Lehramtsstudentin Hanka Pohontsch arbeitet an einem Ort, an dem das Ergründen eines Kunstwerkes zu einem gemeinsamen Erlebnis werden kann: Im Koblenzer Ludwig Museum unterstützt sie das museumspädagogische Team bei der Kunstvermittlung, die alle Generationen umfasst.
Wer sind Sie?
Ich bin Hanka Pohontsch, 25 Jahre alt und studiere Kunst, Biologie und Darstellendes Spiel auf Lehramt an Gymnasien.
Die Serie
Das WG-Zimmer, das eigene Auto, der Kinobesuch mit Freunden: Das alles will bezahlt werden. Viele Studierende verdienen sich neben der Unterstützung der Eltern und Bafög etwas dazu oder finanzieren ihr Studium komplett selbst. Uniblog stellt in einer Serie Studierende und ihre Nebenjobs vor. Von alltäglich bis kurios ist fast alles dabei. Bisher erschienene Artikel finden sie hier.
Was für einen Nebenjob machen Sie?
Ich arbeite im Ludwig Museum, ein Museum für moderne und zeitgenössische Kunst in Koblenz. Dort bin ich seit 2011 Teil des museumspädagogischen Teams, das für die Kunstvermittlung an Kinder, Jugendliche und Erwachsene zuständig ist. Da ich sowohl mit jungen als auch mit älteren Menschen arbeite, umfasst mein Arbeitsspektrum nicht nur die pädagogisch-praktische, sondern auch die theoretische Auseinandersetzung mit Kunst.
Was sind Ihre Aufgaben?
Der größte Teil meines Arbeitsbereiches wird von der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen abgedeckt. Das Museum bietet Ferienworkshops, Kindergeburtstage und regelmäßige Kurse an, die von mir organisiert und geleitet werden. Wichtig bei diesen Programmen ist die Verschränkung des künstlerischen Angebots mit praktischen Aufgaben. Ein Bild oder eine Skulptur dient dabei meistens als Aufhänger, um mit den Kindern und Jugendlichen ins praktische Arbeiten einzusteigen. Inhalte, Formen und Farben, mit denen ein Künstler arbeitet, werden dann aufgegriffen und für den gemeinsamen Arbeitsprozess genutzt. Wir bieten aber auch Workshops für Erwachsene an, wo es um die Vermittlung von spezifischen Techniken geht, wie etwa der Aquarellmalerei oder des Modedesigns. Zu einem Museum gehören natürlich auch Führungen. Ich gebe auch Sonntagsführungen, die sich immer auf eine aktuelle Ausstellung bezieht, die alle zwei bis drei Monate wechselt. Eine intensive Einarbeitung und Auseinandersetzung mit den verschiedenen Künstlern und deren Werken ist dabei besonders wichtig: Ich muss mich gut vorbereitet auf die Führungen fühlen.
Was bereitet Ihnen am meisten Freude bei dieser Arbeit?
Bei den Workshops und Führungen freue ich mich immer, wenn ein Dialog über Kunst entsteht, egal ob mit Kindern oder Erwachsenen. Manchmal kommt dadurch ein Moment zustande, in dem das Erleben eines Kunstwerkes zu einem gemeinsamen Erlebnis wird – an solchen Arbeitstagen habe ich am meisten Freude. Außerdem habe ich mich in der Regel schon sehr intensiv mit den jeweiligen Kunstwerken beschäftigt und es ist schön, wenn sich durch den gemeinsamen Austausch neue Perspektiven ergeben.
Wie kamen Sie an Ihren Nebenjob?
Während der Bundesgartenschau 2011 hatte das Ludwig Museum eine große Land Art Ausstellung, wodurch das Programm des Museums erweitert und nach Studierenden im kunstpädagogischen Bereich gesucht wurde. Daraufhin habe ich mich beworben und arbeite seitdem dort.
Was verdienen Sie bei diesem Nebenjob?
Ich bekomme 19 Euro pro Stunde. Die Vorbereitungszeit für Workshops und Führungen sind darin aber schon enthalten.
Kann man diesen Job weiterempfehlen? Braucht man bestimmte Voraussetzungen dafür?
Ich kann den Nebenjob auf jeden Fall weiterempfehlen. Man sollte jedoch Kunst- oder Kulturwissenschaften studieren oder studiert haben, da Kenntnisse über die Kunstgeschichte vorausgesetzt werden. Gerade bei Nachfragen von Besuchern ist ein gutes Hintergrundwissen notwendig. Gleichzeitig ergänzt und erweitert man sein inhaltliches Wissen, das im Studium erworben wird, was die Nebentätigkeit für Kunstinteressierte besonders reizvoll macht.
Wie „studienkompatibel“ ist Ihre Arbeit? Bitte vergeben Sie Sterne von 1 bis 5 (5 Sterne = super kompatibel)
Sehr studienkompatibel. Am Ende des Jahres muss ich durchschnittlich zwölf Stunden pro Monat geleistet haben, das bedeutet, ich kann meine Arbeitszeit gut an die aktuelle Belastung im Studium anpassen. Momentan schreibe ich beispielsweise an meiner Masterarbeit und kann mein Arbeitspensum des Nebenjobs ein wenig zurückschrauben. Da unser Team aus fünf Personen besteht, können wir die Arbeit untereinander aufteilen und füreinander einspringen. Daher: 5 Sterne.
Interview: Marius Adam
An diesem kleinen Bericht über den “Nebenjob” von Hanka Pohontsch läßt sich deutlich die sinnvolle Verschränkung von akademischem Studium und praktischer kunstpaedagogischer Arbeit nachvollziehen. Im Zentrum stehen dabei die Momente, in denen “das Erleben eines Kunstwerkes zu einem gemeinsamen Erlebnis wird”. Ebenso erlebe ich Hanka Pohontsch auch im Gespräch über ihre eigene künstlerische Arbeit. Ganz unabhängig davon, ob es sich gerade, um Studienzusammenhänge handelt oder nicht. Das künstlerische Wahrnehmen und Schaffen handelt stets unabhängig von Kategorisierungen.
Ich wünsche Hanka Pohontsch weiterhin so gut gewählte und selbstbestimmte Fügungen auf ihrem künstlerischen sowie kunstpaedagogischen Weg.
Viele Grüße
Ute Langanky