Schlappohren, Stupsnase und Kuschelfell: Kaninchen sind beliebte Haustiere. Vermeintlich pflegeleicht und platzsparend, schaffen sich viele Menschen einen kuscheligen Langohren an, ohne über die richtige Haltung Bescheid zu wissen. Um für bessere Aufklärung zu sorgen, engagiert sich Anna Halmburger neben ihrer Arbeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereich Psychologie an der Universität Koblenz-Landau für den Verein „Kaninchenhilfe Deutschland e.V.“. Im UniBlog erzählt sie, wieso ihr der Tierschutz am Herzen liegt.
Nach ihrer Arbeit am Campus Landau in der Arbeitsgruppe Diagnostik, Differentielle- und Persönlichkeitspsychologie, Methodik und Evaluation (DDPME) investiert Anna Halmburger täglich rund eine Stunde in ihre ehrenamtliche Tätigkeit bei der Kaninchenhilfe Deutschland. „Am Wochenende können es schon mal bis zu fünf Stunden am Tag sein“, berichtet die Diplom-Psychologin, die aktuell zum Thema „Vertrauen in Politiker“ forscht und promoviert. Halmburger kennt sich mit den flauschigen Tieren bestens aus, denn sie schaffte sich in ihrer Studienzeit selbst zwei Kaninchen an. Inzwischen hoppeln fünf Tiere in einem 15 Quadratmeter großen Gehege durch ihren Garten.
Die Tierfreundin lernte den Verein erstmals kennen, weil sie selbst Beratung benötigte. „Die Kaninchenhilfe hat mich beraten, als ich einen Rammler für meine alleinstehende Kaninchendame gesucht habe,“ erinnert sich Halmburger. Viele Jahre später wollte sich die Psychologin selbst für den Tierschutz engagieren und entschied sich bewusst für das Ehrenamt bei der Kaninchenhilfe: „Mir hat es gefallen, dass die Helfer mit Herzblut dabei sind. Das Schöne ist, dass sich Kaninchenbesitzer jederzeit bei uns melden können, da die Helfer sich seit Jahren mit den Tieren beschäftigt haben.“
Unterstützung für Kaninchenhalter
Seit über zwei Jahren ist Halmburger aktives Mitglied in dem Verein, der sich für das artgerechte Leben der Kaninchen in ganz Deutschland einsetzt. Warum es überhaupt einen solchen Verein gibt, wird die Expertin immer wieder gefragt. „Das Problem ist, dass das Image von Kleintieren wirklich schlecht ist. Viele Menschen gehen irrtümlicherweise davon aus, dass man ein Kleintier ohne Probleme im Käfig halten kann, es billig ist und wenig Arbeit macht“, meint Halmburger. Dass Kaninchen sehr viel Platz benötigen und niemals alleine gehalten werden dürfen, wissen die wenigsten. „Häufig melden sich Kaninchen-Besitzer bei uns, weil sie mit der Haltung überfordert sind. Die Tiere werden dann häufig aggressiv oder sind dauernd krank.“ In Extremfällen könne es sogar zu Verhaltensstörungen kommen. „Das merkt man beispielsweise daran, wenn Kaninchen den ganzen Tag an der Gittertür rütteln, sich selbst Fell ausrupfen, bis es blutet oder sich nur noch gegenseitig beißen.“ Dann stecke häufig ein Platzmangel dahinter. „Die Tiere fangen an, unglaubliche Langeweile zu haben, machen Sachen kaputt oder werden aggressiv gegen sich selbst“, weiß Halmburger.
Um falsche Annahmen über Kaninchenhaltung zu korrigieren, bieten Halmburger und ihre Kolleginnen vielfältige Aufklärungs- und Beratungsangebote an. „Wenn wir Haltungsmängel bei Besitzern bemerken, versorgen wir sie mit Infos.“ Außerdem gibt es Kooperationen mit Tierheimen und Tierärzten. Um Aufzuklären, organisiert Halmburger Informationsstände beim Welttierschutztag auf dem Landauer Marktplatz oder beim Tierheimfest in Landau. Der Verein hilft außerdem bei der Vermittlung von Tieren und nimmt Notfälle aus sehr schlechten Haltungsbedingungen oder Zuchtauflösungen auf. „Das Ziel ist es, Notfälle aufzupäppeln und so weit zu pflegen und zu versorgen, dass sie hoffentlich weitervermittelt werden können. Aber das ist leider nicht immer der Fall“, berichtet Halmburger, die bereits selbst ein Notfall-Kaninchen bei sich zu Hause aufgenommen hat. Für Tiere, die nicht mehr vermittelt werden können, stellt der Verein Gnadenhofplätze zur Verfügung.
Kreativität und Kräuterwanderung
Das Ehrenamt gefällt Halmburger besonders, weil ihre Tätigkeiten vielfältig sind. Unter anderem ist sie für die Pflege der Facebook-Seite des Tierschutzvereins zuständig, dafür schreibt sie Texte und stellt Fotos zusammen. „Es macht mir immer wieder Spaß, Anregungen zu posten oder Beratungs-E-Mails zu beantworten. Die Arbeit ist sehr kreativ, weil ich mir selbst überlegen kann, was Kaninchenbesitzer interessieren könnte.“
Darüber hinaus bietet die Psychologin im Sommer Kräuterwanderungen für Kaninchenfreunde an. Die Kurse sind für Kaninchenbesitzer gedacht, die ihr Tier gesünder und natürlicher ernähren wollen. Denn Kaninchen mümmeln neben Wiese auch Blätter, Blüten und Wurzeln, wie zum Beispiel Giersch und Weide. „Ich habe diesen Kurs geleitet und mir vorher eine kleine Wandertour überlegt. Wir sind mit einer kleinen Personengruppe durch mein Dorf und meinen Garten gezogen und ich habe ihnen Blätter unter die Nase gehalten und sie über die Pflanzenart informiert, wozu es gut ist und ob man es verfüttern darf“, erzählt die junge Forscherin.
Wer mehr über die Kaninchenhilfe Deutschland e.V. erfahren möchte, kann sich unter www.kaninchenhilfe.com/de informieren.
Haltungstipps von Anna Halmburger: Wer sich für die Haltung von Kaninchen interessiert, sollte folgende „Basics“ beachten:
- Platz: Die meisten Kaninchenorganisationen gehen davon aus, dass für ein ausgewachsenes Kaninchen mindestens zwei Quadratmeter pro Tier vorhanden sein sollten. Handelsübliche Käfige erfüllen diese Anforderungen meist nicht, da die Tiere einen großen Bewegungsdrang haben und ausreichend Platz zum Hoppeln und Hakenschlagen benötigen.
- Haltung: Kein Kaninchen ist gern einsam. Kaninchen sind soziale Gruppentiere und zeigen bei Einzelhaltung langfristig Verhaltensstörungen und können häufiger krank werden. Wer sich für Kaninchen interessiert, sollte sich mindestens zwei Tiere anschaffen.
- Futter: Frisches Futter schmeckt Kaninchen am besten. Deshalb sollten die felligen Freunde regelmäßig mit blättrigem Gemüse, Wurzelgemüse, Obst und frischen Kräuter versorgt werden.
von Giovanna Marasco-Albry