Wer promovieren möchte, sieht sich oft mit der Frage der Finanzierung konfrontiert. Neben Stellen an der Uni kann auch das Stipendium eines Begabtenförderwerkes eine Promotion ermöglichen. Exzellente Noten sind bei der Bewerbung nicht primär entscheidend, weiß Katharina Heintz, Promovendin am Institut für Chemie in Koblenz. Die 25-Jährige ist Stipendiatin der Stiftung der Deutschen Wirtschaft und kann dank eines Vollstipendiums drei Jahre lang erforschen, wie Polymere als Katalysatoren nutzbar gemacht werden können. Am 17. Juli steht sie von 16.15 bis 18.30 Uhr bei der Veranstaltung “Promovieren mit Stipendium” des Interdisziplinären Promotionszentrums (IPZ) allen Interessierten mit Tipps zum Bewerbungsverfahren zur Verfügung. UniBlog hat vorab mit ihr gesprochen.
Haben Sie damit gerechnet, ein Promotionsstipendium zu erhalten?
Natürlich habe ich mich mit dem Ziel, ein Stipendium zu erhalten, bei verschiedenen Stiftungen beworben. Meine Chancen konnte ich vorab nicht genau einschätzen. Es ist bekannt, dass die Begabtenförderwerke versuchen, aus allen Fachrichtungen Stipendiaten aufzunehmen, um eine entsprechende Vielfalt zu erreichen. Da naturgemäß weniger Bewerbungen aus den reinen Naturwissenschaften kommen, habe ich gehofft, so eine entsprechend bessere Chance zu haben. Jedoch war ich bei der Bewerbung auch ein wenig aufgeregt, da ich noch keine Erfahrung mit so einem Bewerbungsverfahren hatte.
Für wen kommt ein Stipendium überhaupt in Frage?
Ich denke, jeder, der angemessen gute Noten hat, kann sich bewerben. Entscheidend ist, dass man mit seinem Profil in die Stiftung passt und vom eigenen Promotionsthema begeistert ist.
Wen möchten die Stiftungen fördern? Was ist entscheidend: die Noten, das Thema, der Lebenslauf, gesellschaftliches Engagement…?
Stiftungen suchen allgemein nach einer Vielfalt potenzieller Stipendiaten. Es werden also nicht nur Bewerber bestimmter Fachrichtungen oder mit einem bestimmten Profil ausgewählt. Noten sind bei der Bewerbung nicht alles. Sie sollten schon im oberen Drittel der Notenskala liegen, jedoch sind den Stiftungen auch Eigenschaften wie Zielstrebigkeit und die entsprechende Motivation wichtig. Zusätzlich steht auch der Gemeinsinn im Sinne von gesellschaftlichem Engagement im Fokus.
Wie läuft so ein Bewerbungsverfahren bei einer Stiftung ab?
Das Bewerbungsverfahren hat insgesamt etwa ein halbes Jahr gedauert. Zunächst musste ich natürlich eine formale Bewerbung mit einem Motivationsschreiben, meinem Lebenslauf, Notenschnitt und einem Exposé meines Promotionsvorhabens einreichen. Ein paar Monate später wurde ich zu einem Assessment-Center in der Nähe von Berlin eingeladen, um meine Eignung für eine Aufnahme in die Stiftung festzustellen. Wichtig ist der Stiftung beispielsweise eine gute Allgemeinbildung, ehrenamtliches Engagement und Zielstrebigkeit. Hierzu musste ich beispielsweise einen Aufsatz zum Thema Ökosteuer verfassen oder mit drei anderen Mitbewerben ein aktuelles Thema in einer Gruppendiskussion erörtern. Die Entscheidung über die Aufnahme wurde zügig nach dem Abschluss des Assessment-Centers bekannt gegeben, was in meinem Fall etwa vier Wochen waren.
Welchen Teil des Verfahrens haben Sie als größte Herausforderung oder als schwierigste Hürde erlebt?
Das Schwierigste war für mich sicher im Motivationsschreiben auf nur einer DIN A4-Seite meine Fähigkeiten und Ziele pointiert darzustellen. Dabei habe ich aber Hilfe und Unterstützung von meiner Mentorin Frau Sax vom Mentoringprogramm “Mena” bekommen.
Was bietet eine Stiftung neben der finanziellen Förderung und wie profitieren Sie davon?
Neben den Regionaltreffen, bei denen ich natürlich viel von der persönlichen Erfahrung der anderen Stipendianten profitiere, gibt es auch ein ideelles Förderungsprogramm der Stiftung. So kann man an zahlreichen Workshops, Exkursionen und Trainingsangebote aus den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Verwaltung teilnehmen.
Welche Verpflichtungen sind Sie gegenüber der Stiftung eingegangen, indem Sie das Stipendium angenommen haben?
Um meine Fortschritte im Promotionsprozess zu dokumentieren, muss ich jedes Semester einen Bereicht mit Forschungsergebnissen ausfüllen. Dieser ist jedoch von der Stiftung bereits vorstrukturiert, sodass diese Aufgabe recht schnell abzuarbeiten ist. Darüber hinaus wird Networking bei der Stiftung der Deutschen Wirtschaft groß geschrieben. Es gibt monatliche Regionaltreffen der Stipendiaten aus den Hochschulstandorten Vallendar, Koblenz und Bonn. Wir unternehmen dann meist gemeinsam mit Almuni Ausflüge. Neulich stand beispielsweise der Besuch des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) in Bonn an.
Wo kann man sich für eine Bewerbung Hilfe holen?
Für mich war die Hauptanlaufstelle hier das IPZ. Hier habe ich viele Infobroschüren und Tipps zum Bewerbungsverfahren mitnehmen können und wurde unter anderem auf den ehemaligen Vertrauensdozenten der Stiftung, Prof. Dr. Peter Ulrich, verwiesen, dem ich viele persönliche Fragen zum Thema Assessment-Center stellen konnte. Auch die Erfahrungsweitergabe meiner Mentorin vom Programm Mena, das sich an Nachwuchswissenschaftlerinnen richtet, war mir eine Stütze. Darüber hinaus hatte ich das Glück, dass ich während der Bewerbung bezüglich meines Exposés Rücksprache mit meinem Doktorvater halten konnte.
Warum haben Sie sich dazu bereiterklärt, bei der Veranstaltung des IPZ mitzuwirken?
Oft ist die Finanzierung einer Promotion die größte Schwierigkeit, wenn die Institute die Doktorandenstelle nicht aus eigenen Mitteln stemmen können. Viele Promotionsinteressierte oder Interessierte an ein Stipendium scheuen sich vor der Bewerbung bei Förderungswerken, weil sie sich wegen der vermeintlich großen Konkurrenz geringe Chancen ausrechen. Zudem schreckt der Begriff „Begabtenförderungswerk“ ab, da man fälschlicherweise glaubt, dass sich dort nur Überflieger bewerben können. Meine Erfahrung ist eine völlig andere. Wer gut vorbereitet ist, sich gut über die Stiftungen und das Bewerbungsverfahren informiert, kann sehr gute Chancen haben. Daher stehe ich gern allen Interessierten bei der Veranstaltung für Fragen zur Verfügung und berichte aus der Sicht einer Bewerberin, aber auch einer Jurorin.
Sehen Sie auch Nachteile in einer Finanzierung durch ein Stipendium?
Ich sehe eigentlich nur Vorteile für mich. Ein Wehrmutstropfen ist für manche vielleicht, dass die Promotionsförderung nach drei Jahren nicht mehr verlängerbar ist. Allerdings ist das natürlich auch ein Ansporn, zügig zu promovieren.
Sandra Erber
Promovieren mit Stipendium am 17. Juli, 16.15 bis 18.30 Uhr in Raum K 208 am Campus in Metternich