Zum Auftakt der SommerUni präsentierten am Dienstagabend acht Künstler ihre selbst geschriebenen Texte beim ersten Koblenzer Poetry Slams – ein kleiner Vorgeschmack auf die Landesmeisterschaft Rheinland-Pfalz/Saarland im Oktober.
„Alles was ich in meinem Leben erreicht habe, habe ich durch Mitleid erreicht!“ Eine La-Ola-Welle des Mitleids geht durch die Reihen des Publikums, es folgt ein trauriges “Ohhhh”. „Bisher war ich mehr so der sensible Mensch“, berichtet Jan Möbus weiter aus seinem Leben. Er wird persönlich, beleuchtet Beziehungen und Trennungen, tiefgründig und doch humorvoll und sarkastisch. Herzlich willkommen beim Poetry Slam.
Rund 350 Menschen sitzen im Audimax. Sie warten auf acht renommierte deutsche Slammer: Jan Möbus (Remscheid), Stafan Dörsing (Wetzlar), Florian Cieslik (Köln), Marvin Ruppert (Marburg), Beatrice Wypchol (Bochum), Lasse Samström (Bonn), Anke Fuchs (Bonn) und Indiana Jonas, der am Campus in Landau studiert.
Was folgt, sind zwei Stunden gefüllt mit Prosa, Lyrik, verschnörkelten Wortwitzen, Humor, Sarkasmus, Ironie und allem, was die deutsche Sprache zu bieten hat: Ein selbsternannter pädagogisch-psychologischer Lehrtext, Ausschweifungen über Sprachgebrauch, Beziehungen, Frauen und das Leben, Heimatgefühle, Kindererziehung, Liebeserklärungen und Schüttelprosa. Indianer Jonas aus Landau stellt fest: „Ich habe einen Text aus der Reihe der Dinge mitgebracht, die man nicht tun sollte. Er heißt: Lehrer werden.“ Wo man erst eine witzige Beschreibung des Berufes vermutet, folgt am Ende eine Liebeserklärung an den Job, den der Landauer selbst anstrebt.
Vier Slammer können sich gegen die Konkurrenz behaupten: Nach der ersten Runde kommen Marvin Ruppert, Jan Möbus, Indiana Jonas und Lasse Samström ins Finale. Der war 2002 schon mal deutschsprachiger Meister. Das letzte Wort aber hat das Publikum: Wer den lautesten Applaus bekommt, ist weiter.
Am Ende entscheidet Marvin Ruppert aus Marburg den Dichterwettstreit für sich. Er punktet mit seinem Werk „Verliebt“, einer Hommage an Büchners Woyzeck. Ruppert stellt eine Liebesgeschichte ohne Happy End in acht Fragmenten vor. „Diese sind aber rückwärts vorgetragen, damit die Story glücklich endet“, erklärt er zu Beginn. Die Menge lacht und klatscht ihn schließlich ganz hoch auf das Siegertreppchen.
Hannah Wagner
Organisiert wird der Poetry Slam von dem Koblenzer Kulturwissenschaftsstudenten Philipp Herold und Anja Ohmer vom Zentrum für Kultur- und Wissensdialog (ZKW). In Landau gibt es bereits seit geraumer Zeit regelmäßig Slams mit rund 600 Zuschauern. Im letzten Herbst richtete die Universität dort die erste Landesmeisterschaft für Rheinland-Pfalz und das Saarland aus. Diese wird in diesem Jahr vom 23.-25. Oktober in Koblenz stattfinden. Entstanden ist die Idee eines regelmäßigen Poetry Slams im Zuge der Umstellung auf das Bachelor- und Mastersystem, um den Studierenden auch außerhalb des Lehrplans kreativen Raum zu schaffen, erklärt Ohmer die Idee dahinter. (wag) |