Fünf Monate verbringt Yane-Ilene Furgoll in Kapstadt, Südafrika. Die 25-jährige Kulturwissenschaftsstudentin mit südafrikanischen Wurzeln sammelt unvergessliche Erinnerungen in der Regenbogennation. Sie liebt deren Leichtigkeit zu Leben, erfährt aber auch, was es heißt, sich im Alltag mit Diskriminierungen auseinandersetzen zu müssen.
Und tschüss… !
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Warum wollten Sie nach Südafrika?
Mir war von Anfang an klar, dass ich über die Grenzen Europas hinaus wollte. Frankreich und Spanien waren mir einfach “zu nah” an Deutschland. Südafrika erschien mir als die beste Option, zumal mir das Land selbst nicht unvertraut war. Nach meinem Abitur war ich bereits dort und absolvierte ein dreimonatiges Praktikum in einem Kinderheim. Tatsächlich habe ich auch familiäre Wurzeln in Südafrika. Meine Mutter ist gebürtige Südafrikanerin, mein Onkel lebt mit seiner Familie in Kapstadt und meine Tante ist vor kurzem auch hergezogen. Ich wusste also in etwa, worauf ich mich einlassen würde. Dabei freute ich mich besonders auf das positive Lebensgefühl der Südafrikaner. Nicht ohne Grund trägt Südafrika den Titel Regenbogennation.
Wo haben Sie für die Zeit Ihres Aufenthalts gelebt?
Meine Wohnung lag in Bellville, einem Stadtteil von Kapstadt. Dort wollte ich im Zimmer eines Wohnheims der Universität unterkommen. Doch als ich vor Ort ankam, war dies aufgrund eines “Systemfehlers” nicht möglich. Es hieß also zunächst: flexibel sein und eine geeignete Lösung finden. Glücklicherweise konnte ich für die Dauer der Wohnungssuche bei meinen Verwandten in Kapstadt leben. Ein paar Tage später kam ich, zusammen mit zwei anderen Austauschsstudentinnen, in einer eigenen WG unter. Diese lag zentral und sicher in Century City, etwa 20 Minuten mit dem Auto von der Universität entfernt. Eingeschrieben war ich an der University of Western Cape, der größten Hochschule des Landes.
Was verbinden Sie mit dem Land?
Wenn ich an Südafrika denke, wird mir warm ums Herz. Tagsüber kann man den Sonnenschein genießen, nachts einen sternenklaren Himmel. Das Land erstrahlt in der buntesten Farbenvielfalt. Das fängt bei der Architektur an und zieht sich bis zum Essen. Zu den schönen Seiten Südafrikas zählt auch die positive Lebenseinstellung der Menschen. Man lernt das Leben mit Leichtigkeit zu nehmen und an jedem Tag seine Freude zu haben. Als ich im Juni dieses Jahres nach Deutschland zurückkehrte, fühlte ich mich, als würde ich von innen nach außen strahlen.
Was ist Ihr persönliches Highlight?
Definitiv die letzten Wochen meines Aufenthalts. Die waren für eine Rundreise auf der GardenRoute reserviert. Ab dann hieß es, ohne konkreten Plan mit der billigsten Blechbüchse auf Offroad-Tour quer durchs Land ziehen. Dabei hielt jeder Tag neue Abenteuer für mich bereit. Ich lernte die unterschiedlichsten Menschen und ihre Lebensweisen kennen, begegnete zahlreichen frei lebenden Tieren in der Savanne und bewunderte die einzigartige Natur Südafrikas. An diese Reise werde ich mit Sicherheit noch lange zurückdenken.
Haben Sie auch negative Erfahrungen gesammelt?
Wer sich mit der jüngeren Geschichte Südafrikas beschäftigt, dem begegnet der Begriff der Apartheid. Wie es sich anfühlt, als soziale Minderheit ausgegrenzt zu werden, habe ich dort selbst erlebt. Die Universität war ursprünglich nur für schwarze Studierende zugänglich. Auf dem Campus kam es vor, dass ich von meinen Kommilitonen ignoriert wurde. In den Veranstaltungen geschah es, dass ich von Dozierenden als “Whitey” vorgeführt wurde. Ich habe schnell gelernt, mit Diskriminierungen dieser Art umzugehen. In direkter Konfrontation suchte ich Möglichkeiten der Zusammenarbeit. Mit Humor habe ich versucht, die Menschen von ihren Vorurteilen mir gegenüber zu befreien. Statt mich auf die Unterschiede zu konzentrieren, habe ich gelernt, auf Gemeinsamkeiten aufzubauen.
Welche Tipps geben Sie Studierenden, die es nach Südafrika zieht?
Auf jeden Fall sollte man das Essen probieren! Das ist nicht nur super lecker, sondern genauso vielseitig und bunt wie das Land selbst. Abgesehen davon sollte man sich im Vorfeld genau darüber informieren, wo man unterkommt. Die Wohnheime sind nicht unbedingt sicher und zusätzlich völlig überlaufen. Außerdem sollte man es vermeiden, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen, wenn man nicht bestohlen werden will.
Was nehmen Sie aus Ihrem Auslandssemester mit?
Außer zahlreichen neuen Erfahrungen und unvergesslichen Erinnerungen nehme ich eine sehr gute Freundin mit nach Hause. Eine meiner WG-Freundinnen wohnt in Frankfurt am Main. Wir halten regelmäßigen Kontakt und vor kurzem war ich bei ihr zu Besuch. Immer, wenn wir uns treffen, kommt die positive Lebenseinstellung Südafrikas erneut auf.