Das Women Career Center (WCC) ist seit dem Wintersemester 2011/12 eine der zentralen Einrichtungen am Campus Koblenz. Die Mitarbeiterinnen beraten Studentinnen in Bewerbungs- und Berufsfindungsfragen. Sie motivieren und vermitteln Kontakte zu möglichen zukünftigen Arbeitgebern. Sarah Brötz, die zuständige Projektkoordinatorin, erzählt im UniBlog von ihrer Arbeit.
Sie beraten viele Studierende zum Thema Bewerbung. Wie läuft so ein Beratungsgespräch ab?
Meist wenden sich die Hilfesuchenden per Email an mich und wir vereinbaren einen Termin. Bevor eine Studentin zu mir kommt, bitte ich sie, einen Fragebogen auszufüllen. Mit dem Fragebogen fragen wir ganz unterschiedliche Dinge ab: Infos zum Studium und zu Praktika, aber auch, was ihr Spaß macht, nach ihren Vorstellungen des optimalen Arbeitsplatzes und wo sie sich in zehn Jahren beruflich sowie privat sieht.
Dann weiß ich, mit welchen Fragen und Problemen die Studentin zu mir kommt, in welcher Phase der Berufsfindung sie steckt und ich kann mir im Vorfeld schon Gedanken machen. So können wir die Beratungszeit optimal nutzen.
Verstehen Sie sich auch als Motivationstrainerin?
Oft habe ich den Eindruck, dass viele Studentinnen, die zur Beratung kommen, tief in sich schon wissen, was sie machen möchten und nur noch einen Schubs brauchen – jemanden, der ihnen sagt: „Deine Idee ist gut, mach das! Du schaffst das!“
Meine Aufgabe ist herauszufinden, was jemand möchte, wo die Stärken und Interessen liegen. Es geht darum, Zuversicht auszustrahlen und durch gezielte Fragen die Ideen und Wünsche, die in jemandem schlummern, heraus zu kitzeln.
In den Beratungen motivieren Sie also mehr, als Tipps zu geben, welcher Beruf für eine Studentin besonders geeignet wäre?
In meinen Gesprächen mit den Studentinnen lege ich sehr viel Wert darauf, dass man gemeinsam Ergebnisse erarbeitet. Wir geben Hilfe zur Selbsthilfe und setzen Impulse. Aktiv muss jede Studentin selbst werden. Natürlich besprechen wir auch potentielle Berufsfelder, aber ich suche keine Stellenausschreibungen. Der Schwerpunkt des Women Career Centers liegt in der Unterstützung beim Übergang vom Studium in den Beruf. Zweifelt man an der Entscheidung , ob der Studiengang zu einem passt, dann wendet man sich am besten an Petra Meinerz von der Allgemeinen Studienberatung am Campus Koblenz. Die Einrichtungen innerhalb der Universität sind untereinander sehr gut vernetzt. Mir ist es sehr wichtig, dass aus einem Gespräch mit mir niemand ohne eine Antwort heraus geht. Selbst wenn es nur eine Weiterleitung zum Beispiel zur Studienberatung oder zum Frauenbüro ist.
Eine Bewerbung ist dann erfolgreich, wenn man die eigenen Fähigkeiten und Stärken gut präsentiert. Was raten Sie den Studierenden, damit dies gut gelingt?
Zuerst sollte man sich die Stellenausschreibung systematisch durchschauen. Das Unternehmen gibt an, welche Qualifikationen es braucht. Darauf muss man eingehen – aber auf glaubhafte Art und Weise. In jeder Bewerbung steht, dass er oder sie ein guter Teamplayer sei. Kann jemand aber beweisen, dass man anhand privater Erfahrungen oder während des Studiums Qualifikationen für den Job sammeln konnte, macht sich das sehr gut und man ist glaubhaft. Im zweiten Schritt sollte man sich über das Unternehmen informieren. Gibt es ein Leitbild, geht man im Anschreiben darauf ein. Das zeigt, dass man sich mit den Strukturen des Unternehmens beschäftigt hat.
Zugegebenermaßen ist es nicht einfach, Selbstmarketing zu betreiben. Wichtig ist, aktiv und selbstbewusst von sich zu schreiben. Anstatt zu sagen: „Ich versuche gerade meine Bachelorarbeit zu schreiben“, sollte man klar formulieren: „Ich schreibe meine Bachelorarbeit zum Thema XY.“
Solche Feinheiten lernen Studierende auch beim Bewerbungsmappen-Check, der jedes Semester stattfindet. Die Kooperationspartnerin Nora-Louise Volarik-Witt, die als Beraterin bei der Einrichtung Frau & Beruf tätig ist, steht den Studierenden an diesem Tag Rede und Antwort.
Sie vermitteln darüber hinaus auch Kontakt zu möglichen Arbeitgebern?
Wir legen viel Wert darauf, eine Schnittstelle zwischen den Studierenden aller Fachbereiche und Vertretern der Arbeitswelt zu bilden. Deswegen laden wir viele Arbeitgeber zu Veranstaltungen ein und möchten so den Kontakt zwischen den Gruppen fördern. Die Studierenden haben die Gelegenheit, mit Vertretern der Arbeitswelt zu sprechen, in ungezwungener Atmosphäre Fragen zu stellen und die Weichen für ihre Zukunft zu stellen. Der Career Day, den wir gemeinsam mit dem Kompetenzzentrum Studium und Beruf (KSB) am Campus Koblenz ausrichten, ist dafür ein gutes Beispiel.
Heutzutage gilt es als wichtig, so schnell wie möglich auf den Arbeitsmarkt zu kommen. Was raten Sie Studentinnen, die mit der Sorge zu Ihnen kommen, dass sie zu lange brauchen?
Wenn man das BAföG-Amt im Rücken hat, ist es natürlich schwierig, die Regelstudienzeit zu überschreiten. Ist man finanziell aber eher unabhängig und hat einen Nebenjob, mit dem man sich über Wasser halten kann, sollte man sich entspannen. Die Welt dreht sich auch weiter, wenn Sie acht anstatt nur sechs Semester studieren.
Wer sich für einen Job bewirbt und die verlängerte Studienzeit gut begründen kann, sollte keinen Nachteil haben. Sie werden nie wieder die Möglichkeit und die Zeit haben, so einfach einen Auslandsaufenthalt zu machen, wie es im Studium der Fall ist. Ein gutes Argument ist auch, dass man die Studieninhalte so spannend fand, dass man bestimmt Themen noch vertiefen wollte.
Wegen Abschaffung der Wehrpflicht und der verkürzten Gymnasialzeit werden die Studierenden immer jünger. Das Studium besteht ja nicht nur aus dem Lernen, sondern ist auch die Zeit des Erwachsenwerdens. Viele sind das erste Mal weg von zuhause und haben viel mehr Freiheiten als vorher. Das sind Umstände, die etwas mit einem machen und auch Raum sowie Zeit einnehmen sollen dürfen.
Inga Stapel