Was studieren?

Die Datenwelten von morgen gestalten

Beatrice Kaba hat sich für das Studium Informationsmanagement entschieden. Mit ihrem Engagement für das Ada Lovelace-Projekt möchte sie junge Frauen dazu ermutigen, die Wahl ihres Studiengangs abseits von Geschlechterrollen zu treffen. Foto: Teresa Schardt

Beatrice Kaba hat sich für das Studium Informationsmanagement entschieden. Mit ihrem Engagement für das Ada Lovelace-Projekt möchte sie junge Frauen dazu ermutigen, die Wahl ihres Studiengangs abseits von Geschlechterrollen zu treffen. Foto: Teresa Schardt

Mit 18 Jahren kam Beatrice Kaba aus Guinea nach Deutschland. Auf eine Ausbildung zur medizinischen Fachangestellten folgten das Fachabitur am Abendgymnasium und ein Studium der Wirtschaftswissenschaften. Gerade macht die 32-Jährige ihren Master in Informationsmanagement. Ihrer Meinung nach sollten sich Frauen häufiger trauen, einen Beruf in der IT-Branche anzustreben.

Woher kommt Ihre Begeisterung für das Fach?

Der Studiengang Informationsmanagement wurde 2022 in Digital Business Management (DBM) umbenannt. Während die inhaltliche Struktur des Studienganges weitgehend unverändert bleibt, wird die Verbindung aus Wirtschaftswissenschaften und Digitalisierung so noch deutlicher. 

Meinen Bachelor of Science habe ich an der Hochschule Koblenz absolviert und wollte daran einen Masterstudiengang anschließen, der nicht nur Betriebswirtschaft umfasst. Bei meiner Recherche bin ich auf den Studiengang Informationsmanagement aufmerksam geworden. Daran hat mich vor allem die technische Komponente im Zusammenhang mit Informationsverarbeitung interessiert. Ich denke, diese Verbindung aus BWL und Informatik hebt den Studiengang ab und macht ihn sehr abwechslungsreich. Genau das habe ich gesucht.

Warum haben Sie sich für den Studienort Koblenz entschieden?

Ich möchte auch aus familiären Gründen weiterhin in Koblenz studieren. Mit 18 Jahren bin ich von Guinea nach Deutschland gezogen und habe in Koblenz meine zweite Heimat gefunden. Hier fühle ich mich zuhause und kann mich neben meinem Studium um meine beiden Kinder kümmern, die sich ebenfalls eng mit der Stadt verbunden fühlen.

Was machen Sie genau in Ihrem Studium?

Etwa die Hälfte meiner Studieninhalte machen wirtschaftswissenschaftliche Fächer wie International Management, Entrepreneurship oder Volkswirtschaftslehre aus. Im Unterschied zu anderen Studiengängen in diesem Bereich sind die Fächer inhaltlich bereits stärker technisch ausgerichtet. Bei dem Thema Marketing geht es beispielsweise um Online-Marketing und das Erstellen von Webseiten mit HTML-Codes.

Ergänzt wird der BWL-Anteil durch reine Informatik-Veranstaltungen sowie Wirtschaftsinformatik und Themen wie Softwaretechnik oder Programmierung und Modellierung. Dabei arbeitet man sehr praxisorientiert und lernt, selbst Programme zu schreiben. Beim Programmieren gibt es nicht immer die eine richtige Lösung des Problems, der man stur folgen muss. Man lernt, unterschiedlichste Strategien auszuprobieren, um am Ende zum gewünschten Ergebnis zu gelangen. Zu erkennen, welche Software für welche wirtschaftlichen Bereiche geeignet ist und dieses Wissen auch an andere zu vermitteln, gehört ebenfalls zu den Studieninhalten.

Was gefällt Ihnen am besten?

An dem Studiengang insgesamt gefällt mir am besten, dass es immer einen direkten Output gibt. Vor allem im Bereich der Informatik. Man schreibt ein Programm, testet es und wenn die Herangehensweise richtig war, kann man das sofort sehen und hat ein greifbares Ergebnis. Solche Erfolgserlebnisse sind sehr motivierend. Durch die Verknüpfung von Informatik und Wirtschaftswissenschaft erhalte ich Einblicke in sehr unterschiedliche Themengebiete. Ich bin froh, einen so abwechslungsreichen Master gewählt zu haben. Insbesondere begeistere ich mich für die Verwaltungsinformatik. Dort geht es um die Frage, wie man mit neuen Informationstechnologien die Verwaltung von Behörden und anderen Einrichtungen effizienter gestalten kann. Bei der zunehmenden Digitalisierung unserer Lebenswelt müssen auch die Verwaltungsstrukturen von Organisationen modernisiert werden. Ich finde es spannend, mich mit diesem Prozess zu beschäftigen.

Welche Fähigkeiten sind in Ihrem Studium besonders gefragt?

In meinem Studium sind technische und wirtschaftswissenschaftliche Kompetenzen gefragt. Deshalb muss man lernen, unterschiedliche Fähigkeiten zu vereinen und darf sich nicht darauf ausruhen, nur ein Themengebiet zu beherrschen. Man muss zum Generalisten werden und Sachverhalte sowohl aus technischer als auch aus wirtschaftlicher Perspektive betrachten können. Neben einem guten technischen Verständnis und Interesse an digitalen Medien sollte man organisatorisches Talent mitbringen. Auch vor mathematischen Anforderungen sollte man sich nicht scheuen.

In unserer Serie Was studieren? stellen Studierende der Universität Koblenz-Landau ihren Studiengang vor.

Auch Sozialkompetenzen sind in unserem Studiengang gefordert. Um später an der Schnittstelle zwischen Unternehmen und Methoden der Informatik und der Betriebswirtschaftslehre arbeiten zu können, sind neben dem nötigen Fachwissen der Bereich des Projektmanagements und die Fähigkeit, Ergebnisse zu präsentieren, wichtig. Nach unserem Studium müssen wir zwischen dem IT-Sektor und den Mitarbeitern eines Unternehmens, die die Technik in ihrem Berufsalltag anwenden sollen, vermitteln können.

Mehr Männer als Frauen entscheiden sich für den Studiengang. Woran könnte das liegen?

Wir Frauen sind im Umgang mit Informatik genauso begabt wie Männer. Ich glaube, ein Unterschied liegt darin, dass Jungen häufig früher ein spielerisches Interesse an technischen Dingen entwickeln als Mädchen. Gründe dafür liegen vielleicht in der Erziehung und der Heranführung der Kinder an solche Themengebiete. Erfreulicherweise schreiben sich aber auch immer mehr Frauen ein. Um diesen Trend aufrecht zu erhalten, engagiere ich mich im Rahmen des Ada-Lovelace-Projekts. Wir organisieren Projekttage, Workshops und Arbeitsgemeinschaften in Schulen, um Mädchen für naturwissenschaftlich-technische Studiengänge und Berufe zu begeistern. Bei der Arbeit mit den Kindern möchte ich von vorneherein zeigen, dass Programmieren nicht nur Jungssache ist. Wenn sich die Kinder später für einen Studiengang entscheiden, soll diese Entscheidung nicht mehr von Geschlechterrollen beeinflusst sein, sondern nur von den persönlichen Interessen und Stärken der Person.

Was möchten Sie nach der Uni machen?

Bei der Berufswahl bin ich sehr offen. Ich könnte mir gut vorstellen, im Bereich der Verwaltungsinformatik Fuß zu fassen und bei der Modernisierung von Verwaltungsstrukturen zu helfen. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik in Bonn unterhält ebenfalls Abteilungen, die sich mit der Digitalisierung öffentlicher Verwaltungssysteme beschäftigen. Die Arbeit dort eröffnet einem spannende Perspektiven und käme für mich ebenfalls als mögliches Berufsziel in Frage.

Wie bereiten Sie die Studieninhalte auf Ihr zukünftiges Berufsleben vor?

Die Mischung aus Wirtschaftswissenschaft und Informatik in unserem Studiengang macht uns zu Generalisten, die flexibel einsetzbar sind. Wir können sowohl bei der Entwicklung von IT-Systemlösungen mitwirken als auch die Bewertung dieser Systeme aus Unternehmenssicht übernehmen. Gerade die Verbindung von beiden Fachbereichen bereitet uns auf die Anforderungen des Berufslebens vor. In der Wirtschaft werden Informationen eine immer wichtigere Ressource. Damit rücken Dienstprogramme zur Verarbeitung von Informationen immer mehr in den Fokus. Viele dieser Tools, die heute bereits in der Wirtschaft angewendet werden, lernen wir während unseres Studiums kennen. Das Fachwissen über Informationstechnologien qualifiziert uns, die Infrastrukturen, über die der Informationsaustausch abläuft, zu managen und weiterzuentwickeln. Durch unsere wirtschaftswissenschaftliche Ausbildung können wir dieses Wissen an die Bedürfnisse von Unternehmen anpassen. Wir vereinen das technische Know-how mit Sozialkompetenzen und Betriebswirtschaftslehre. Damit stellen Informationsmanager ein Verbindungsglied zwischen Technik und praktischer Anwendung dar, das immer bedeutsamer für die Wirtschaft wird.

Konnten Sie schon Praxisluft schnuppern?

Während meines Bachelorstudiums habe ich Praktika bei RHODIUS Mineralquellen und Griesson de Beukelaer absolviert. Diese Praktika waren nicht spezifisch auf Informationsmanagement ausgelegt, sondern eher allgemeiner Natur. Dafür bin ich dort auf viele Dienstprogramme gestoßen, die mir während meines Studiums an der Universität wiederbegegnen. Speziell im Bereich des Informationsmanagements habe ich bisher noch kein Praktikum absolviert. Dafür ist das Studium selbst sehr praxisnah ausgerichtet und bietet mir viel Raum, um mein technisches Wissen konkret anzuwenden.

Welchen Tipp geben Sie denjenigen, die noch auf der Suche nach dem passenden Studienfach sind?

Man sollte sich in alle Richtungen ausprobieren und nicht vor Dingen zurückschrecken, weil man nicht vertraut mit ihnen ist. Hätte mir jemand während meines Bachelorstudiums erzählt, dass ich heute in Informatikvorlesungen sitzen und Programme schreiben würde, hätte ich denjenigen für verrückt erklärt. Heute weiß ich: Programmieren kann man lernen, auch wenn man mehr Mühe damit hat als andere. Man sollte offen bleiben für alles und sich selbst nicht unterschätzen.

Interview: Natalie Henzgen