Was studieren?

Kulturwissenschaft: Den Alltag untersuchen

Schätzt die vielen verschiedenen Blickwinkel, die ihr Studiengang auf den Alltag und das Leben bietet: Kulturwissenschaft-Studentin Johanna Puth. Foto: Privat

Schätzt die vielen verschiedenen Blickwinkel, die ihr Studiengang auf den Alltag und das Leben bietet: Kulturwissenschaft-Studentin Johanna Puth. Foto: Privat

Johanna Puth studiert Kulturwissenschaft in ihrer Heimatstadt Koblenz. Im Uniblog erzählt sie, warum es so spannend ist, den menschlichen Alltag aus wissenschaftlicher Perspektive unter die Lupe zu nehmen und wie sie als “Kuwi” aktiv das Koblenzer Kulturleben mitgestaltet.

Woher kommt Ihre Begeisterung für das Fach Kulturwissenschaft?

Die Serie

Abiturienten stehen viele Möglichkeiten offen. Studieren oder eine Ausbildung beginnen, Uni oder FH? Und welches Fach ist für mich das Richtige? In unserer Serie “Was studieren?” stellen Studierende der Universität Koblenz-Landau ihren Studiengang vor. Bereits erschienene Artikel finden sie hier.

Sie gründet zum einen darin, dass es sich nicht nur um ein Fach handelt, sondern um eine Vereinigung einer Vielzahl an Fächern. Zum anderen hilft mir mein Studium, besser zu verstehen, warum unsere Welt so ist, wie sie ist, und dies kritisch zu reflektieren. So bekomme ich nicht nur in beruflicher Hinsicht, sondern auch privat zahlreiche Impulse.

Warum haben Sie sich für Koblenz entschieden? 

Obwohl ich mich in erster Linie für den Studiengang entschieden habe, bin ich sehr froh, dass meine Heimatstadt Koblenz auch meine Studienstadt geworden ist, obwohl ich zunächst auf keinen Fall hier bleiben wollte. Doch in Koblenz kann man sich einfach sehr wohl fühlen: Ich mag die Atmosphäre der Stadt, die Rheinanlagen, das Schloss, die vielen urigen Kneipen und auch den Blick von der Festung Ehrenbreitstein auf das Deutsche Eck und über die gesamte Stadt – und natürlich den Koblenzer Karneval.

Was machen Sie genau in Ihrem Studium?

Ich studiere in den Kernfächern Philosophie, Medienwissenschaft und Ethnologie. Insgesamt kann ich sogar Veranstaltungen aus elf Fächern wählen. Wir befassen uns intensiv mit dem Kulturbegriff, sowohl theoretisch als auch praktisch und in aktueller sowie historischer Perspektive.

Können Sie das konkreter erläutern?

Man beschäftigt sich zum Beispiel mit komplexen moralischen Fragestellungen oder Dilemmata: Darf man einen Menschen töten, wenn dafür drei anderen das Leben gerettet wird und ohne den Tod dieser einzigen Person alle vier gestorben wären? Auch der Einfluss von Medien auf unseren Alltag wird thematisiert: Was machen Selfies mit uns beziehungsweise was machen wir mit Selfies? Wie hat sich das Telefon etabliert? Heute ist es schließlich kaum noch denkbar, dass man früher panische Angst vor dem aus dem Nichts klingelnden Ungetüm hatte. Dabei reflektieren wir auch unsere eigene Mediennutzung. Darüber hinaus widmet man sich auch Prozessen von Globalisierung und Migration. Auch wenn es im Studium die Möglichkeit gibt, sich mit Hochkultur, also Bildende Kunst, Theater, Musik, zu befassen, liegt der Schwerpunkt im Wesentlichen auf der Alltagskultur. Im Zuge dessen setzt man sich auch mit Organisations- und Unternehmenskultur auseinander, was viele womöglich nicht erwarten würden.

Was gefällt Ihnen am besten?

Dadurch, dass ich nicht nur ein Fach studiere, sondern Input aus ganz verschiedenen Richtungen bekomme, habe ich oft kleine Aha-Effekte, wenn ich auf einmal Querverbindungen zwischen den einzelnen Fächern ziehen kann. So verbindet man als “Kuwi” vormals getrennte Themenbereiche miteinander und kommt so zu ganz neuem Wissen. Das gefällt mir am besten in meinem Studium

Welche Fähigkeiten sind in Ihrem Studium besonders gefragt?

Konkrete Fähigkeiten kann ich nur schwer nennen, aufgrund der großen Vielfalt sind auch die Studierenden sehr verschieden. Man sollte jedoch Spaß daran haben, alles zu hinterfragen, sowie begeisterungsfähig und wissbegierig sein.

Was möchten Sie nach der Uni machen? 

Ich kann mir sehr gut vorstellen, bei einer Stiftung oder einer Nichtregierungsorganisation tätig zu sein. Auf keinen Fall möchte ich einfach nur einen Beruf zum Geldverdienen ausüben, sondern eine Tätigkeit, hinter der ich stehe. Genau festgelegt habe ich mich aber noch nicht. Da ich ein Organisationstalent bin, kann ich mir auch sehr gut vorstellen, Kulturprojekte zu organisieren.

Wie bereiten Sie die Studieninhalte auf Ihr zukünftiges Berufsleben vor?

Das Studium der Kulturwissenschaft zeichnet sich dadurch aus, dass es sich zu einem großen Teil um Bildung und nicht um eine Ausbildung handelt. Das sollte man bei der Kulturwissenschaft und generell bei einem geisteswissenschaftlichen Studium auch nicht erwarten. Im Wesentlichen lerne ich jedoch, mich schnell in neue Themen einzuarbeiten, das dürfte in jedem Beruf von Vorteil sein. Außerdem eignet man sich ein kulturell sensibleres und reflektierteres Handeln an. Dadurch habe ich häufig eine andere Motivation und gehe Projekte nicht zwingend nach etablierten Maßstäben an.

Konnten Sie schon Praxisluft schnuppern?

Ja, bei meinem Praktikum in einem soziokulturellen Projekt in der Kulturfabrik und beim Verein StadttUni e.V. Der Verein wurde von Studierenden der Kulturwissenschaft gegründet und hat sich zum Ziel gesetzt, studentische Kultur in das Koblenzer Stadtbild zu integrieren. Seitdem haben schon zahlreiche Veranstaltungen wie das ethnografische Filmfestival Weitwinkel stattgefunden. Ich war 2014 bei der Organisation des Kulturfestival „kaleidosKOp“ in der Koblenzer Altstadt beteiligt und helfe auch dieses Jahr wieder mit. Angefangen bei der Finanzplanung, dem Sponsoring über das Booking von Künstlern bis hin zur Gestaltung einer Ausstellung und dem Marketing wird das Festival ausschließlich von Studierenden organisiert.

Welchen Tipp geben Sie denjenigen, die noch auf der Suche nach dem passenden Studienfach sind?

Am besten sollte man in die Uni gehen und sich zum Beispiel am Tag der offenen Tür informieren oder auch die Fachschaftsvertretungen kontaktieren. Im Wesentlichen denke ich aber, dass man sich für das entscheiden sollte, was der eigenen Persönlichkeit am ehesten gerecht wird! Deshalb würde ich sagen: Hör auf Dein Bauchgefühl.

2 Kommentare

  1. Michael Schleicher sagt

    Hallo, wir, eine gemeinnützige UG arbeiten an einem soziokulturellen europäischen Kunst-und Kulturprojekt und würden uns über eine ehrenamtliche Unterstützung freuen.
    Zur Zeit beschäftigen wir uns mit der 1.Phase des Projektes: DEUTSCHLAND…deine Regionen.

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