Der Landauer Student Jonas Meyer alias Indiana Jonas gewinnt die Poetry Slam Landesmeisterschaft Rheinland-Pfalz/ Saarland. Im Finale am vergangenen Freitag waren in Koblenz neun Dichter in das Rennen der Worte gestartet, aus dem der Landauer als klarer Sieger hervorging. Anfang November wird er bei den Deutschen Meisterschaften in Bielefeld antreten.
Fassungslos steht Jonas Meyer auf der Bühne im ausverkauften Koblenzer Stadttheater. Den lauten Applaus, mit dem ihm das Publikum im Finale begrüßt, noch bevor er mit seinem Text beginnt, erscheint ihm unwirklich. Er trägt Auszüge aus einem historischen Epos vor, betitelt mit “Der hurende Wanderpapst”. Fünf Minuten dauert es, da grölt der ganze Saal, es wird applaudiert, gepfiffen und gejubelt. “Wir machen keine Applausabstimmung”, ruft der Moderator Ralf Prestenbach in die Menge. Was zu diesem Zeitpunkt schon fast jedem klar ist, bestätigen die Punkte der Publikumsjury: Jonas Meyer ist Gewinner des Abends und damit Landesmeister im Poetry Slam. Dieser Sieg öffnet ihm nun die Tür zur Deutschen Meisterschaft Anfang November in Bielefeld.
Beliebte Slammer auf der Bühne
Absehbar, wer den Titel mit nach Hause nimmt, war es zu Beginn des Abends keineswegs. Viele in der Szene bekannte Gesichter waren in Koblenz angetreten, gute Performer, beliebt für ihre Texte und ihre spezielle Darbietung. Schon in der Vorrunde am Donnerstagabend waren 15 Dichterpoeten im Circus Maximus angetreten, die von ihren Heimatgruppen, den Home Slams, ausgewählt und zur Landesmeisterschaft entsandt worden waren.
Das “Opferlamm” eröffnet den Abend
Ins Finale einziehen konnten Markus Becherer aus Kaiserslautern für das “Kaiserslauterner Kulturkollektiv”, Jesko Habert aus Potsdam für den Koblenzer “Reimstein”, Aline Mathieu aus Trier für den “Saarbrückener Dichterdschungel”, Nele Ahrling aus Koblenz für den Cochemer “Lass hören Slam”, Indiana Jonas aus Landau für den “Landauer Slam”, Thilo Dierkes aus Laufersweiler für den Kuseler “PoetryKUS”, Manuel Thielen aus Trier für “Trier Verbum Varium Trevorum” sowie Jonas Konrad aus Simmern für den “Montabaur Slam”.
Eröffnet wurde der Abend von den Moderatoren Ralf Prestenbach und Felix Bartsch. Den Auftakt machte ein Auftritt von Wolfgang Lüchtrath als “Opferlamm”. So bezeichnet man die Person, die außerhalb der Wertung mit einem Text auf den nachfolgenden Wettstreit einstimmt. Als Sportreporter kommentierte Lüchtrath die “Internationalen Glaubensmeisterschaften von Tebartz van Elst” und bewies damit, dass die Dichterpoeten auch gern aktuelle und kritische Themen amüsant und wortgewandt aufgreifen.
Dichterkunst mit Witz
Was anschließend folgte, war für die Zuschauer zwei Stunden höchste Dichterkunst. Jeder Text entfaltete seine eigene Wirkung, brachte auf andere Gedanken und vielleicht auch neue Erkenntnisse. Manche Poeten setzten auf Humor und Witz, wie beispielsweise Jonas Konrad mit seiner Geschichte über den Tausch des Lebens von Opa und Enkelsohn. Oder die Hommage von Markus Becherer auf seinen Mitbewohner. Andere wiederum philosophierten über das Leben, das Menschlich-Sein, das Glück oder das Reisen.
Die Inhalte rissen das Publikum mit: Mal klatschte es, dann wartete es ungeduldig auf die Pointe, dann konnten sich die Zuschauer vor Lachen kaum beruhigen. Und einen kurzen Moment später schauten die Gäste im Stadttheater ernst drein und lauschten den manchmal auch tiefgründigen Texten.
Abgestimmt wird beim Poetry Slam eher unkonventionell: Das Publikum stimmt entweder per Applaus für den besten Slammer – oder, wie in Koblenz, mittels einer stichprobenartig zusammengestellten Publikumsjury. Sieben Personen wurden aus den Reihen der Zuschauer ausgewählt, um die Vorträge mit Punkten von 0 bis 10 zu bewerten. So erhielten im Finale Jonas Konrad 44,8, Jesko Habert 46,4 und Jonas Meyer 48,4 Punkte.
Schwierig für die Slammer ist es, beim Publikum den richtigen Nerv zu treffen. Jonas Meyer kam mit seinen Texten besonders gut bei den Zuschauern an, denn er versteht es, den Bogen zwischen purem Humor und der Satire auf das eigene Leben zu spannen und dies dann noch mit einer rührenden Ernsthaftigkeit zu verbinden. Seine extrovertierte Vortragsweise brachte ihn schlussendlich aufs Siegertreppchen und auf den Weg zur Deutschen Meisterschaft.
Hannah Wagner
Veranstalter ist das Zentrum für Kultur- und Wissensdialog (ZKW) der Universität Koblenz-Landau. Slam-Initiatorin und ZKW-Leiterin Dr. Anja Ohmer gilt als Pionierin in der Hochschullandschaft: 2008 integrierte sie bundesweit als erste Hochschuldozentin den Poetry Slam in die universitäre Ausbildung. Unterstützt wurde die Veranstaltung vom Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur Rheinland-Pfalz, der Stiftung Zukunft der Sparkasse Koblenz und der Lotto Stiftung Rheinland-Pfalz. Biografie Jonas Meyer alias Indiana Jonas (Auszug aus der Festivalzeitung) Jonas Meyer ist Student der Universität Koblenz-Landau und hat den Poetry Slam im Seminar der ZKW-Leiterin Anja Ohmer am Campus Landau kennen gelernt. Unter dem Pseudonym „Indiana Jonas“ ist der Shootingstar aus Landau in der deutschsprachigen Slam-Szene längst kein Unbekannter mehr. In weit über 100 Auftritten überzeugte er mit seinen meist humorvollen Texten, die allerdings selten einen nachdenklichen Unterton vermissen lassen. Und das ist das Geheimnis seines Erfolgs: Er spricht mit seiner extrovertierten Performance fast alle Zuhörer im Publikum an. |