Die drei Studentinnen Linda Koch, Nina Völker und Natascha Neises geben seit einem halben Jahr Geflüchteten, die an der Universität Koblenz-Landau studieren möchten, Deutschunterricht. Ein Nebenjob am Campus Koblenz, der viel verlangt, aber auch viel zurückgibt.
Wer sind Sie?
Koch: Wir sind Studentinnen der Universität Koblenz-Landau und studieren alle drei am Campus Koblenz. Mein Name ist Linda Koch und ich studiere im sechsten Fachsemester des Bachelorstudiengangs Kulturwissenschaft.
Völker: Ich heiße Nina Völker und studiere im zweiten Mastersemester für Gymnasiallehramt. Meine Studienfächer sind Englisch und Geographie.
Neises: Mein Name ist Natascha Neises und ich studiere im siebten Fachsemester im Bachelor Lehramt. Meine Fächer sind Englisch und Geschichte für das Lehramt am Gymnasium.
Die Serie
Das WG-Zimmer, das eigene Auto, der Kinobesuch mit Freunden: Das alles will bezahlt werden. Viele Studierende verdienen sich neben der Unterstützung der Eltern und Bafög etwas dazu oder finanzieren ihr Studium komplett selbst. Uniblog stellt in einer Serie Studierende und ihre Nebenjobs vor. Von alltäglich bis kurios ist fast alles dabei. Bisher erschienene Artikel finden sie hier.
Was für einen Nebenjob machen Sie?
Koch: Wir geben Geflüchteten, die an der Universität Koblenz-Landau studieren möchten, Unterricht. Natascha und ich haben zusammen eine feste Gruppe von fünf bis sieben Geflüchteten. Damit ihr Studium nicht an sprachlichen Barrieren scheitert, fangen wir bei dem Sprachniveau B1 an und schließen mit C1 ab. Wir drei sind beim Universitären Sprachenzentrum am Campus Koblenz der Universität Koblenz-Landau angestellt.
Völker: Dieses Semester biete ich zwei Kurse an: ‘Einführung in die deutsche Kultur’ und ‘Wissenschaftliches Arbeiten’. Von letzterem eine Art extended Version, da wir nun doppelt so viel Zeit haben, wie im letzten Semester und somit mehr üben können.
Was sind Ihre Aufgaben?
Völker: Wir unterrichten die Teilnehmer auf freundschaftlicher, aber trotzdem respektvoller Ebene. Wir bereiten Aufgaben vor, die sie im Unterricht gemeinsam in Gruppen oder auch einzeln lösen müssen. Dabei muss man flexibel sein, da die Gruppengrößen ab und zu schwanken. Ich bereite die Teilnehmer auf das Universitätsleben vor: Also wissenschaftliche Arbeitstechniken, Präsentationen vorbereiten und auch vorzutragen. Außerdem helfe ich ihnen, sich in der deutschen Kultur einzufinden und diese besser zu verstehen.
Neises: Linda und ich wechseln uns bei unserer Gruppe von fünf bis sieben Leuten immer ab. Nina muss da flexibler sein, ihre Gruppen haben eher unterschiedlich viele Teilnehmer von drei bis zwölf Teilnehmern. Unsere Gruppe unterrichten wir dann und bereiten sie auf die Prüfungen vor.
Was bereitet Ihnen am meisten Freude bei dieser Arbeit?
Koch: Wir versuchen, mit den Gruppen auch außerhalb des Unterrichts etwas zu unternehmen und sie so besser kennenzulernen. Im Dezember gab es zum Beispiel ein Weihnachtsessen oder wir gehen öfter gemeinsam zu den Refugee Dinnern oder veranstalten selbst kleine Feste.
Völker: Mir gefällt der kulturelle Austausch bei der Arbeit sehr gut und das Interesse der Studierenden am Unterricht. Man geht freundlich, fast freundschaftlich miteinander um. Trotzdem bleibt der Respekt gegenüber uns Lehrenden bestehen.
Neises: Dass man sich mit den Geflüchteten über Erfahrungen, Hoffnungen und Ambitionen austauscht, gefällt mir auch sehr gut.
Wie kamen Sie an Ihren Nebenjob?
Neises: Wir kamen alle drei über eine Rundmail der Universität Koblenz-Landau zu dem Job.
Was verdienen Sie bei diesem Nebenjob?
Koch: Wir müssen monatlich auf eine gewisse Stundenzahl kommen, aber unser Gehalt ist immer fest. Generell bekommen wir den Hiwi-Verdienst, also um die 9,70 Euro.
Völker: Da ich im Master studiere, ist mein Gehalt etwas höher: Circa 11,50 Euro in der Stunde.
Kann man diesen Job weiterempfehlen? Braucht man bestimmte Voraussetzungen dafür?
Völker: Gute Deutschkenntnisse in Wort und Schrift und dieses Wissen auch vermitteln zu können, sind ein Muss. Man sollte offen für andere Kulturen sein. Außerdem spielen Flexibilität und eine gewisse Kompetenz für die Situation eine große Rolle.
Neises: Man muss offen sein und freundlich auf Menschen zugehen können.
Wie „studienkompatibel“ ist Ihre Arbeit? Bitte vergeben Sie Sterne von 1 bis 5 (5 Sterne = super kompatibel)
Neises: Ich würde fünf von fünf Sternen geben. Da ich mir mit Linda eine Gruppe teile, können wir die Stunden gut aufteilen und absprechen. Wir können uns gegenseitig vertreten und bisher hat es auch geklappt, einen Ausweichtermin mit den Kursteilnehmern zu finden.
Völker: Da ich meinen Kurs alleine betreue, würde ich dreieinhalb Sterne vergeben. Meistens habe ich von vormittags bis nachmittags Uni, aber die Kurse sollen auch vor 16 Uhr stattfinden, da die Teilnehmer noch andere Kurse belegen. Das ist manchmal kompliziert, auch weil ich den Raum selbst organisieren muss. Ansonsten ist der Job aber studienkompatibel, da ich die Vorbereitung der Kurse erledigen kann, wann ich möchte.
Anna Maria Junghänel