Zahlreiche Studierende der Universität Koblenz-Landau arbeiten in ihrer Freizeit ehrenamtlich. Wo man sich überall engagieren kann, welche Herausforderungen ein Ehrenamt mit sich bringt und wie kompatibel Studium und Ehrenamt sind, beleuchtet unsere Serie. In diesem Teil berichtet Dilara Karadag von ihrer ehrenamtlichen Arbeit in der Flüchtlingshilfe.
In unserer Serie Ehrenamt: Studis engagiert zeigen Studierende, wie man die Balance hält zwischen Stundenplan und Initiative.
Kommunikation ist alles, heißt es oft. Doch wenn die Kommunikationspartner nicht dieselbe Sprache sprechen und aus unterschiedlichen Kulturkreisen stammen, ist Kreativität gefragt. Das weiß auch Dilara Karadag. Sie arbeitet ehrenamtlich in der Flüchltingshilfe und kennt die Herausforderungen der Sprachbarriere: „Mit Hand und Fuß kann man sich verständigen, aber erklären Sie mal ein offizielles Schreiben bürokratischer Natur auf diese Art.“ Karadag studiert im fünften Fachsemester Pädagogik am Campus Koblenz. Durch ein Praktikum beim Jugendmigrationsdienst in Köln wurde das Interesse der 22-Jährigen an der Arbeit mit Menschen mit Migrationshintergrund geweckt. Besonders die Herzlichkeit einiger Flüchtlinge, die sie während des Praktikums kennenlernte, blieb ihr in Erinnerung.
Ehrenamt im Patenprojekt der Caritas
Für Karadag stand schnell fest, dass sie nach ihrem Praktikum weiter in der Flüchtlingshilfe tätig sein wollte. Sie meldete sich bei der Caritas Koblenz und nahm ein Ehrenamt als Patin von Flüchtlingen an. Die erste Familie, die sie betreute, kam aus Somalia. Zehn Monate lang begleitete Karadag sie gemeinsam mit einer weiteren Patin. Einmal die Woche kamen sie zu Besuch, gaben der Familie Deutschunterricht, halfen bei den Hürden der deutschen Bürokratie und alltäglichen Belangen. Auch mit den beiden kleinen Kindern spielten die Patinnen. Und was das Wichtigste war: Sie schenkten der Familie Zeit und Aufmerksamkeit. Bei großen sprachlichen Hürden konnte Karadag einen Dolmetscher anrufen. Als die Frau eines Tages krank wurde, zog die Familie sich zurück. „Trotz aller Schwierigkeiten war es sehr schön. Die Dankbarkeit und Gastfreundschaft waren jedes Mal zu spüren“, berichtet die motivierte Patin.
Kaffeetreff mit Flüchtlingen
Seit mehreren Wochen besucht Karadag einen Flüchtlingstreff. „Es ist wie ein Kaffeetreff. Ehrenamtliche, Interessierte und Flüchtlinge kommen zusammen. Wir unterhalten uns, reden über Probleme und am Schönsten ist, dass wir wahnsinnig viel zusammen lachen“, erzählt sie begeistert. Zu den Treffen kommen hauptsächlich Syrer. Dank ihrer türkischen Wurzeln kann Karadag gut mit ihnen kommunizieren, denn viele der syrischen Flüchtlinge haben auf ihrem Weg in den Westen längere Zeit in der Türkei verbracht und verstehen deshalb oft gut türkisch. Wenn nicht, greifen Ehrenamtliche und Flüchtlinge auf Englisch zurück.
Karadags schönstes Erlebnis
Eines der schönsten Erlebnisse war für Karadag, als es ihr gelang, einen 15-jährigen syrischen Jungen in einen Fußballverein zu vermitteln. Zwar konnte Ahmad kein Deutsch, der Verein nahm ihn trotzdem herzlich auf. „Wir sind noch mit dem Trainer Falafel essen gegangen bei einem Libanesen. Es waren zudem ein Dolmetscher und ein Freund von Ahmad dabei. Der Abend war toll. Wir haben so viel gelacht und geredet. Ahmad hat mir als Dank ein Kopftuch geschenkt. Das ist für mich eine schöne Geste. Mein Herz ist richtig aufgegangen“, freut sich Karadag. Die Eltern des jungen Ahmad leben noch in Syrien. Er ist ganz allein mit seinem Bruder nach Deutschland geflohen. Der Dolmetscher erklärte ihr, dass sie Ahmad ein Stück Zuversicht geschenkt habe.
Einem anderen Jungen aus Jordanien hat Karadag mit Deutschunterricht geholfen. “Als Dankeschön malte er mir ein Bild mit meinem Namen auf Arabisch.“
Dankbarkeit als Lohn
Die größte Motivation ist für Karadag, dass ihr Engagement meist sehr schnell Früchte trägt: “Man schließt viele Freundschaften und es erfüllt einen, wenn man sieht, dass einige, denen man geholfen hat, hier Fuß fassen können.” Mit ihrer ehrenamtlichen Arbeit trägt Karadag ein Stück zur Integration der Flüchltinge bei. „Nach meinem Studium möchte ich auf jeden Fall als Sozialarbeiterin weiter mit Flüchtlingen zusammenarbeiten. Es ist toll, dass ich jetzt schon im Arbeitsfeld der Flüchtlingsarbeit und der interkulturellen Bildung Erfahrungen sammeln kann.“ In Koblenz zu bleiben, kann sich die angehende Pädagogin dabei gut vorstellen.
Esther Guretzke