Ehrenamt: Studis engagiert

Mehr Nachhaltigkeit durch fahrradfreundliche Straßen

Umweltschutz ist ein Thema, das die ganze Welt bewegt. Insbesondere im Verkehrssektor tauchen stetig neue Probleme auf, die für eine Emissionssenkung gelöst werden müssten. Der Verein Bewegtes Koblenz nimmt sich dieser Probleme an und die Studentin Sarah-Maria Scheid ist innerhalb dieses Projekts besonders daran interessiert, die Stadt fahrradfreundlicher zu gestalten.

Ehrenamt. Foto: Perry Grone/Unsplash In unserer Serie Ehrenamt: Studis engagiert zeigen Studierende, wie man die Balance hält zwischen Stundenplan und Initiative.

Sarah-Maria Scheid ist 21  Jahre alt und studiert im vierten Semester BioGeoWissenschaften auf dem Campus Koblenz. Nebenbei ist sie als Reporterin für den Uniblog tätig. Sie arbeitet als Vorstandsmitglied für den Verein Bewegtes Koblenz, der sich für nachhaltigen Verkehr in der Stadt einsetzt. Hervorgegangen ist das Projekt aus einer Gruppe von Interessensvertretern, die eine insgesamt fahrradfreundlichere Stadt anstreben. Daraus entstand auch die Initiative des Fahrradtags, der im Zuge des Projekts einmal jährlich stattfindet und von den Teilnehmern organisiert wird. Zum Verein kam sie durch ein Projekt des BUND im Zuge des Bundesfreiwilligendienstes.

Vermittlung nach ganz oben

“Das Besondere an unserem Verein ist, dass wir versuchen, mit Politikern zusammenzuarbeiten. Dazu gehören unter anderem der Fahrradbeauftragte und der Oberbürgermeister. Somit bleibt es nicht nur eine bürgerliche Initiative, sondern wir schaffen handfeste, transparente Vermittlungsarbeit”, erklärt Scheid. Es gibt auch die Möglichkeit, Verbesserungsvorschläge und Wünsche bezüglich der Verkehrssituation an den Verein weiterzuleiten, dessen Mitglieder damit an entsprechende Verantwortliche und die Presse herantreten können.

Einen Tag dreht sich alles um das Rad

“Letztes Jahr waren beim Fahrradtag Parteien und Fahrradgeschäfte vertreten, außerdem gab es ein abwechslungsreiches Bühnenprogramm und eine Podiumsdiskussion. Die Podiumsdiskussion war im vergangenen Jahr der Kern des Fahrradtags”, erklärt Scheid. Durch die derzeitige Lage bezügliche der COVID-19-Pandemie wird die Veranstaltung am 22.08.2020 in einer abgespeckten Version stattfinden: Es wird bei einer Straßensperrung, einer kleinen Fahrraddemo und einigen Plakaten bleiben müssen. Dafür gibt es aber neue Anregungen für das nächste Jahr, berichtet Scheid: “Die Veranstaltung soll mehr an die Expertise und gegebene Fakten anknüpfen. Daher wird es keine Podiumsdiskussion mehr geben, sondern eine Gesprächsrunde. Hier sollen dann zum Beispiel Erfahrungen der Polizei im Vordergrund stehen.” Der Fahrradtag ist jedoch nicht nur geprägt von Ernsthaftigkeit und Appell: Unterhaltung wird ebenfalls geboten. Im letzten Jahr gab es zum Beispiel ein kleines Impro-Theater. Außerdem gibt es auch Raum für die Wünsche, Ziele, Forderungen und Frustration von Bürgerseite: Der Verein stellt hierfür jedes Jahr eine Klagemauer bereit, auf der jeder seine Anregungen anbringen kann. “Diese Beiträge werden im Anschluss alle gesammelt. Allein im letzten Jahr sind 195 Klagen zusammengekommen. Sie beinhalten verschiedenste Anliegen, auch an ganz konkreten Stellen.”

Ein persönliches Anliegen

Sarah-Maria Scheid kümmert sich insbesondere um die Pressearbeit, unterstützt die Suche nach Sponsoren und die Planungen des jeweils anstehenden Fahrradtages. Ihr liegt sehr viel an der Vermittlung dieser verschiedenen Anliegen. “Ich bin auch Radfahrerin. Es ärgert mich jedes Mal, wenn ich wieder an Stellen vorbeikomme, an denen man aus Sicherheitsgründen einfach nicht fahren kann. Manchmal hören Fahrradwege abrupt auf oder sind nicht richtig gekennzeichnet. Diese Dinge kann ich dann auch direkt in meine Vereinsarbeit einbringen”, erzählt sie uns.” Für eine nachhaltige Entwicklung in ihrer Heimatstadt sieht Scheid angesichts solcher Phänomene keine gute Zukunft. Deshalb liegt ihr sehr viel an der ehrenamtlichen Arbeit und sie hofft, bald etwas verändern und bewegen zu können. Sie bedauert, dass bisher leider noch nicht so viel in Bewegung gesetzt werden konnte. Allerdings gibt es den Fahrradtag auch erst seit 2015.

Die Forderungen

Der Verein setzt sich dafür ein, dass Radwege erweitert und besser gekennzeichnet werden, sodass die Fahrradnutzung für alle Verkehrsteilnehmer sicherer wird. Außerdem soll es die Möglichkeit geben, sich an entsprechenden Stellen Fahrräder zu leihen, damit jeder am nachhaltigen Verkehr teilnehmen kann. Der Verein trägt ganz bewusst den Namen Bewegtes Koblenz. Es geht nicht nur um die Verbesserung des Verkehrswesens für Radfahrer. Mehr Radwege bedeuten auch mehr Platz in der Stadt, weil zum Beispiel Parkplätze wegfallen können und das Fahren mit dem Auto unattraktiver wird. “Ein paar Dinge haben wir schon erreicht: Im Saarkreisel gibt es durch unsere Forderungen jetzt Fahrradpiktogramme, die den Autofahrern zeigen, dass dort auch Radfahrer unterwegs sind. In der Mainzer Straße wurde ein kleines Stück des Weges durch Leitpfosten abgetrennt.” Ein übergeordnetes Ziel sei es, dass die Innenstadt irgendwann einmal autofrei wird. Wem nachhaltiger Verkehr ebenfalls ein Anliegen ist, kann den Verein unterstützen, bei Planungen helfen oder einfach mal ein Treffen der aktuellen Teammitglieder besuchen. Infos zum Fahrradtag und zu weiteren Möglichkeiten, sich zu engagieren, finden sich unter koblenzer-fahrradtag.de.

Anna-Lena Hauch