Dabei musste ich die persönlichen Daten verwalten und die Aufenthaltsdauer notieren. Zu meinen Aufgaben gehörte auch, Reservierungen der Gäste per Mail oder Telefon anzunehmen. In meinen ersten beiden Arbeitswochen habe ich auch beim Zimmerservice gearbeitet, damit ich lerne, wie die Hotelzimmer für Gäste hergerichtet sein sollen. Am Ende meiner Nachtschicht habe ich auch immer dabei geholfen, das Frühstück für die Hotelgäste vorzubereiten. Dazu mussten die Tische eingedeckt, Kaffee gekocht und die Brötchen aufgebacken werden.
Was hat Ihnen am meisten Freude bei dieser Arbeit bereitet?
Mir hat der Kontakt zu den Hotelgästen immer gut gefallen. Mein Chef riet mir, die Gäste an der Hotelbar mit Smalltalk zu unterhalten. Sie sollen sich wohlfühlen und so mehr Getränke bestellen. Das ging natürlich nur bei entsprechendem Barbetrieb. In einer Nachtschicht habe ich mich mal vier Stunden mit einem Professor aus Dallas unterhalten, der in dieser Zeit der einzige Gast war. Ich habe an der Rezeption Leute aus der ganzen Welt kennen gelernt. Einmal hat das gesamte Personal von der Torte eines Brautpaars bekommen, das bei uns seine Hochzeit gefeiert hatte. Das war ziemlich nett. Privat bin ich auch selbst ein gastfreundlicher Mensch.
Haben Sie auch negative Erfahrungen gemacht?
Es kam schon vor, dass Leute, die vorher schon betrunken waren, bei uns an der Hotelbar noch einmal Station gemacht haben. Diese Gäste waren dann schon sehr frech und laut. Einer hat sich auch mal an der Hotelbar übergeben. Das musste ich dann schnell wieder in Ordnung bringen und sauber machen. Bei einem anderen Vorfall hat ein betrunkener Hotelgast mit seinem Bier den Teppichboden des Flurs verunreinigt und das Bierglas zerbrochen. Solche Sachen waren schon unangenehm.
Wie kamen Sie an Ihren Nebenjob?
Da ich mir mein Studium selbst finanzieren muss, habe ich nach einem Nebenjob gesucht, bei dem ich vor allem abends und am Wochenende arbeiten konnte. Ich habe mich dann erfolgreich auf eine Stellenanzeige auf der Internetseite der Arbeitsagentur beworben.
Was verdienten Sie bei diesem Nebenjob?
Ich bekam den Mindestlohn von damals 8,50 Euro pro Stunde und wir haben unter den Angestellten das Trinkgeld aufgeteilt. Zuschläge für die Nachtschichten oder die Arbeit an Sonn- und Feiertagen gab es keine.
Kann man diesen Job weiterempfehlen? Braucht man bestimmte Voraussetzungen dafür?
Ich kann den Job nur bedingt weiterempfehlen. Mir hat die Arbeit zwar Spaß gemacht, aber sie bringt schon einige Nachteile mit sich. Ich habe in den Nachtschichten von Freitagnacht auf Samstag und von Samstagnacht auf Sonntag jeweils von 22.30 Uhr bis 6.30 Uhr gearbeitet. An einem Wochenende kamen so 16 Arbeitsstunden zusammen. Wenn dann über lange Zeit niemand kam und alles ruhig war, waren die Nachtschichten sehr ermüdend. Sie haben meinen Biorhythmus ziemlich durcheinander gebracht. Ich habe tagsüber dann ein paar Stunden geschlafen und danach Aufgaben für die Uni erledigt. Meine Kommilitonen haben manchmal mit Unverständnis reagiert, wenn ich am Wochenende schlecht zu erreichen war und sie mit mir Absprachen für eine Gruppenarbeit treffen wollten. Da musste ich dann erklären, dass ich eine anstrengende Nachtschicht hinter mir habe und gerade erst ins Bett gegangen bin. Meine guten Englischkenntnisse waren bei der Kommunikation mit unseren internationalen Gästen von Vorteil. Auch außerhalb meiner Arbeitszeit hat mich das Hotel manchmal angerufen, weil gerade niemand mit guten Englischkenntnissen vor Ort war, um eine Angelegenheit mit einem ausländischen Hotelgast zu klären.
Wie “studienkompatibel” ist Ihre Arbeit? Bitte vergeben Sie Sterne von 1 bis 5 (5 Sterne = super kompatibel)
Ich vergebe 3 von 5 Sternen. Gerade in der Prüfungsphase war es besonders anstrengend, an den Wochenenden die Nachtschichten im Hotel zu arbeiten. Der Arbeitgeber hat mich auch manchmal versucht, sehr kurzfristig für eine Schicht unter der Woche einzusetzen, das habe ich aber in den meisten Fällen ablehnen müssen, weil das nicht mit den Vorlesungen und Seminaren an der Uni vereinbar war.
Interview: Jan Lücking