Trotz steigender Effizienz verursachen Rechenzentren den Hauptanteil umweltschädlicher Kohlendioxid-Emissionen. Kevin Read, Alumnus der Universität Koblenz-Landau, und sein Partner Bernhard Riedl haben ein nachhaltiges Energiemanagement- und Monitoringsystem entwickelt, durch das kleinere und mittlere Rechenzentren Einsparpotenziale erkennen können.
Smartphones und Tablets sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Der massenhafte Gebrauch dieser Geräte und die zunehmende Nutzung von Cloud-Diensten erfordern Rechenzentren mit immer größeren Kapazitäten, da diese das Mehr an Informationen speichern und verarbeiten müssen. Eine Folge der enormen Datenmengen: Stromverbrauch und CO2-Ausstoß steigen in den Hochleistungsrechenzentren drastisch an. “Mittlerweile haben Rechenzentren den weltweiten Luftverkehr beim Ausstoß von Kohlendioxid überholt”, berichtet Bernhard Riedl, Marketingchef und Sprecher des Koblenzer Start-ups Om7Sense.
In unseren Gründungsgeschichten stellen wir Menschen vor, die im oder nach dem Studium den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt haben.
Neben einer wachsenden Umweltbelastung durch hohe Emissionsraten arbeiteten Rechenzentren außerdem oft ineffektiv: “Die Auslastung von Rechenzentren ist mit etwa sechs Prozent sehr gering und extrem ineffizient. Das ist ein zentrales Problem für Rechenzentrumsbetreiber aus dem Mittelstand”, erklärt Riedl. “Mit unserer Software bekommen die Betreiber eine professionelle Energiemanagementlösung an die Hand und können nachhaltig ihre Energie- und Kostenverschwendung reduzieren.” Om7Sense bietet Betreibern von kleineren und mittleren Rechenzentren, die 99 Prozent des Marktes bilden, mit ihrer neuentwickelten Software die Möglichkeit, ihren Stromverbrauch zu überwachen und dauerhaft zu senken.
Nachhaltiges Green-IT
Die Software ist außerdem in der Lage, ineffiziente Bereiche von Servern zu identifizieren: “Knapp ein Drittel der Server in einem Rechenzentrum sind komatös, sie verbrauchen also Energie und Geld in enormem Ausmaß, obwohl sie ungenutzt sind”, fährt Riedl fort. “Diese ungenutzten und dennoch Energie verbrauchenden Server werden auch Zombie Server genannt. Unsere Software kann auch diese schnell und einfach erkennen.” Neben der deutlichen Effizienzsteigerung trage die neue Technologie so auch als nachhaltige Green-IT-Lösung zur Senkung des CO2-Ausstoßes bei, wie der Gründer betont.
Die Idee für das Softwareprojekt kam Read, der sich als Informatikstudent an der Uni Koblenz-Landau mit Robotik und sensorbasierten IT-Technologien befasst hat. “Da wir schon länger befreundet sind und uns gut vorstellen konnten, ein Start-Up aufzubauen, hat sich die gemeinsame Unternehmensgründung fast zwangsläufig ergeben.” Bei Om7Sense ist Read als Diplom-Informatiker mit Schwerpunkt Computervisualistik der Kopf für alle technischen Belange, Riedl übernimmt die marketingstrategischen Aufgaben.
Kurz vor dem Markteintritt dank EXIST-Gründerstipendium
Mit Unterstützung des Zentralen Instituts für Scientific Entrepreneurship & International Transfer (ZIFET) haben die beiden zudem als weiteres Gründerteam der Universität Koblenz-Landau mit Erfolg einen EXIST-Antrag für das Gründerstipendium gestellt. Durch das Förderprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft und der EU werden Studierende und Wissenschaftler aus Hochschulen und anderen Forschungseinrichtungen beim Aufbau eines innovativen, technologiebasierten Start-Ups bis zur Marktreife unterstützt. Das Stipendienpaket enthält neben der Förderung des persönlichen Lebensunterhaltes für ein Jahr außerdem Coaching-Leistungen eines Gründernetzwerkes im Wert von 5000 Euro sowie Sachleistungen.
Dank des Stipendiums gelang Om7Sense während der Cebit 2017 der Markteintritt: “Wir haben bereits weitreichende Kundenbeziehungen in Deutschland, Frankreich, Holland und Großbritannien aufgebaut, die die vier größten Märkte für Rechenzentren bilden”, vermeldet Riedl stolz. Vor allem die einfache Bedienbarkeit der Software habe Interessenten überzeugt: “Die Software kann von jedem Gerät mit Webbrowser installiert und unabhängig vom Rechnerstandort überwacht werden, was die Handhabung extrem vereinfacht.”
Sandra Erber