Zahnreinigung, Terminvergabe, Assistenz bei Operationen: Jeden Donnerstag schlüpft Jenny Stierwald zurück in ihre alte Rolle als zahnmedizinische Fachangestellte. Welche Vorteile es hat, mit einer abgeschlossenen Ausbildung zu studieren und wie sich Sonderpädagogik und Zahnmedizin verbinden lassen, verrät sie im Interview.
Wer sind Sie?
Ich heiße Jennifer Stierwald, bin 26 Jahre alt und studiere im zweiten Mastersemester Sonderpädagogik mit den Schwerpunkten Ganzheitliche Entwicklung und Lernen.
Die Serie
Das WG-Zimmer, das eigene Auto, der Kinobesuch mit Freunden: Das alles will bezahlt werden. Viele Studierende verdienen sich neben der Unterstützung der Eltern und Bafög etwas dazu oder finanzieren ihr Studium komplett selbst. Uniblog stellt in einer Serie Studierende und ihre Nebenjobs vor. Von alltäglich bis kurios ist fast alles dabei. Bisher erschienene Artikel finden sie hier.
Was für einen Nebenjob machen Sie?
Neben dem Studium arbeite ich einmal die Woche in der Zahnarztpraxis Dr. Bonatz in Landau als zahnmedizinische Fachangestellte.
Wie sind Sie zu diesem Nebenjob gekommen?
Nach meinem Realschulabschluss schloss ich zunächst eine Ausbildung zur zahnmedizinischen Fachangestellten ab. Aber schon im zweiten Lehrjahr wurde mir klar, dass ich diesen Beruf nicht mein ganzes Leben lang ausüben möchte. Darum entschied ich mich dazu, nach der Ausbildung mein Abitur nachzuholen und Sonderpädagogik zu studieren. Da ich neben dem Studium gerne arbeiten wollte, bot es sich an, in meinem erlernten Beruf zu bleiben. Bei der Suche im Internet bin ich dann auf die kleine Zahnarztpraxis in Landau gestoßen.
Zahnmedizin und Sonderpädagogik sind ja eher unterschiedliche Fachrichtungen. Wie kam es zu diesem Wandel?
Als ich merkte, dass ich mich beruflich umorientieren wollte, dachte ich zunächst an eine zweite Ausbildung. Als Erzieherin zu arbeiten, konnte ich mir gut vorstellen. Um jedoch auf dem Arbeitsmarkt besser aufgestellt zu sein und mehr Möglichkeiten zu haben, wollte ich zunächst mein Abitur nachholen. Mein damaliger Pädagogiklehrer hatte eine Tochter, die Sonderpädagogik studierte, wovon er oft und viel erzählte. Obwohl ich eigentlich nie studieren wollte, habe ich mich dadurch auch mit diesem Gedanken beschäftigt – und bin schließlich in Landau im Sonderpädagogik-Studium gelandet.
Was sind Ihre Aufgaben in der Praxis?
Meine Hauptaufgabe ist es, dem Arzt bei den Behandlungen zu assistieren. Da wir aber eine sehr kleine Praxis sind, ist neben dem Arzt meist nur eine Helferin anwesend. So bin ich während meiner Schicht auch für Anmeldungen, Terminvergabe und die Vorbereitung sowie Beratung der Patienten zuständig.
Was bereitet Ihnen am meisten Freude bei der Arbeit?
Am besten gefällt mir das eigenständige Arbeiten. Die Zahnreinigung bei Patienten führe ich beispielsweise komplett alleine durch. Ich finde außerdem den Umgang mit den Menschen schön, die Patienten von der Diagnose bis zur weiterführenden Behandlung zu begleiten und zu beraten. Einmal die Woche in der Zahnarztpraxis zu arbeiten macht mir wirklich Spaß, aber auf Dauer will ich gerne etwas anderes machen.
Können Sie sich vorstellen, durch Ihre Ausbildung Vorteile im späteren Berufsleben zu haben?
Eine abgeschlossene Ausbildung im Gesundheitswesen bringt im Lehrerberuf auf den ersten Blick nicht viel. Ich denke jedoch, dass es nie verkehrt ist, Arbeitserfahrung gesammelt zu haben. Dass ich im Notfall immer in meinen erlernten Beruf zurückkehren kann, gibt mir außerdem ein gewisses Gefühl der Sicherheit, wenn es im Studium zeitweise nicht so gut läuft. Und wenn später im Sachkundeunterricht das Thema Zähne behandelt wird, bin ich natürlich bestens aufgestellt.
Was verdienen Sie bei diesem Nebenjob?
Ich bin auf 450 Euro-Basis angestellt.
Kann man diesen Job weiterempfehlen? Braucht man bestimmte Voraussetzungen dafür?
Um den Job ausüben zu können, muss man natürlich die Ausbildung zur zahnmedizinischen Fachangestellten abgeschlossen haben, also ist er nicht für jeden Studierenden geeignet. Ich kann es jedoch jedem empfehlen, der vor seinem Studium eine Ausbildung gemacht hat, neben der Uni weiter in diesem Beruf zu arbeiten. Neben dem finanziellen Aspekt bietet es nämlich den Vorteil, sich in diesem Bereich weiterzuentwickeln, obwohl man sich für einen anderen Berufsweg entschieden hat.
Wie „studienkompatibel“ ist Ihre Arbeit? Bitte vergeben Sie Sterne von 1 bis 5 (5 Sterne = super kompatibel)
Mein Chef passt meine Arbeitszeiten immer an meinen Stundenplan an und gibt mir mehrere Wochen vorher Bescheid, wenn größere Aktionen wie zum Beispiel eine Operation anstehen. Ich vergebe daher volle 5 Sterne.
Das Interview führte Lisbeth Wolf