Die Lehramtsstudentin Johanna Kempf wohnt seit einem Semester in einem Studentenwohnheim in Koblenz. Dort ist immer etwas los, es gibt viele Gemeinschaftsangebote und die Wohnlage ist sehr zentral an der Universität.
Warum haben Sie sich für das Wohnheim entschieden?
Ausschlaggebend war die Nähe zur Uni und das preiswerte Angebot. Als Diabetikerin kann ich im Notfall so schnell nach Hause. Das war mir sehr wichtig. Wenn ich unterzuckert bin oder mein Insulin vergessen habe, kann ich mir schnell selbst helfen. Ein Vorteil am Wohnheim ist auch, dass ich in meinem Zimmer meine Privatsphäre habe und trotzdem gut Anschluss finden kann. Man hört hin und wieder seine Nachbarn und weiß, dass man sich nicht allein fühlen muss, weil neben mir noch Menschen schlafen. Das ist ein angenehmes Gefühl. Wenn ich unter Menschen sein will, muss ich nur auf den Flur gehen. Um meine Ruhe zu haben, gehe ich in mein Zimmer. Einfach perfekt.
Ist es nicht oft ziemlich laut?
Für Menschen, die absolute Stille benötigen, ist das Wohnheim eher ungeeignet. Aber in einer WG ist es ja nicht anders. Man hört immer etwas. Manchmal ist es dann eben ein bisschen lauter. Ich habe aber keine Probleme damit. Ich bin in einer großen Familie aufgewachsen. Bei mir sind alle Familienmitglieder musikalisch, so habe ich mich an eine gewisse Grundlautstärke gewöhnt. Musik und Partys am Wochenende gibt es auch gelegentlich, da feiert man einfach mit.
Kann man das Wohnen hier mit einer großen WG vergleichen?
Nein, es ist nicht genau so wie in einer WG. In einer WG läuft man sich zwangsweise über den Weg, zum Beispiel im Bad. Man hat meiner Meinung nach weniger Privatsphäre. Im Wohnheim kann man andere treffen, wann man möchte, und hier habe ich mein eigenes Bad.
Für die Serie So wohnt der Campus gewähren uns Studierende und Lehrende Einblicke in die eigenen vier Wände.
Wäre eine WG eine Alternative für Sie?
Ja, wenn ich die Leute kenne, gerne. Aber in einer kleinen WG, zumal ich kein Fan von großen Wohngemeinschaften bin. Ich bin eigentlich ganz froh, in einem Einzelapartment zu sein. Im Wohnheim gibt es auch WGs. Dort wird man allerdings ganz zufällig seinen Mitbewohnern zugeteilt und weiß vor dem Einzug nicht, mit wem man zusammenleben wird. Dennoch denke ich, dass ich das WG-Leben später einmal ausprobieren möchte.
Wie groß ist Ihr Zimmer?
Ich wohne auf 18 Quadratmetern. Der Platz reicht mir vollkommen. Mehr brauche ich nicht. Alles, was ich im Alltag und auch für meine Hobbys benötige, passt in das Zimmer. Sogar meine Freunde können hier übernachten. Da ich ja noch viele Gegenstände zu Hause im Westerwald habe, schöpfe ich hier auch nicht meinen kompletten Platz aus.
Sie erwähnten gerade Ihre Hobbys. Was machen Sie in Ihrer Freizeit als Ausgleich zur Uni?
Naja, wenn im Wohnheim gerade nichts los ist, lese ich gerne, besonders Fanfictions. Abends spiele ich Klavier an der Uni. Musik ist wirklich meine Leidenschaft. Natürlich treffe ich auch Freunde und unternehme gerne etwas mit ihnen. Zum Beispiel besuche ich mit ihnen Events und Vorträge an der Uni. Außerdem gehe ich, sofern es mit meiner Krankheit vereinbar ist, gerne feiern. Die Semester Opening – und Close Partys im Wohnheim sind immer klasse.
Wie ist die Gemeinschaft im Wohnheim und was gibt es für gemeinsame Aktionen?
Hier gibt es wirklich viele Angebote. Die Aktionen werden am Eingang immer an das schwarze Brett gehangen und in unserer Facebook-Gruppe veröffentlicht. Jeden Dienstag findet, fast schon traditionell, ein Serienabend statt. Ich glaube, sie schauen zurzeit Sherlock. Es gibt auch Lauftreffs und eine Tanz – und Bewegungsgruppe. Hier ist alles ziemlich multikulturell. Bei den monatlichen Kochabenden mit internationalen Gerichten kommt man ins Gespräch mit ausländischen Studierenden, kann sich mit ihnen austauschen und allerlei leckeres Essen probieren. Tatsächlich wird auch bewusst auf ein multikulturell gemischtes Angebot geachtet. Die Organisatoren sind sehr offen, man kann alles an den persönlichen Lebensstil anpassen. Ich glaube, Menschen, die etwas schüchtern sind, haben es am Anfang etwas schwieriger, aber man wird schnell adoptiert (lacht).
Was vermissen Sie in Ihrem Zimmer?
Nichts, wenn etwas fehlt, bringe ich es von zu Hause mit. Mein Motto lautet: Weniger ist mehr. Tatsächlich fällt es mir leichter, mich besser zu konzentrieren, wenn ich weniger Gegenstände um mich herum habe, die mich ablenken könnten. Aber eigentlich habe ich schon vor, meine Wände noch etwas mit Postern zu dekorieren.
Was ist Ihr Lieblingsort in dem Apartment?
Oh, da muss ich überlegen… Ah! Da fällt mir mein Sessel ein. Dort kann ich gut entspannen, abschalten und lesen. Und dann natürlich mein Bett. Das ist genauso gemütlich.
Wie würden Sie den Charakter Ihres Zimmers beschreiben?
Etwas Dekoration und Persönlichkeit fehlt hier und da noch, dadurch wirkt es etwas ungemütlich. Aber ich fühle mich trotzdem wohl hier.
Wie lange haben Sie für das Apartment gesucht?
Bevor ich hier eingezogen bin, hatte ich mir bereits eine WG angeschaut, doch dann bekam ich glücklicherweise eine Zusage für ein Einzelapartment. Es gibt eine Warteliste und man darf nur eine begrenzte Zeit im Wohnheim leben. Es gibt einen Vertrag, der in der Regel über zweieinhalb Jahre abgeschlossen wird. Wenn der Vertrag ausläuft, muss man das Wohnheim leider verlassen, damit auch andere Studierende eine Chance auf ein Zimmer haben.
Sie sind erst vor kurzem bei Ihren Eltern ausgezogen. Wie fühlt es sich an, jetzt selbstständig zu sein?
Erstmal war es für mich eine Umstellung, weil mir meine Familie fehlte, es war einfach immer etwas los um mich herum. Im Wohnheim ist es natürlich genauso, aber trotzdem irgendwie anders. Aber ich habe mich schnell daran gewöhnt.
Und zum Abschluss: Wie gefällt Ihnen Koblenz?
Es ist ein anderes Leben. Ursprünglich komme ich vom Land. Dort habe ich quasi keine Feiermöglichkeit. Hier in der Stadt gibt es die zu Hauf. Man trifft ständig neue Menschen, ob beim Feiern, im Theater oder beim Shoppen. Es ist alles sehr dicht nebeneinander mit kurzen Anfahrtswegen. Das gefällt mir gut. Koblenz ist nicht zu groß. Einfach genau richtig.
Sarah-Maria Scheid
Das Studentenwohnheim kann wirklich eine Alternative zu einer WG sein, da man zwar auch von vielen Leuten im gleichen Alter umgeben ist. Jedoch jeder seinen Privatbereich mit Küche und Sanitärbereich hat. Damals in meiner Studienzeit habe ich erst in einem Studentenwohnheim gewohnt und bin dann in eine WG umgezogen.