Schreiben gehört zu den ersten und grundlegenden Lernerfahrungen in der Schule. Christina Bär, Promovierende am Institut für Grundschulpädagogik am Campus Koblenz, befasst sich in ihrer Dissertation mit kollaborativen Schreibprozessen bei Grundschülern. In ihrem Promotionsprojekt untersucht sie unter anderem, welches implizite Textwissen Schüler beim kollaborativen Schreiben thematisieren.
Bitte beschreiben Sie Ihre Forschung in wenigen Sätzen.
Die Serie
Sie forschen, organisieren Tagungen oder schreiben Fachartikel: In dieser Serie berichten wir über Promovierende und ihre Forschung an unserer Universität. Und fragen: Was ist ihr Thema? Was sind ihre Leidenschaften? Wieso haben sie sich für eine Promotion entschieden? Wie organisieren sie ihr Arbeitspensum?
Im Rahmen meiner Dissertation untersuche ich das gemeinsame Textschreiben unter Grundschülern, man nennt das auch “kollaboratives Schreiben”. Für die empirische Untersuchung habe ich an zwei verschiedenen Grundschulen in Rheinland-Pfalz jeweils Zweierteams von Viertklässlern eine Geschichte schriftlich zusammenfassen lassen. Für diese Verschriftlichung hatten sie jeweils nur ein Blatt und einen Stift zur Verfügung, sodass sie sich gemeinsam über sprachliche Gestaltung, inhaltliche Aspekte und Textaufbau verständigen mussten. Aus den dokumentierten Gesprächstranskripten rekonstruiere ich nun, welche textbezogenen Aspekte die Kinder thematisieren, wenn sie gemeinsam einen Text schreiben.
Was fasziniert Sie an diesem Thema?
Schon während meines Referendariats habe ich meine Begeisterung für die Deutsch- und Schreibdidaktik entdeckt. Als Lehrerin habe ich mich gefragt, wie man junge Schreiber dazu bringen kann, an ihren Texten zu arbeiten. Die Beobachtung von kollaborativen Schreibsituationen hat gezeigt, dass Kinder dies in solch einem Schreibsetting tun: Sie entwerfen ihre Formulierungen gemeinsam und überarbeiten sie, bevor sie sie verschriften. Dabei setzen sie – bewusst und auch unbewusst – ihr implizites Wissen über Texte ein, wie Texte sein sollten. Genau das halte ich für faszinierend.
Wieso haben Sie sich für eine Promotion entschieden?
Während meiner Masterarbeit konnte ich erstmalig empirisch forschen, was mein Interesse für die Wissenschaft geweckt hat. Später wurde hier am Institut für Grundschulpädagogik eine wissenschaftliche Mitarbeiterstelle ausgeschrieben, die sich gut mit meinem Unterrichts- und Forschungsinteresse deckte. Nun bin ich seit zwei Jahren am Institut und promoviere parallel.
Wie wird Ihre Promotion finanziert?
Durch meine volle Stelle als Wissenschaftliche Mitarbeiterin, relativ klassisch also.
Welche zusätzlichen wissenschaftlichen Aktivitäten planen oder machen Sie bereits neben der Promotion?
Zum einen habe ich bereits einige Aufsätze für Grundschulzeitschriften verfasst, zum anderen war ich Teilnehmerin bei schreibdidaktisch ausgerichteten Tagungen. Für 2016 plane ich auf einer großen Deutschdidaktik-Tagung erste Ergebnisse aus meiner eigenen Studie vorzustellen.
Was sind Ihre beruflichen Pläne für die Zukunft?
Für mich wäre eine Mischung aus wissenschaftlichem Arbeiten an der Universität und dem Lehrerdasein an einer Grundschule die ideale Kombination.
Was sollten Studierende mitbringen, die an eine Promotion denken?
Ich denke, eine große Begeisterung für die Welt der Wissenschaft und das wissenschaftliche Arbeiten ist essenziell. Eine strukturierte Arbeitsweise gehört zwar auch zum Promovieren, viel wichtiger ist meiner Ansicht nach jedoch, das Forschungsthema inhaltlich vor der Fachwelt vertreten und Kritik aushalten zu können. Ich empfehle allen promotionsinteressierten Studierenden, sich vorab Informationen bei den Kollegen des Interdisziplinären Promotionszentrums (IPZ) einzuholen.
Welche Aufgaben ergeben sich noch im Zuge Ihrer Promotion?
Als wissenschaftliche Mitarbeiterin bin ich in erster Linie in die Lehre involviert und biete Seminare zur Schreibdidaktik an. Darüber hinaus betreue ich Studierende in Prüfungsnagelegenheiten und berate sie neuerdings bei ihren Masterarbeiten.
Was unternehmen Sie, um sich zusätzlich zu qualifizieren?
Ich habe in der Vergangenheit bereits mehrere Workshopangebote des IPZ wahrgenommen. Außerdem möchte ich wieder am Beratungskolloquium der “dieS” (didaktisch-empirische Schreibforschung) teilnehmen: Nachwuchswissenschaftler können sich hier von zwei Professoren des Fachs beraten lassen und mit ihnen spezifische inhaltliche und methodische Fragen rund um das Dissertationsprojekt diskutieren.
Wie organisieren Sie Ihren Arbeitsablauf?
Ich versuche Insitutsarbeit und Dissertationsprojekt zu trennen und blocke immer jeweils mehrere Tage für das Eine oder das Andere. Außerdem orientiere ich mich entlang verschiedener Fristen, wie beispielsweise die Vorbereitung eines Vortrages oder die Abgabe eines Textes, um so größere Arbeitseinheiten sinnvoll aufzuteilen.
Interview: Sandra Erber