In der Kolumne schreiben unsere Campus-Reporter, allesamt Studierende in Koblenz und Landau, unplugged aus ihrem Alltag. Heute fragt sich Constanze Schreiner, warum es so schwierig ist, Dinge einfach mal zu machen und verrät, warum ihr ausgerechnet Tomaten dabei helfen.
Es gibt Dinge, die kann ich nicht ausstehen. Fahrradreifen aufpumpen zum Beispiel. Am schlimmsten ist es, wenn ich vorher noch nach einem Zwischenventil suchen muss, damit die Pumpe auf den Reifen passt. Außerdem hasse ich Wände streichen und Auto putzen. Letzteres liegt wohl daran, dass mir meine Oma – als ich im besten Teenager-Rebellionsalter war – erklärt hat: „Ein sauberes Auto ist die Visitenkarte jeder Frau.“ Mittlerweile habe ich tatsächlich gedruckte Visitenkarten (sogar auf Englisch!), warum sollte ich mich also noch um den Sauberkeitszustand des Fußraumes kümmern? Liebe Omi, falls du das liest: Entschuldige bitte. Tief in mir drin weiß ich, dass Du recht hast.
Die Vor- und Nachteile des Aufschiebens
Außerdem ist es doch so: Wenn man diese schrecklichen, furchtbaren Dinge, die man so gerne vor sich herschiebt, bis es wirklich unvermeidlich ist, erledigt hat, fühlt man sich großartig. Ein bisschen wie Superwoman mit einer imaginären Becker-Faust. Yes, I can. Vielleicht funktioniert die Aufschiebertis tatsächlich nach dem Lustprinzip, und zwar im doppelten Sinne: Solange man diese unangenehmen Aufgaben nicht angeht, hat man zwar ein schlechtes Gewissen, das lässt sich aber ziemlich gut verdrängen und wenn man sie dann endlich erledigt hat, fühlt man sich heroisch und ist sehr zufrieden mit sich selbst. Eine richtige Win-Win-Situation, oder?
Nicht ganz, denn auf der anderen Seite gibt es auch Dinge, die ich sehr gerne tue, aber trotzdem viel zu selten mache, zum Beispiel Yoga. Ehrlich gesagt mach ich ungefähr nie Yoga und schiebe gerne „keine Zeit“ vor oder mache in der wenigen Zeit, die ich gefühlt habe, lieber „richtig Sport“. Dabei ist das Gefühl nach dem Yoga großartig und ich war jedes Mal froh, wenn ich es doch auf die Matte geschafft habe.
Lesen ist auch so eine Sache: Ich liebe Bücher und habe es jahrelange geschafft, in jeder Lebenslage zu lesen, zum Beispiel in den drei Minuten beim Zähneputzen, da schafft man mindestens zwei Seiten. Mittlerweile krieg ich es nur noch im Urlaub hin, dann gerne exzessiv. Im letzten großen Urlaub waren es sechs Bücher.
Pomodoro-Technik
Aber wie für die meisten Alltagsprobleme gibt es auch hier Lösungen. Meine Lösung heißt in diesem Fall Pomodoro-Technik, eine Methode des Zeitmanagements. Der Trick dabei ist, dass man sich einen Timer auf 25 Minuten stellt und sich vornimmt, die Aufgabe anzugehen, aber nur für 25 Minuten, danach darf man aufhören. Der Name kommt daher, weil 25 Minuten genau die Zeit sind, in der man einen dampfenden Teller Spaghetti Pomodoro auf den Tisch bringen würde. Bei dieser Technik geht es um das Anfangen, denn das ist ja meist das schwierigste. Man muss sich dafür entscheiden, sich für eine Sache Zeit zu nehmen. Das Ziel ist nicht, die Aufgabe perfekt zu Ende zu bringen. Für den Anfang kann man auch mit zehn Minuten starten. In diesen zehn Minuten ist das Handy außer Reichweite und jegliche Ablenkung wird ignoriert. Das Tolle daran ist, wenn der Timer nach zehn oder 25 Minuten piepst, ist man meist so gut dabei und es fühlt sich auch gar nicht schlimm an, sodass man einfach weiter macht.
Da es – zumindest in meinem Leben – auch schöne Dinge gibt, die man gerne aufschiebt, kann man es auch super dafür verwenden. Zehn Minuten Youtube-Yoga sind immer drin. Jetzt aber nichts wie los, ich will noch meine Want-to-Liste abarbeiten. Der Timer ist schon gestellt.