Kolumne

Der Weg ist das Ziel

Heute schreibt Kati Greb. Zeichnung: Carolin Höring

Heute schreibt Campus-Reporterin Kati Greb. Zeichnung: Carolin Höring

In der Kolumne schreiben unsere Campus-Reporter, allesamt Studierende in Koblenz und Landau, unplugged aus ihrem Alltag. Zum Ende ihres Studium lässt Katharina Greb Dampf ab über nervige Erlebnisse als Bahnreisende: Hier sind ihre Top-Five.

Weder Mitfahrgelegenheiten noch Fernbusse sind das Reisemittel meiner Wahl. In meinen fast fünf Jahren Studium in Landau habe ich meinen Heimweg am liebsten in der Bahn hinter mich gebracht. Warum? Man ist schnell am Ziel und kann dort lesen, schreiben, lernen, hat Strom für mobile Endgeräte und sogar eine Toilette! So viel zu den positiven Seiten der Bahn.

Meistens führten mich meine Fahrten in Richtung Norden. Da Landau keine Anbindung an den Fernverkehr hat, tuckert man erst einmal mit Panoramablick auf das Hambacher Schloss bis nach Neustadt und nimmt von da aus die S-Bahn nach Mannheim. Oder man fährt gen Süden und startet seine Fahrt ab Karlsruhe. Denn erst dort kann man sich, den Koffer und Pfälzer Wein- und/oder Lewwerworscht-Mitbringsel für die Familie in den schnelleren IC- oder ICE verfrachten.

Man kann über Bahnfahrten ja sagen was man will, aber eins sind sie nie: langweilig. Das hat vielfältige Ursachen: Die Mitreisenden, die Wege an den Bahnhöfen und natürlich die Verspätungen. Daher liste ich die großen fünf schlimmsten Bahnerlebnisse der letzten Jahre auf. Viele davon sind Wiederholungstäter, daher kann ich sie mit gutem Gewissen verallgemeinernd beschreiben. Kennen Sie das auch?

Meine schlimmsten fünf Bahnerlebnisse

1. Gruppen-Zwang

Ich halte mich grundsätzlich von Gruppen fern, die die gleichen T-Shirts mit Aufdrucken wie „Kegelverein“ oder „Junggesellenabschied“ tragen. Diese Ü-30-er haben meistens viel Bier im Gepäck – das weibliche Pendant ist Prosecco – und zum Leid aller Reisegäste haben sie Helene Fischer und andere Schlager-„Hits“ im Gepäck. Diese Mitfahrer zeichnen sich durch erhöhte Lautstärke aus, es wird gern und viel gesungen, gekichert und gegrölt. Dagegen sind Kinder auf Klassenfahrt zahme Kätzchen. Mein Tipp: Mindestens zwei Bahnwaggons Abstand von dieser Spezies halten.

2. Olfaktorische Freuden

Ich sitze gemütlich in meinem Sitz und habe alle notwendigen Bahnfahrutensilien (Wasserflasche, viele Snacks und eine bunte Zeitschrift) um mich herum aufgebaut, da passiert es: Ein beißender Geruch. Puh. Verstohlen sehe ich mich um und versuche, die Quelle zu orten, doch das ist in einem vollbesetzten Wagen nahezu unmöglich. Nach zehn Minuten, in denen ich mir einrede, dass es doch gar nicht so riecht wie in der Umkleidekabine einer Fußballmannschaft, gebe ich meistens auf. Denn es bleiben nur zwei Optionen: Aushalten oder den Platz wechseln. In 9 von 10 Fällen entscheide ich mich für einen neuen Platz.

3. Reise nach Jerusalem

Platzreservierungen, die falsch oder nicht angezeigt werden: Reise nach Jerusalem war ein schönes Spiel, als man noch auf Kindergeburtstagen herumgetollt ist. Auf einer Bahnfahrt möchte ich meinen Sitzplatz für rund fünf Stunden in meinen Zweitwohnsitz umwandeln und diesen möglichst selten verlassen. Doch immer wieder stoße ich auf die Anzeige „ggf. reserviert“. Gegebenenfalls reserviert. Gegeben welchen Falls denn nun? Weniger eindeutig geht es nicht. Selbst von Plätzen ohne Reservierungsanzeige wurde ich schon vertrieben. Liebe Bahn, das nervt!

4. Der Weg ist das Ziel

Verspätungen. Jeder kennt sie, jeder hasst sie. Dabei finde ich es nicht weltbewegend schlimm, wenn ich ein paar Minuten zu spät am Ziel bin. Aber ich habe ein großes Bedürfnis, die Lage zu verstehen, die Ursache der Wirkung zu kennen. Warum komme ich zu spät? Wie lange stehen wir noch mitten auf dem Gleisbett rum? Holen wir die Verspätung wieder auf? Mit diesen Fragen bombardiere ich regelmäßig die Bahnangestellten, wenn es zu Verspätungen kommt. Doch die sind meistens genauso ratlos, als wären sie selbst Passagiere und keine Mitarbeiter.

5. Web 0.0

World Wide Web gibt es inzwischen überall, nur nicht im Zug. Doch Halt! Ich ziehe die verbale Notbremse, denn das ist nur die halbe Wahrheit: Es gibt eine Internetverbindung im ICE, aber nur für die erste Klasse. Denn wer Bahn fährt, fährt in der Zwei-Klassen-Gesellschaft. Ich gehöre leider nicht zum exklusiven Club der Besserfahrer. Dann also weiter ohne Internet.