Gewusst wie

Mentoring mit mena: Als Mentorin Erfahrungen weitergeben

Dr. Sabine Bauer vom Institut für Sportwissenschaften, auch bekannt als Leiterin des allgemeinen Hochschulsportes, nahm als Mentorin bereits zweimal am mena-Programm teil. Foto: Adrian Müller

Dr. Sabine Bauer vom Institut für Sportwissenschaften, auch bekannt als Leiterin des allgemeinen Hochschulsportes, nahm als Mentorin bereits zweimal am mena-Programm teil. Foto: Adrian Müller

Dr. Sabine Bauer, Lehrbeauftragte am Koblenzer Institut für Sportwissenschaften und Leiterin des Allgemeinen Hochschulsports (AHS), begleitet als Mentorin seit zwei Jahren engagierte Frauen im Rahmen des Mentoring-Projektes mena auf ihrem Karriereweg in die Wissenschaft.

Wie sind Sie Mentorin geworden?

Die Serie

Karriere. Lindsay Henwood/UnsplashDie Arbeitswelt kennenlernen und Perspektiven ausleuchten – wer hier schon im Studium aktiv wird, dem fällt der Berufseinstieg oft leichter. Unsere Serie „Karriere“ informiert zu Möglichkeiten, sich auf den Lebensweg nach der Uni vorzubereiten.

Ich habe mich schon immer für Mentoring-Programme interessiert und wusste auch, dass es etwas derartiges an unserer Universität gibt. Vor gut zwei Jahren hat mir dann eine befreundete Professorin, die selbst Mentorin bei mena war, ganz begeistert vom Programm erzählt und meine Neugier geweckt. Lustigerweise kam genau eine Woche nach dem Gespräch die Anfrage vom mena-Team, ob ich nicht Lust hätte, eine engagierte junge Studentin für ein Jahr als Mentorin unter meine Fittiche zu nehmen.

Welche Aufgaben haben Sie als Mentorin übernommen?

Als Mentorin bietet man für die Mentee eine Hilfe zur Selbsthilfe an. Dabei ist es in den gemeinsamen Gesprächen sehr wichtig, nicht so stark mit eigenen Wertungen zu arbeiten, sondern die Teilnehmerin durch motiviertes Hinterfragen zu eigenen Antworten und Lösungen für ihre Fragestellungen zu bewegen. Zu Beginn des Mentoring-Jahres gab es dazu für uns Mentorinnen auch Workshops, um sich kommunikatives Handwerkszeug für die Gesprächsführung anzueignen. Für mich war das sehr hilfreich, um meine Rolle als Mentorin besser zu verstehen.

Wie verlief das Mentoring-Jahr für Sie?

Ich habe am Mentoring-Jahrgang 2013 und 2014 teilgenommen und bereits eine Sportwissenschaftlerin und eine Pädagogikstudentin, betreut. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass jede Teilnehmerin ganz individuelle Fragen und Ziele hat und jede Mentee ihre eigene Persönlichkeit in die Tandem-Beziehung einbringt. So wollte meine erste Mentee mit mir eher ein strukturiertes Zeitmanagment erarbeiten, um sich Prioritäten in ihren Vorhaben zu setzen und ganz grundlegend eine klarere Perspektivierung für ihre weitere Berufslaufbahn zu schaffen. Der zweiten Teilnehmerin ging es dagegen um alternative Arbeitsfelder zum klassischen Berufsweg einer Erziehungswissenschaftlerin, neue Karrierechancen und eine verstärkte Selbstreflexion in Bezug auf persönliche Stärken und Schwächen. Vor unseren Treffen haben die Mentees immer einen Fragenkatalog und eine Gliederung mit Themen ausgearbeitet und mir zugeschickt, sodass wir beide jeweils gezielt an ihren Problemstellungen arbeiten konnten.

Wie erleben Sie Frauen in der Wissenschaft?

Ich denke Frauen haben heute generell eine gute Ausgangslage, um im Berufsleben erfolgreich durchzustarten. Auch zahlreiche Projekte, so beispielsweise auch das mena-Förderprogramm, machen vieles möglich und setzen Entwicklungen in Gang. Dennoch gibt es, wie wohl in allen Branchen, auch in unserer die Tendenz, dass Männern mehr zugetraut wird und diese leichter an Führungspositionen gelangen. Mir persönlich ist dieser Unterschied immer besonders in vielen Individualsportarten aufgefallen: Bei gleicher Leistung neigen Frauen stärker dazu, sich zu hinterfragen und schlechter zu beurteilen als Männer. Was Selbstbewusstsein und ein wenig Bluff-Kompetenz angeht, könnten Frauen noch etwas mehr zu den Männern aufschließen.

Wie lassen sich aus Ihrer Sicht Familie und eine wissenschaftliche Karriere miteinander vereinbaren?

Für mich persönlich kann ich zumindest sagen, dass beides an der Universität leichter zu handeln ist. Das liegt bei mir beispielsweise daran, dass mein Sohn die Kita an der Uni besucht. Für mich ist das wegetechnisch unkompliziert und mein Sohn kennt sogar schon viele Personan mit Namen an der Uni. Außerdem kann ich im Gleitzeit-Modell arbeiten, was mir eine größere Flexibilität ermöglicht. Nichtsdestotrotz ist die Vereinbarkeit von beiden Bereichen natürlich immer stark von Personen und Chefs abhängig, egal ob man an der Uni beschäftigt ist oder nicht. Zudem muss man als Wissenschaftler immer auf dem aktuellen Stand der Forschung bleiben und auch mit den eigenen Publikationen flink sein, um im Gespräch zu bleiben. Die Konkurrenz schläft auf diesem Gebiet nicht. Desweiteren erschweren befristete Verträge an den meisten Unis leider zunehmend die Planbarkeit des weiteren Karriereweges und damit einhergehend auch die des Familienlebens.

Wer hat Sie während ihres Karriereweges unterstützt?

Ohne ein funktionierendes familiäres Netzwerk im Hintergrund hätte ich meinen Berufsalltag in der jetzigen Form natürlich nicht aufbauen können. Glücklicherweise genieße ich das Vertrauen meines Arbeitgebers, der sich im Spannungsgefüge von Familie und Beruf sehr kompromissbereit zeigt. Außerdem bekomme ich viel Unterstützung von meinen eigenen Eltern, die viel mit meinen beiden Kindern unternehmen und notfalls auch mal einspringen können, wenn ich beispielsweise zu einer Tagung fahre oder es zeitlich eng wird. Das ist insgesamt für mich und meine Familie ein stimmiges Gesamtkonzept, ohne dass dabei jemand zu kurz kommt.

Welchen persönlichen Nutzen haben Sie aus dem Mentoring-Jahr gezogen?

Für mich haben die zwei Mentoring-Runden auch einen ganz persönlichen Reflektionsprozess in Bezug auf die Forschungsebene in Gang gesetzt. Ich habe begonnen, mich stärker daraufhin zu befragen, welche Forschung ich genau machen möchte und wo ich damit in Zukunft hin will. Davon abgesehen hat mir das Mentoring einfach großen Spaß gemacht und es war toll, so initiative junge Frauen zu motivieren und ein Stück begleiten zu können. Von einem Mentoring-Programm wie mena kann man tatsächlich sehr profitieren: Ein ganzes Jahr lang von einer Wissenschaftlerin betreut und begleitet zu werden und sie alles fragen zu können, ist ja purer Luxus. Wer das nutzt, kann tatsächlich sehr viele detailreiche Einblicke in den Kosmos Universität gewinnen und seine Blick für die berufliche Zukunft schärfen.

Interview: Sandra Erber