„Deutsch-israelische Freundschaft leben, Partnerschaften ausbauen“ – unter diesem Motto reiste die Bundesratspräsidentin Malu Dreyer Ende Oktober nach Israel und in die Palästinensischen Gebiete. Begleitet wurde sie von einer Delegation, zu der auch die Vizepräsidentin der Universität Koblenz-Landau, Professorin Dr. Gabriele Schaumann, gehörte. Stationen der viertägigen Reise waren unter anderem die Besuche des Forschungsprojektes Oliveoil in Gilat und eines Kooperationspartners der Friedensakademie: Givat Haviva.
Sie haben die Bundesratspräsidentin Malu Dreyer mit nach Israel begleitet. Was hat Sie dazu bewogen, mit in den Flieger zu steigen?
Ich bin in meiner Funktion als wissenschaftliche Leiterin des trilateralen Forschungsprojekts Oliveoil zu der Reise eingeladen worden. Die Zusammenarbeit mit israelischen und palästinensischen Kooperationspartnern ist nicht nur hinsichtlich des Forschungsthemas interessant und umweltpolitisch aktuell. Es hat uns auch ermöglicht, Einblicke in die sozialen, gesellschaftlichen und politischen Hintergründe des Lebens und Forschens in dieser krisengeschüttelten Region zu bekommen. Durch die Zusammenarbeit sind Wissenschaftler aus Deutschland, Israel und dem Westjordanland zusammengekommen. Die gemeinsame Forschung an dem in großen Teilen des Mittelmeerraums zentralen Thema hat Studierende dieser drei Regionen auf einzigartige Weise zusammengebracht. Damit hat dieses Projekt entscheidend zur deutsch-israelisch-palästinensischen Zusammenarbeit in der Wissenschaft beigetragen, was auch für Rheinland-Pfalz von Bedeutung ist.
Wie kann man sich als Normalbürger so eine Delegationsreise vorstellen?
Die Serie
Was gibt es Neues in der Wissenschaft? Wir stellen Personen und Projekte vor, die im Dienst der Universität Koblenz-Landau die Forschung voranbringen.
Die Reise der Ministerpräsidentin erfolgte in ihrer Funktion als Bundesratspräsidentin. Daher waren sowohl Vertreter der Staatskanzlei als auch Vertreter des rheinland-pfälzischen Landtags vertreten. Zudem reisten auch zwei Vertreter der Universität Mainz sowie Vertreter aus anderen, für Rheinland-Pfalz wichtigen, Kooperationen mit Israel mit. Unter anderem Vertreter des Projektes Givat Haviva, das auf einzigartige Weise für eine Verständigung zwischen israelischen und palästinensischen Bewohnern Israels sorgt. Über die Friedensakademie hat Givat Haviva auch eine Kooperation mit der Universität Koblenz-Landau. Gemeinsam besuchten wir all diese Projekte und konnten so einen spannenden Einblick in Projekte, Intitativen und Einrichtungen gewinnen. Besonders interessant fand ich den Besuch der Migrantenschule Bialik Rogozin in Tel Aviv und den Besuch des Felsendoms auf dem Tempelberg in Jerusalem. Die Ministerpräsidentin nahm zudem zahlreiche politische Termine wahr, über die ja auch in der Presse berichtet wurde, und die wir am Rande mitverfolgen durften.
Was ist das Ziel solcher Reisen?
Auf politischer Ebene standen die Beziehungen zwischen Deutschland und Israel im Zentrum. Zudem war ein Ziel sicher auch die Festigung der Kontakte und Beziehungen wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Projekte.
Wie ist es, den ganzen Tag Medienvertreter um sich herum zu haben?
Die Medienvertreter hatte meistens Frau Dreyer um sich herum. Wir standen eher außen, also hinter den Medienvertretern. Aber auch das war eine sehr interessante Perspektive. Angetan war ich von dem Interesse, das die Medienvertreter unserem Projekt entgegenbrachten. In der Rheinpfalz ist dazu ein sehr schöner Bericht erschienen.
Die Universität unterhält diverse Projekte in Israel. Warum ist Israel ein wichtiger Partner?
Es gibt mehrere gute Gründe, um mit israelischen Wissenschaftlern zu kooperieren. Zum einen haben sie eine exzellente Forschung in vielen natur-, geistes- und gesellschaftswissenschaftlichen Bereichen. Zum anderen sind sie Vorreiter in einigen Umweltthemen, was insbesondere für meine Arbeitsgruppe von Belang ist. Nicht ohne Grund sind sie Experten in der Wieder- oder Mehrfachverwendung von Abwasser, in der wassersparenden Bewässerung sowie der Nutzung von alternativen Wasserquellen. Zudem steht auch die Olivenölproduktion, um den Bezugspunkt für unser Projekt zu nennen, mit der Bewässerung in engem Zusammenhang. Denn ein Großteil der Olivenplantagen befindet sich in Gebieten, die eigentlich zu trocken für die Oliven sind. Umso interessanter war es für uns, zu erfahren, dass auch bei der Produktion von Olivenöl Abwasser anfällt. Quantitativ hat es für die Bewässerung jedoch keine Relevanz. Es soll jedoch vielmehr auf die Felder verbracht werden, weil es den Klärprozess empfindlich stören würde. Interessant ist, dass man das Abwasser als Dünger verwenden könnte, wenn verhindert werden könnte, dass der Boden dadurch wasserabweisend wird und dass die Inhaltsstoffe toxische Effekte auf das Bodenleben wirken. Dieser Herausforderung haben wir uns in unserem Projekt gestellt.
Warum war diese Reise wichtig für die Universität Koblenz-Landau?
Die Universität Koblenz-Landau war zusammen mit der Universität Mainz als wissenschaftlicher Kooperationspartner auf der Reise vertreten. Das zeigt, dass die deutsch- israelische Zusammenarbeit in Rheinland Pfalz auch im wissenschaftlichen Bereich eine große Bedeutung hat und unsere Universität einen wichtigen Beitrag dazu leistet.
Was hat Sie am meisten beeindruckt bei dieser Reise?
Die Passion und Hingabe, mit der Menschen unter widrigen Umständen für die gute Sache eintreten, sich um Menschen kümmern, die unter der aktuellen Situation leiden. Beispielsweise Eli Nechama, der die Migrantenschule Bialik Rogozin aufgebaut hat und diese mit Hingabe für Kinder, die am Rande der Gesellschaft stehen, leitet. Er selbst war bis zu seiner Schulgründung ein bekannter Schauspieler. In der Schule bietet er vielen Kindern die Chance, in einem sozialen Umfeld aufzuwachsen und ihre Talente zu entfalten.
Ein Blick in die Zukunft: Wie geht es weiter mit den Kooperationen?
Unser aktuelles Projekt ist bald abgeschlossen. Wir haben eine einfache Vorgehensweise entwickelt, wie das Abwasser aus der Olivenölproduktion so genutzt werden kann, dass es seine positiven Effekte auf den Boden entfalten kann, die negativen Wirkungen jedoch minimiert bleiben. Das Projekt endet im März mit einer internationalen Konferenz in Landau. Auf dieser Konferenz werden führende Wissenschaftler aus dem Mittelmeerraum zusammenkommen, um die Nutzung von Abwasser und organischen Abfällen in der Landwirtschaft zu diskutieren. Natürlich kommen auch die Kooperationspartner unseres Projekts.
Wir haben vor, weiter Projekte zu beantragen, denn die bestehenden Kooperationen sind ein fester Bestandteil unserer Forschungsarbeit geworden. Unsere palästinensische Doktorandin, die in diesem Projekt an der Universität Koblenz-Landau promoviert hat, arbeitet nun im Landwirtschaftsministerium in Ramallah. Auch über solche Kontakte werden wir weiterhin kooperieren. Zudem bieten wir interessierten Studierenden die Möglichkeit, in den Institutionen unserer Kooperationspartner ein Praktikum zu absolvieren oder ihre Abschlussarbeit dort anzufertigen.
Die Forschungsprojekte der Universität Koblenz-Landau mit Israel stellen wir Ihnen in den kommenden Wochen genauer vor.