Im Namen der Liebe und des Studiums von Pakistan nach Deutschland: Asma Iftikhar lebt seit drei Jahren in Koblenz und macht ihren Master in Mathematical Modelling of Complex Systems. Die 31-Jährige ist verheiratet und Mutter einer zweijährigen Tochter. In ihrer Heimat hat sie bereits als Dozentin gearbeitet, die Koblenzer Ausbildung eröffnet ihr neue Perspektiven.
Zum Treffen auf dem Universitätsgelände erscheint Iftihar in einem traditionellen pakistanischen Gewand mit Kopftuch. Als gläubige Muslima bleibt ein Handschlag zur Begrüßung aus – nicht aus Unhöflichkeit, sondern aus Glaubensgründen. „Das stößt oft Leute vor den Kopf“, weiß die 31-Jährige. Dabei wirkt sie keinesfalls verschlossen oder abweisend, vielmehr lacht sie offen und ehrlich. „Mein Kampf, nach Deutschland zu kommen, begann 2012“, erzählt Iftikhar. In dem Jahr verlobte sie sich mit einem Pakistani, der in Aachen studiert. Für sie war klar: Wenn es nach Deutschland geht, dann möchte auch sie studieren. „Ich habe allerdings kein Stipendium bekommen. Über das Familienvisum konnte ich dennoch irgendwann herziehen.“ Da sie nach kurzer Zeit in Deutschland schwanger wurde, standen erst einmal die Geburt und das Babyjahr auf dem Plan. Mittlerweile studiert Iftikhar im zweiten Semester den Master Mathematical Modelling of Complex Systems und verrät: „Das Studium hier ist deutlich anspruchsvoller als in Pakistan. Anfangs wusste ich nicht, wie ich das alles schaffen soll. Ich habe hier im Prinzip noch einmal bei Null angefangen.“
Angekommen in Koblenz
Ihre neue Wahlheimat gefällt ihr: „In Pakistan ist es im Sommer sehr heiß, da ist es hier deutlich angenehmer.“ Sie genießt die schöne Umgebung, besonders die Moseldörfer haben es ihr angetan: „Ich mag Cochem und Winningen.“ In ihrer Freizeit kocht sie gern. „In Pakistan habe ich das nie gemacht, aber hier haben wir jedes Wochenende Gäste“, verrät Iftikhar. Dennoch war es eine große Umstellung, sich an dem neuen Ort zurecht zu finden. Besonders die Sprachbarriere machte ihr zu schaffen: „Ich konnte mich kaum verständigen. Es war hart, dass ich den Leuten nichts erklären konnte.“ Ihr Deutsch ist immer noch nicht perfekt, doch sie arbeitet stetig daran, es zu verbessern. Dass sie trotz Kind und Sprachbarriere studieren kann, liegt vor allem an dem guten Netzwerk, das Iftikhar umgibt: „Die Leute der Universität kümmern sich wirklich großartig. Und es gibt einen Kindergarten am Campus“, erzählt Iftikhar freudig. Auch ihr Ehemann unterstützt sie, kümmert sich um die gemeinsame Tochter und übernimmt das Kochen. Er selbst ist seit elf Jahren in Deutschland.
Fastenzeit in Deutschland
Skeptische Blicke aufgrund ihrer Kleidung und somit offensichtlichen Religion können der Muslima nichts anhaben: „Es ist meine Religion. Ich bin glücklich damit und fühle mich frei.“ Nur während des Ramadans gibt es einige Schwierigkeiten: „Im Ramadan muss pünktlich gebetet werden, aber ich bin währenddessen in Vorlesungen“, berichtet Iftikhar. Besonders der Schlafmangel mache ihr zu schaffen: „In Pakistan ist alles zeitlich verschoben während des Ramadans. Hier muss ich trotzdem morgens schon sehr früh in der Universität sein.“ Die Traditionen ihrer Heimat sind ihr wichtig, deshalb hält die junge Mutter die Fastenzeit trotz erschwerter Bedingungen durch. Dabei helfen ihr auch Gedanken an die Heimat: „Wir Pakistani sind sehr soziale Menschen. Wir sehen uns ständig und selbst auf der Arbeit weiß jeder über deine Probleme Bescheid“, erklärt Iftikhar. In Deutschland leben die Menschen ihrer Meinung nach privater. „In Pakistan kommt man einfach vorbei. Hier spricht man sich vorher genau ab. Das hat allerdings auch Vorteile, man ist besser vorbereitet.“
Zu ihrer Kultur gehört die farbenfrohe Kleidung. Manchmal zieht sie ihrer Tochter für den Kindergarten Kleider aus ihrer Heimat an: „Das mögen alle dort, weil es so bunt ist.“ Doch die Pakistanerin kennt auch die Probleme ihres Geburtslandes: Die Infrastruktur in Pakistan ist mangelhaft und Stromausfälle sind an der Tagesordnung. Wer es sich leisten kann, hat sicherheitshalber einen Generator. „Hier kann ich Lebensmittel einfrieren und muss mir keine Sorgen machen, dass es plötzlich wegen eines Stromausfalls auftaut“, sagt sie lachend und fügt hinzu: „Außerdem ist es fast unmöglich, bei Kerzenschein zu studieren.“ An Pakistan liebe sie, dass sich die Menschen trotz erschwerter Lebensumstände die gute Laune nicht vermiesen lassen, besonders nicht bei Feiern: „Hochzeiten sind immer riesengroß und dauern mehrere Tage. Auch Beerdigungen werden ganz anders begangen“, verrät Iftikhar. Überhaupt werde die meiste Freizeit dafür genutzt, sich mit Menschen zu treffen. „Irgendjemand hat immer gerade ein neues Kind bekommen oder heiratet. Ansonsten wird oft zusammen gegessen. Essen mit anderen teilen ist sehr wichtig.“
Für ihre weitere Zukunft sind die Pläne klar: Sie möchte gerne in Deutschland promovieren. Danach möchte die junge Mutter zurück nach Pakistan. „Die kulturelle Differenz ist schon sehr groß. Außerdem habe ich Zuhause alte Verwandte, um die sich gekümmert werden muss“, erklärt Iftikhar. Ihren großen Traum, im Ausland zu studieren, hat sie sich an der Universität Koblenz-Landau dank ihrer Hartnäckigkeit erfüllen können.
Felix Bartsch