Nadine Ahrlé studiert im dritten Mastersemester Lehramt Biologie und Deutsch für die Gymnasialstufe. 2018 hat sie nicht nur mit dem Bachelorstudium an der Universität in Koblenz angefangen, sondern auch mit ihrem Nebenjob als pädagogische Mitarbeiterin der Zooschule im Zoo Neuwied . Der Zusammenhang kommt nicht von ungefähr: Ihre Fachschaft organisierte damals einen Ausflug in den „größten Zoo Rheinland-Pfalz“, bei dem die jetzt 23-Jährige von dieser Stelle erfuhr.
„Pädagogische Mitarbeiterin der Zooschule“, das hört sich nicht nach Stallausmisten und Tiere füttern an. Was genau machst du bei diesem Nebenjob?
Wir führen Gruppen durch den Zoo und bringen ihnen so die Arbeit und Tiere des Zoos näher. Ich betreue hauptsächlich Kindergeburtstage. Es gibt aber auch Konzepte für Erwachsene, wie beispielsweise die Abendführungen, oder für Klassen der weiterführenden Schulen. Bald habe ich auch eine Führung für ukrainische Flüchtlinge. Eine Veranstaltung dauert zwischen ein und zwei Stunden.
Mehr Beispiele zum Geldverdienen neben dem Studium gibt’s in unserer Serie Studis und ihre Nebenjobs.
Wie gut lässt sich dein Nebenjob mit deinem Studium vereinen?
Die Stundenzahl im Zoo richtet sich nach meinem Stundenplan: Ich gebe Bescheid, wann ich Zeit habe. Nur für diesen Zeitraum bekomme ich dann auch Führungen zugeteilt. Dabei schwankt die Anzahl der Stunden stark zwischen den Jahreszeiten: Im Winter finden nur sehr wenige Führungen statt, im Sommer sind wir dagegen häufig ausgebucht. Er bringt also kein geregeltes Einkommen. Seit November 2021 habe ich noch einen zweiten Nebenjob als Hiwi im Projekt DigiKompASS des Kompetenzzentrum für Schulen und Beruf, kurz KSB. Zum Glück ist unser Dienstplan im Zoo sehr flexibel, deshalb kann ich die Arbeit als Zooführerin gut mit dem zweiten Nebenjob, meinen Hobbies und dem Studium vereinbaren.
Wie läuft eine Zooführung ab?
Meistens bin ich schon etwas früher vor Ort, um die nötigen Materialien vorzubereiten. Dann begrüße ich die Gruppe, die ich betreue und wir besprechen die Verhaltensregeln im Zoo. Dann gehen wir zu den unterschiedlichen Gehegen. Die Führungen finden größtenteils draußen statt, nur manchmal sind wir auch in den Tierhäusern. Wir arbeiten mit reichlich Anschauungsmaterialien und die Wissensvermittlung zielt darauf ab, dass die Gäste möglichst viel selbst entdecken. Wir stellen also offene Fragen und regen so vor allem die kleinen Besucher:innen zum Nachdenken an. Häufig erklären Kinder schon einiges von alleine, aber das ist auch von deren Alter und Interesse abhängig.
Allgemein sind unsere Führungsprogramme universell einsetzbar, für schulische Führungen als auch für Kindergeburtstage. Es gibt aber ebenso spezielle Programme, wie zum Beispiel eine Seehundeinheit für Schulklassen oder unsere tierische Schatzsuche für Geburtstage. Die Kinder sind meistens zwischen fünf und elf Jahren alt. Infomaterialien und Konzepte für diese Programme bekommen wir von unserer Chefin. Eigenrecherche ist nur notwendig, wenn man sich selbst für ein Tier interessiert oder eine Frage dazu gestellt bekommt, die man nicht beantworten kann.
Welche Fragen haben die Gäste an dich?
Kinder wollen meistens eines wissen: „Was frisst es und wie heißt es?“ Von älteren Teilnehmenden kommen vor allem Fragen, die sich auf den Aufbau eines Geheges oder auf die Beschäftigten im Zoo beziehen. Wir selbst können einen Tag lang bei den Tierpfleger:innen in einem Revier mitlaufen, sonst haben wir aber keinen Blick „hinter die Kulissen“.
Ist die Arbeit im Zoo eine gute Vorbereitung auf deinen spätere Arbeit als Lehrerin?
Eigentlich schon, denn man muss sich immer wieder auf die verschiedenen Typen von Kindern einstellen, sich unterschiedliche Methoden zur Motivation und Aufmerksamkeitsbindung überlegen. Und auch den Umgang mit den Eltern, die mit dabei sind, kann man hier üben. Doch als Gymnasiallehrerin werden meine Schüler:innen älter sein als die Kindergruppen im Zoo.
Welche Voraussetzungen sind für den Job notwendig?
Die wichtigste ist wahrscheinlich, dass man offen ist und einen guten Umgang mit den Kindern hat, egal, wie sie an dem Tag drauf sind. Ein Grundverständnis für Tiere und Natur ist natürlich von Vorteil. Dabei muss man als Zooführer:in nicht zwangsweise aus dem Bereich Pädagogik kommen: Meine Kolleg:innen sind wild gemischt, was Beruf und auch Alter angeht.
Würdest du den Job weiterempfehlen?
Prinzipiell schon, weil er sehr viel Spaß macht. Es ist allerdings etwas schwer, wenn man auf ein geregeltes Einkommen angewiesen ist. Doch diese Tätigkeit schult darin, frei vor Gruppen zu sprechen, die richtigen Fragen und Formulierungen zu verwenden. Für mich war es auch wichtig, Selbstorganisation zu lernen, da die Führungen zu unterschiedlichen Zeiten stattfinden. Außerdem lässt mein Job sich gut mit dem Stundenplan an der Uni vereinbaren. Und ich lerne, eigenverantwortlich zu arbeiten, denn während der Führungen bin ich mit den Gruppen allein unterwegs.
Was ist für dich selbst das Schönste an deinem Nebenjob?
Besondere Freude an diesem Job macht mir die Arbeit mit den Kindern. Ich studiere das Fach Biologie, da finde ich natürlich auch Tiere und Zoo cool. Aber wenn man mit den Kindern durch den Zoo geht und merkt, wie interessiert und wissbegierig sie sind und wie viel Spaß sie haben, ist das das Schönste.
Zu meinen persönlichen Highlights gehört es, unsere besucherfreundliche Schlange auf dem Arm zu haben. Daher ist die „Wildtiersafari“ auch meine Lieblingsführung. Die Besucher:innen dürfen hier eine echte Schlange streicheln. Außerdem mag ich die Schatzsuche, bei der die Kinder den Zahlencode für die Schatztruhe herausfinden, in dem sie Aufgaben zu den Tieren lösen. Da sind die Kinder mit Feuer und Flamme dabei.
Bettina Böhmer