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Studentische Hobbygärtner

Die studentischen Hobbygärtner um Leander Leist (links) eint das Interesse an der Natur und die Freude an heimischem Gemüse. Auch die Unabhängigkeit von Supermarktketten spornt sie an. Foto: Marius Adam

Die studentischen Hobbygärtner um Leander Leist (links) eint das Interesse an der Natur und die Freude an heimischem Gemüse. Auch die Unabhängigkeit von Supermarktketten spornt sie an. Foto: Marius Adam

Nicht weit weg vom Koblenzer Stadtkern und doch mitten in der Natur liegt der Nutzgarten einer kleinen Gruppe Studierender der Universität Koblenz- Landau: Auf dem Areal der Schönstätter Marienschwestern bestellen sie seit einer Saison ihren eigenen Gemüsegarten.

Der Wind weht frisch an diesem Morgen, doch der blaue Himmel verspricht einen warmen und sonnigen Tag. Allein das Zwitschern der Vögel durchbricht die Stille auf dem weitläufigen Gelände der ehemaligen Gärtnerei des Klosters der Schönstätter Marienschwestern. Von hier oben hat man einen atemberaubenden Blick auf Koblenz, doch Leander Leist hat anderes im Kopf. Seine Gedanken drehen sich um die fünf Tomatensorten, die Paprika- und Gurkenpflanzen vor ihm. Er nimmt eine davon in die Hand und prüft vorsichtig ihre Reife. Zusammen mit Marc Schendzielorz hat er das Gartenprojekt initiiert und einen Teil des Klostergeländes gepachtet. Neben ihnen stehen noch drei weitere Studierende regelmäßig auf dem Acker, die Pacht zahlen sie aus eigener Tasche.

Die Pflanzen werden zunächst im warmen Treibhaus vorgezogen. Fotos: Leist

Die Pflanzen werden zunächst im warmen Treibhaus vorgezogen. Fotos: Leist

Kohlrabi, Erbsen und … Bananen

Die Studierenden pflanzen draußen vor dem Treibhaus in Parzellen Kohlrabi, Fenchel, Erbsen, Kürbis sowie Erdbeeren und Himbeeren an. “Diese hier haben schon geblüht, wir müssen nur noch die Samen für die nächste Saison vorbereiten”, stellt Leist mit prüfendem Blick auf die Radieschenpflanzen fest. Was der Laie für wildes Gebüsch halten könnte, ist in Wirklichkeit Topinambur, eine Pflanze, die von Diabetikern als Kartoffelersatz genutzt wird. “Die wurden irgendwann vom Kloster angepflanzt und gedeihen von allein. Einfach im Winter die Knollen ausgraben und wie Kartoffeln zubereiten, die sind wirklich lecker.” Sogar Bananenstauden und Honigmelonen finden sich in dem großen Treibhaus. “Ein kleines Experiment”, sagt Leist und schmunzelt.

Auch Exotisches wie Melonen wächst im studentischen Garten.

Auch Exotisches wie Melonen wächst im studentischen Garten.

Überhaupt gibt es auf dem Gelände viel zu entdecken: Exotisch anmutenden Baumspinat und einige Rhabarberpflanzen, die niemand erntet außer den Hobbygärtnern. Außerdem eine riesige Kürbispflanze und Stammkohl, importiert aus einem Selbstversorgergarten in Portugal, sowie Möhren, die man niemals in der Gemüseabteilung eines Supermarktes kaufen könnte, weil sie nicht der EU-Norm entsprechen.

Derart krumme Möhren hätten im Supermarkt keine Chance. Dem Geschmack tut die Form aber keinen Abbruch.

Derart krumme Möhren hätten im Supermarkt keine Chance. Dem Geschmack tut die Form aber keinen Abbruch.

Hinter dem Treibhaus beginnt der Gemüseacker. “In den letzten Wochen hatten wir jeden Tag frische Zucchini und Bohnen von hier”, erzählt Leist. Das Feld ist so ertragreich, dass die studentischen Gärtner in diesem Jahr 40 Kilo Kartoffeln aus vier Reihen ernten konnten. Der Acker soll bald auf die gesamte verfügbare Fläche ausgeweitet werden, sodass das aktuell genutzte Stück komplett zum Kartoffelanbau dienen kann. Leist ist zuversichtlich: “Dann hätten wir 200 Kilo Kartoffeln”.

Seit dem Start im März 2016 hat sich viel getan.

Seit dem Start im März 2016 hat sich viel getan.

Studentisches Hobbygärtnern

Schon als Kind half Leander Leist im Garten seiner Großeltern. “Ich konnte viel über den Gemüseanbau lernen und von der Erfahrung meiner Großeltern profitieren”, erinnert er sich. Im Februar dieses Jahres machten Schendzielorz und Leist sich auf die Suche nach einem geeigneten Stück Land und fragten bei den Bauern auf dem Wochenmarkt an – erfolglos, bis ein Kommilitone das ungenutzte Treibhaus auf dem Klostergelände entdeckte. Sie sprachen mit den Schwestern und innerhalb weniger Wochen stand der Pachtvertrag. “Hier hat alles direkt gepasst.”

Das Gärtnereigelände besteht aus Treibhaus, Acker und Parzellen wo die Studierenden unterschiedliches Gemüse und Obst anbauen.

Das Gärtnereigelände besteht aus Treibhaus, Acker und Parzellen, wo die Studierenden unterschiedliches Gemüse und Obst anbauen.

Die Nonnen des Klosters schauen ab und zu vorbei und freuen sich, dass im Treibhaus wieder Pflanzen wachsen und Früchte reifen. Früher arbeiteten dort 15 Gärtner und betrieben einen kleinen Obst- und Gemüsehandel. Jetzt sind es nur noch zwei, die für Grabbepflanzungen Blumen kultivieren und das Klostergelände instand halten. Als die Studierenden Ende Februar anfingen, lag der Boden brach. Mit Hilfe der Gärtner konnten sie ihn für den Gemüseanbau vorbereiten. Obwohl der Start nicht leicht war und es immer genug zu tun gibt, verbringen die Studierenden ihre Freizeit gern auf dem Klosterareal. Denn für die Hobbygärtner lohnt sich die Arbeit auch finanziell. Sie sparen in der Woche bis zu zehn Euro beim Lebensmittelkauf, und dazu schmecken die geernteten Produkte einfach besser: “Mit dem, was man im Supermarkt bekommt, sind die nicht zu vergleichen”, findet Leist.

Dank ihrem Garten können die Hobbygärtner die Vielfalt der Natur erfahren und schmecken.

Dank ihrem Garten können die Hobbygärtner die Vielfalt der Natur erfahren und schmecken.

Die Studierenden erhalten alles, was sie zum Gärtnern brauchen, in der direkten Umgebung: Vom nahegelegenen Pferdehof bekommen sie Mist zum Düngen und Stroh zum Mulchen, damit die Feuchtigkeit im Boden bleibt und es Unkraut schwerer hat. Zisternen unter dem Treibhaus sichern die Wasserversorgung. Die Hobbygärtner nutzen keine chemischen Spritz- oder Düngemittel. “Wir sind voll öko”, gibt Leist zu und lacht. Sogar die Schnecken durften weiterleben, obwohl sie sich über ein Drittel der Kartoffelpflanzen hergemacht hatten und von acht Sonnenblumen nur eine einzige übrig ließen.

Gemüseanbau für Jedermann

Als Studierende der BioGeoWissenschaften am Campus Koblenz bringen Leist und seine Mitstreiter nützliches Vorwissen mit. Um einen Garten zu bestellen, sei zwar keine große Vorerfahrung nötig: “So ein Garten ist keine große Wissenschaft, wenn man Spaß an der Sache hat, dann klappt das auch”, versichert er. Für die kommende Saison will die Gruppe noch besser an das Projekt herangehen: Zusammen wollen sie herausfinden, wie viele und welche Arten von welchen Pflanzen die studentischen Gärtner anbauen können, damit im kommenden Jahr noch mehr aromatisches Gemüse auf ihren Tellern landet. Wer motiviert ist und für das Gepflanzte Verantwortung übernimmt, ist bei den Hobbygärtnern willkommen. “Der Garten hat eine Menge Potenzial. Wenn wir alle zusammen säen und großziehen, wird die nächste Ernte sicher großartig.”

Lisa Engemann

Wer Interesse hat, an dem Projekt mitzuwirken, bekommt weitere Infos unter leanderleist@uni-koblenz.de und mschendz@uni-koblenz.de