In der Kolumne schreiben unsere Campus-Reporter, allesamt Studierende in Koblenz und Landau, unplugged aus ihrem Alltag. Angela Gräsel erzählt von Zwischenmietern mit merkwürdigen Macken.
Meine Mitbewohner sind Weltenbummler. Darum hatte ich schon häufiger das Vergnügen, mit ihren Zwischenmietern zu leben. Das sind jene seltenen Geschöpfe, die für ein paar Monate in den möblierten Gemächern eines fremden Menschen hausen. Objektiv betrachtet eine ziemlich seltsame Vorstellung, als Student allerdings eine finanzielle Win-win-Situation. Nur für die übrigen Bewohner bleibt das Win-win aus. Man kennt die Marotten und Gewohnheiten des anderen nicht und hat eigentlich auch gar keine Lust, sich für die kurze Zeit an diese zu gewöhnen.
Die letzte Zwischenmieterin, mit der ich die Ehre hatte, hieß Kari. Ihre Lieblingsbeschäftigung bestand darin, den alteingesessenen WG-Bewohnern Vorträge über ihre Essgewohnheiten zu halten. In Karis Fach befanden sich meist nur Magerquark und fettfreier Joghurt, natürlich laktosefrei. Anfangs hielten wir das für eine unheimlich schlaue Taktik ihrerseits – „Mein“ und „Dein“ wird in unserem Kühlschrank nämlich nicht so groß geschrieben. Bei Magerquark und fettfreiem Joghurt akzeptiert man das „Dein“ hingegen gern.
Diagnose: Ernährungszwang
Die vermeintliche Taktik entpuppte sich aber ziemlich bald als Ernährungszwang, den Kari auch auf uns zu übertragen versuchte. Maggi-Päckchen oder Eier aus Bodenhaltung blieben ihrerseits nie unkommentiert. Und Eier waren ihr scheinbar sowieso ein besonderer Dorn im Auge. Eines meiner absoluten Lieblingsgerichte sind Russische Eier. Als ich diese eines Abends in unserer WG-Küche vorbereitete, kam Kari herein. Ein kurzer Blick auf meine geliebten Eier. Ein kurzer Blick auf mich. Dann platzte es aus ihr heraus: „Gefüllte Eier? Ganz schön fett! (Lange Pause…) – Naja, immerhin Low Carb.“ Und sie verließ die Küche wieder. Einen Moment überlegte ich, meinen Vollfett-Joghurt heimlich in die Verpackung von Karis laktosefreiem 0,1-Prozent Fett Joghurt zu füllen. Letztendlich hab ich’s doch gelassen. Mein Joghurt war mir zu schade.
Meine Vorliebe für russische Eier ist aber ungebrochen. Meine Abneigung gegenüber Zwischenmietern übrigens auch.
Rezept für Russische Eier
(Achtung, Mayonnaise enthält einen hohen Fettanteil und ggf. Laktose)
10 Eier
2 EL Mayonnaise
2 TL Senf
Salz, Pfeffer
Eigelbe aus den gekochten Eiern trennen, mit den restlichen Zutaten verrühren und mit einer Tortenspritze in wieder in die Öffnungen füllen. Guten Appetit!
Mhm…vielleicht überlege ich mir doch noch mal, das meiner Mitbewohnerin anzutun. 😀
PS: In einem hat diese schrullige Person allerdings Recht: Eier aus Bodenhaltung sind mies.