In der Kolumne schreiben unsere Campus-Reporter, allesamt Studierende in Koblenz und Landau, unplugged aus ihrem Alltag. Constanze Schreiner wurde als Kind oft gefragt, was sie denn mal werden will, wenn sie groß ist. Sie selbst stellt sich diese Frage immer noch und versucht heute, endlich eine Antwort darauf zu finden.
Wenn man groß ist, fragt einen kaum jemand mehr, was man mal werden möchte. Dabei fühlt sich diese Frage für mich aktueller denn je an. Alt? Berühmt? Erfolgreich? Glücklich? Wenn ich mir aus dieser Liste etwas aussuchen müsste, würde ich mich für glücklich entscheiden. Das Ziel ist ausgemacht, aber was ist der effektivste Weg dorthin? Höher, schneller, weiter, fitter, schöner, effektiver. Ziele zu haben und sich beständig verbessern zu wollen ist lobenswert. Allerdings – wie so oft im Leben – sollte man es nicht übertreiben. Große Zeitungen titeln vom Optimierungswahn und wenn ich ehrlich bin, gehöre auch ich zu den bekennenden Optimierern und versuche meine Zeit so effektiv wie möglich zu nutzen. Ich will morgens Haare waschen? Super, dann mach ich noch schnell Sport davor, dann rentiert es sich doppelt. Es steht eine lange Autofahrt an? Sehr gut, dann kann ich alle Telefonate erledigen, die ich schon ewig führen wollte. Klingt super effektiv. Die traurige Nachricht ist, trotz vermeintlich geschickter Kombination von mehreren Tätigkeiten scheint meine selbst auferlegte To-Do-Liste nie zu enden.
Irgendwie scheint dieses Optimieren auch nicht der Königsweg zum Glück zu sein. Denn darum sollte es doch letzten Endes gehen: Um das Glücklichsein und nicht um eine abgehakte To-Do-Liste. Glaubt man populären Sachbüchern, ist Glück lernbar. Der Optimierer in mir ruft sofort erfreut: „Hurra, ein neues Entwicklungsfeld!“ Die Ergebnisse einer kurzen Online-Recherche legen nahe, dass ich es zur Verwirklichung meines Glücksprojekts mit Achtsamkeit versuchen soll. Als Utensilien werden mir unter anderem Malbücher für Erwachsene und Schlüsselanhänger mit Buddhas vorgeschlagen.
Same same but different
So einfach kann es dann doch nicht sein, denke ich mir und recherchiere weiter. Siehe da, Achtsamkeit hat sogar einen Wikipedia-Artikel, wenn auch einen sehr kurzen. Dazu muss man relativierend anmerken, dass beispielsweise auch die Pommesgabel einen eigenen Wikipedia-Eintrag hat. Die Ergebnisse meiner Recherche kann man stark vereinfacht (und zugegebenermaßen stark überspitzt) in etwa so zusammenfassen: Das Tolle an Achtsamkeit ist, dass man es über jede Tätigkeit stülpen kann. Achtsam spazieren gehen, achtsam kochen, achtsam zuhören und vermutlich kann man auch achtsam das Bad putzen. Eine super Sache scheint mir das zu sein. Ich werde jetzt einfach das Gleiche machen wie bisher, nur ein wenig achtsamer. Hallo Glück, ich komme!