Mit Worten und einer großen Portion Humor im Gepäck ist Felix Bartsch als Poetry Slammer in ganz Deutschland unterwegs. Der Koblenzer Kulturwissenschaftsstudent liebt es, auf der Bühne zu stehen und möchte dem Publikum bei seinen Auftritten Spaß an Sprache vermitteln.
Wenn Felix Bartsch vom Poetry Slam spricht, liegt in seinem Blick etwas Schelmisches. Seine Sätze sind durchdacht und mit Wortspielen gespickt. Für Bartsch ist Sprache mehr als nur ein Mittel zur Konversation. Seine Karriere als Slammer begann in der Schulzeit: Im Leistungskurs Deutsch entdeckte der heute 24-Jährige sein Talent, mit Worten umzugehen und schrieb erste Kurzgeschichten. Irgendwann traute er sich, seine Texte auf Schulveranstaltungen öffentlich vorzutragen. Als sein Deutschlehrer ihm daraufhin vorschlug, an einem Poetry Slam teilzunehmen, ahnte Bartsch nicht, welchen Wendepunkt das in seinem Leben darstellen würde: Mittlerweile blickt er auf über 250 Auftritte auf Poetry Slams und Lesebühnen in ganz Deutschland zurück, leitet Workshops und ist Autor einer Facharbeit über Poetry Slam. “Ich bin da irgendwie reingeraten und hängengeblieben”, gibt sich Bartsch bescheiden.
Poetry Slam – Die Schlacht der Dichter
Entstanden ist Poetry Slam in den 1980ern in Chicago und schwappte schnell nach Europa. Wer bei diesem Vortragswettbewerb auftritt, braucht neben guten Texten das Talent, sich zu inszenieren. Die Kombination aus Text und Performance macht für Bartsch einen guten Auftritt aus. Authentizität geht ihm dabei über alles: “Der Vortrag muss zu 100 Prozent die Person widerspiegeln. Alles andere unterliegt der künstlerischen Freiheit. Poetry Slam darf alles, kann alles, und soll alles”, findet Bartsch. Ob Lyrik, Kurzgeschichte oder Rap – dem Inhalt und der Art des Vortrags sind keine Grenzen gesetzt. Jedes Thema ist geeignet und seine individuelle Umsetzung willkommen. Nur selbstgeschrieben, innerhalb des Zeitlimits und ohne Requisiten sollte es sein. Auch eine gewisse Sensibilität für das Publikum ist von Vorteil, schließlich entscheidet dieses am Ende über den Sieger. “Der Künstler sollte sich aber nicht zu stark von der Wertung durch die Zuschauer abhängig machen”, rät Bartsch.
Das Slammen im Blut
Seine Performance überlässt Bartsch gern dem Zufall. “Das ist aber Typsache, viele Slammer lernen ihre Texte auswendig und überlegen sich eine aufwendige Performance dazu.” Während er bei seinem ersten Auftritt vor Lampenfieber zitterte, hat der Kulturwissenschaftsstudent mittlerweile eine gewisse Routine. Nur die Minuten vor dem Gang auf die Bühne sind für ihn noch heute aufregend: “Sonst wäre es ja auch kein Spaß. Mich immer wieder auf das Neue zu überwinden, gibt mir einen gewissen Kick”, gesteht Bartsch. Sein Erfolg spricht für ihn: Im November 2015 nahm er an den deutschsprachigen Poetry Slam-Meisterschaften in Augsburg teil und war zweimal Finalist bei den Rheinland-Pfalz Meisterschaften. Letztere hat er zudem schon moderiert. Das gefiel ihm so gut, dass er mittlerweile regelmäßig Poetry Slams in Koblenz und Umgebung organisiert und moderiert. Wenn er als ‚Slammaster‘ auf der Bühne steht, sind Organisations- und Showtalent gefragt: “Der Moderator stellt die Themen so zusammen, dass für jeden Zuschauer etwas dabei ist. Er gestaltet also den Abend und ist für die Animierung des Publikums zuständig.”
Erlernbare Kunst
Drei bis vier vortragbare Texte schreibt Bartsch im Jahr. Darin verarbeitet er, was ihn gerade beschäftigt. Auch das Koblenzer Nachtleben ist für den Studenten eine gute Inspiration: “Die Menschen und Situationen im Club sind manchmal ziemlich ominös.” Bartsch schreibt Geschichten, um Menschen zum Lachen zu bringen und ihnen Spaß an Sprache zu vermitteln. Vor allem Cartoonserien wie die Simpsons, Southpark oder Family Guy haben seinen Humor geprägt. “Natürlich muss ein Poetry Slammer gut mit Worten umgehen können. Doch Talent ist nicht alles, denn das Slammen kann man lernen”, weiß Bartsch. Dafür brauche man Begeisterung und Ausdauer. Seit drei Jahren leitet Bartsch Workshops und Seminarn zum Thema ‚Poetry Slam‘ und ‚Kreatives Schreiben‘. Dabei vermittelt er theoretisches Wissen über Rhetorik, empfiehlt seinen Teilnehmern aber vor allem den Sprung ins kalte Wasser: “Wer schreiben will, muss schreiben. Das ist wie beim Fußball: Wenn man viel über Taktik weiß, macht einen das noch lange nicht zu einem guten Spieler.”
Mehr als nur Buchstabensalat
Zwar verdient Bartsch als professioneller Slammer etwas Geld, leben kann er davon jedoch nicht. Deshalb möchte er sein Studium auf jeden Fall abschließen. Damit das funktioniert, ist Selbstdisziplin gefragt: “Ich lerne meist während der Zugfahrten zum nächsten Auftritt für die Uni”, erzählt Bartsch. Nach dem Abschluss möchte er einen festen Job finden, um auch dann abgesichert zu sein, wenn das Schreiben mal nicht so gut läuft: “Der Druck, als Künstler Geld zu verdienen, ist groß. Da läuft man Gefahr, die Freude am Schreiben zu verlieren.” Ein Hintertürchen lässt er sich aber offen: “Wenn sich doch irgendwann die Gelegenheit bietet, würde ich nicht Nein sagen.” Als nächstes möchte Bartsch eine Kurzgeschichtensammlung veröffentlichen, um diese nach Auftritten zu verkaufen. Sein großer Traum ist es jedoch, ein Buch schreiben: “Mein Ziel sind 300 Seiten”, sagt Bartsch und lacht. Eines ist sicher: An Ehrgeiz und Begeisterung mangelt es dem Wortkünstler nicht.
Lisa Engemann