Wenn man auf Facebook tolle Bilder von seinen Freunden sieht, kann einen das schnell mal neidisch machen. Johannes Knauer hat sich in seiner Bachelorarbeit mit dem Phänomen des Sich-Miteinander-Vergleichens in sozialen Netzwerken beschäftigt.
Wer sind Sie und was studieren Sie?
Mein Name ist Johannes Knauer und ich studiere Psychologie im 8. Bachelorsemester.
Was ist das Thema Ihrer Abschlussarbeit?
Wie organisiert man die letzte Phase des Studiums? In unserer Serie berichten Studierende von ihren Abschlussarbeiten.
In meiner Bachelorarbeit habe ich mich mit sozialen Vergleichen auf sozialen Netzwerkseiten beschäftigt. Dabei hat mich interessiert, wie sich diese Vergleiche mit anderen auf das Wohlbefinden der Nutzer sozialer Medien auswirken. Es gibt dazu bereits einige korrelativen Studien, das heißt, es wurden Zusammenhänge zwischen der Nutzung sozialer Netzwerke und Wohlbefinden gefunden. Allerdings darf man auf Grundlage dieser Studien keine Kausalschlüsse ziehen. Man kann beispielsweise nicht sagen, dass soziale Vergleiche auf Facebook den Nutzer unzufriedener mit dem eigenen Leben machen. Daher habe ich eine experimentelle Studie zu dem Thema durchgeführt, um Ursache und Wirkung klar voneinander zu trennen. Ich habe mich dabei vor allem auf die passive Nutzung konzentriert. Dazu zählt, Status-Updates von anderen Nutzern zu lesen oder deren Bilder anzusehen, aber nichts selber zu posten.
Wie kamen Sie auf dieses Thema?
Ich habe als HiWi am Institut für Kommunikationspsychologie und Medienpädagogik (IKM) gearbeitet und fand gerade Forschung zu sozialen Netzwerken sehr interessant. Außerdem habe ich mich auch sehr für positive Psychologie und Forschung zu Wohlbefinden interessiert. Daher dachte ich mir, das wäre ein interessanter Schnittpunkt und habe mich ein wenig eingelesen. Mit meiner Idee bin ich zu meiner Betreuerin Dr. Silvana Weber gegangen und wir haben gemeinsam die konkrete Studienidee ausgearbeitet.
Was sind Ihre Ergebnisse?
Ich konnte einen positiven Zusammenhang zwischen dem Ausmaß der Facebook-Nutzung und sozialen Vergleichen finden. Das heißt, wer Facebook intensiver nutzt, vergleicht sich auch mehr mit anderen. Außerdem konnte ich einen negativen Zusammenhang zwischen sozialen Vergleichen auf Facebook und dem subjektivem Wohlbefinden finden. Das bedeutet, dass sich Nutzer, die sich häufig mit anderen Facebook-Nutzern vergleichen, subjektiv betrachtet weniger gut fühlen. Desweiteren hat meine experimentelle Manipulation sehr gut gewirkt. Ich konnte in meiner Studie soziale Vergleiche mit ‘Fake-Profilen’ auslösen. Das ist sehr nützlich für Folgestudien, da dies bisher noch nicht so oft gemacht wurde.
Welche Tipps geben Sie Studierenden, die auf der Suche nach einem passenden Thema sind?
Es ist schwierig, generelle Tipps zu geben. Mir war sehr wichtig, dass ich mich für mein Thema interessiere und begeistern kann. Daher würde ich aus meiner Erfahrung nur jedem raten, nach den eigenen Interessen zu gehen, sich zu informieren, welcher Betreuer diese Themen abdeckt und die entsprechende Person dann anzusprechen. Eine andere Möglichkeit ist, sich über Themenvorschläge verschiedener Betreuer zu informieren und sich inspirieren zu lassen.
Nach welchen Kriterien haben Sie den Betreuer Ihrer Abschlussarbeit ausgesucht?
Mit meiner Betreuerin Dr. Weber habe ich bereits während meiner HiWi-Tätigkeit zusammengearbeitet. Eines ihrer Forschungsgebiete ist die positive Psychologie, daher bin ich auf sie zugegangen und habe sie gefragt. Außerdem hatten wir vorher bereits im Rahmen meiner HiWi-Tätigkeit zusammengearbeitet und ich wusste, dass wir gut miteinander auskommen. Von Kommilitonen wusste ich, dass Dr. Weber intensiv betreut, aber auch einen hohen Anspruch hat. Das war genau das, was ich für meine Bachelorarbeit gesucht habe.
In der Bibliothek, im Café oder zu Hause – Wo schreiben Sie am liebsten?
Daheim arbeiten geht für mich gar nicht. Daher muss ich für größere Projekte auf jeden Fall meine vier Wände verlassen. Es war sehr praktisch, dass ich als HiWi die Räumlichkeiten dort zum Schreiben nutzen konnte. Wenn man dann nach Hause kommt, kann man besser abschalten.
Wie organisieren Sie Ihren Arbeitsablauf?
Zu Beginn habe ich mir einen recht konkreten Plan mit Zwischenzielen gemacht. Außerdem fand ich es immer sehr angenehm, längere Zeit am Stück zu arbeiten, um Teilkapitel zu finalisieren. Außerdem hatte ich mit meiner Betreuerin verschiedene Deadlines abgesprochen, das hilft definitiv.
Was unternehmen Sie zum Ausgleich zur wissenschaftlichen Arbeit?
Sport und Musik waren mein großer Ausgleich. Ich mache schon immer viel Sport und habe auch in der Zeit, als ich die Bachelorarbeit geschrieben habe, versucht, vier bis fünf mal die Woche aktiv zu sein. Außerdem singe ich im Unichor und im Vokalensemble der Uni.
Schreibblockaden, Krisen, Selbstzweifel – kennen Sie das? Was machen Sie in solchen Momenten?
Tatsächlich hatte ich damit wenig Probleme. Ich kann gut verstehen, wenn man mit dem Theorieteil mal nicht weiterkommt. Mir hat dann geholfen, noch einmal in die Literatur zu schauen, Studien und andere Theorieteile zu lesen und sich neues Wissen anzueignen. Dadurch stößt man immer auf irgendetwas, dass einem dann selbst weiterhilft. Bei einer psychologischen Bachelorarbeit ist recht klar, was in die Kapitel Methoden- und Ergebnisteil rein muss. Im Diskussionsteil hat man etwas mehr Gestaltungsspielraum, allerdings hat sich auch schnell herauskristallisiert, wie meine Diskussion aussehen wird. Das ergibt sich automatisch, wenn man seine Ergebnisse kritisch mit anderen Leuten bespricht.
Was sind Ihre Pläne für die Zeit nach dem Abschluss? Wissen Sie schon, was Sie beruflich machen möchten?
Aktuell bewerbe ich mich für Masterplätze im Bereich Klinische Psychologie mit einem Forschungsschwerpunkt. Bei der Entscheidung dafür hat mir mein Gap-Year zwischen Bachelor und Master sehr geholfen. Ich habe sowohl im Arbeits- und Organisationspsychologischen Bereich als auch im sozialen Bereich Praktika absolviert und festgestellt, dass mir die Arbeit im sozialen Bereich einfach mehr gibt. Durch meine Arbeit als HiWi und meine Bachelorarbeit habe ich zudem gemerkt, wieviel Spaß mir Forschung macht. Mein Ziel ist es, nach dem Masterabschluss zu promovieren und die Ausbildung zum psychologischen Psychotherapeuten zu machen.
von Constanze Schreiner